Die Google-Mutter Alphabet hat sich verschiedenen US-Berichten zufolge einen größeren Anteil am KI-Startup Anthropic gesichert. Über die Höhe gibt es unterschiedlichen Angaben: Die Financial Times spricht von 300 Millionen Dollar, Bloomberg taxiert das Investment in das KI-Startup sogar auf 400 Millionen Dollar. Angeblich erhält Google dafür einen Anteil von zehn Prozent an Anthropic.
Anthropic wurde 2021 von ehemaligen OpenAI-Mitarbeitern gegründet. Dazu zählen die Zwillinge Daniela und Dario Amodei, außerdem Tom Brown, der bei OpenAI die Entwicklung der GPT-Sprachmodelle geleitet hatte. Angeblich hatte es in Reihen des OpenAI-Managements Streit um die künftige Ausrichtung des Unternehmens gegeben. Die Gruppe, die später Anthropic gründete, war wohl nicht mit dem wachsenden Einfluss von Microsoft und der zunehmend kommerziellen Ausrichtung OpenAIs einverstanden.
Neue Tool-Generation läutet neues KI-Zeitalter ein
Anthropic arbeitet wie OpenAI an sogenannten Generative-Pretrained-Transformer- (GPT-)Modellen. Diese Tools gehören in die Kategorie "Generative KI". Die Analysten von Gartner beschreiben damit KI-Techniken, die aus Massendaten neue Artefakte erzeugen können. Diese haben zwar Bezüge zu den Originaldaten, sind im Grunde aber völlig neu. Dazu zählt zum Beispiel der Bildgenerator DALL-E von OpenAI, der auf Beschreibungen hin Bilder erstellt. ChatGPT von OpenAI kann bekanntlich auf einfache Anweisungen hin Inhalte kreieren wie zum Beispiel Texte oder Softwarecode. Das Pendant aus dem Hause Anthropic heißt Claude und ist derzeit als Beta-Version noch unter Verschluss.
Das könnte sich mit dem Engagement von Google allerdings schnell ändern. Derzeit wird bereits heftig darüber spekuliert, dass Google Claude eng mit den eigenen Produkten, insbesondere der Web-Suche verzahnen werde - ähnlich der Microsoft-Strategie. Der Windows-Konzern hat bereits damit begonnen, ChatGPT in seine Azure-Cloud einzubauen und mit Tools wie beispielsweise Teams zu integrieren.
Anthropic verspricht verlässliche und sichere KI
Die Verantwortlichen von Anthropic und Google wollten bislang weder zu den Gerüchten noch zu der finanziellen Beteiligung Stellung nehmen. Allerdings gab Anthropic gerade erst bekannt, dass Google als der bevorzugte Cloud-Provider für die eigenen KI-Tools fungiere. Man nutze die GPU- und TPU-Cluster von Google Cloud, um die eigenen KI-Systeme zu trainieren, zu skalieren und einzusetzen, heißt es in einer Mitteilung des Startups. Ähnlich hatte sich OpenAI zu Microsofts Azure-Cloud bekannt.
"Wir gehen eine Partnerschaft mit Google Cloud ein, um die nächste Phase von Anthropic einzuläuten, in der wir unsere KI-Systeme einer größeren Anzahl von Menschen zur Verfügung stellen wollen", sagte Anthropic-CEO Dario Amodei. "Die Zusammenarbeit bietet uns die Leistung und Skalierung der Cloud-Infrastruktur, die wir brauchen."
"Durch die Partnerschaft mit Google Cloud können wir eine robuste KI-Plattform aufbauen", so Amodei weiter. Anthropic wolle zuverlässige, interpretierbare und steuerbare KI-Systeme entwickeln - wie zum Beispiel eben Claude. Das Startup verweist auf Sicherheitstechniken wie Constitutional AI, um KI-Technologien zu schaffen, die verlässlich und leicht zu verstehen sein sollen.
Google-Gründer zurück an Bord
Wie genau Google Anthropic-Technik nutzen wird, dürfte sich schon bald herausstellen. Der Konzern will die Öffentlichkeit am 8. Februar über die nächste Stufe seiner KI-Entwicklung bekannt zu geben. Es gehe darum, die Art und Weise neu zu gestalten, wie Menschen nach Informationen suchen, sie erkunden und mit ihnen interagieren, heißt es in der Ankündigung. Die Suche nach Informationen werde natürlicher und intuitiver als je zuvor, versprechen die Google-Verantwortlichen.
Google steht unter massivem Druck, dem Microsoft-Vorstoß etwas entgegenzusetzen. CEO Sundar Pichai hatte sogar die Gründer Larry Page und Sergey Brin wieder an Bord geholt, um gemeinsam die KI-Strategie zu überarbeiten - so zumindest berichtete die New York Times mit Bezug auf Firmen-Insider. Nach den beeindruckenden Vorstellungen von ChatGPT hatten Branchenbeobachter schon über das Ende von Googles Suchmaschine fabuliert.