Über 25 Jahre war Google das Benchmark in Sachen Internet-Suchmaschinen. Mit einem Marktanteil von fast 85 Prozent, laut Statista, schien an der Suchmaschine kein Weg vorbeizuführen. Schien, denn mit Copilot für Bing, einer KI-gestützten Chat-Suche, könnte Microsoft endlich einen Weg gefunden haben, dem Primus den Schneid abzukaufen.
Kommt das Aus für SEO?
Findet Google nicht bald eine adäquate Antwort - an das Debakel mit dem Chatbot Bard sei hier nur am Rande erinnert - auf Microsofts KI-Angriff, könnte das Auswirkungen auf ganze Branchen haben. Hier sei nur an die SEO-Branche gedacht, die mit der Suchmaschinenoptimierung trefflich Geld verdient.
So geben Unternehmen im Durchschnitt laut verschiedenen Quellen monatlich zwischen bis 3.000 bis 4.000 Euro für SEO aus - vereinzelt wird sogar von Budgets bis zu 20.000 Euro und mehr berichtet. Doch diese Ausgaben könnten sich erübrigen, wenn sich die KI-gestützte Chat-Suche durchsetzt und künftig Inhalte mehr zählen als Keywords.
Sollte sich die KI-gestützte Suche durchsetzen, könnte das auch gravierende Folgen für das Online-Marketing haben. Denn auch hier steht SEO neben Social Media ganz oben auf der Liste. Nur mit KI könnte das Rennen um das beste Ranking in der Google-Suche Technik von gestern sein.
Gamechanger KI?
Doch warum sollte KI der große Gamechanger sein? Weil die KI künftig im Chat auf Suchanfragen keine einzelnen Webseiten mehr als Ergebnis ausgibt, sondern auf Suchanfragen - wie etwa Microsofts Copilot für Bing - mit kurzen Zusammenfassungen antwortet. Im Gegensatz zur Google stehen damit Webseiten und ihr Ranking nicht mehr im Vordergrund, sondern der Content zählt.
Praxistest: Bing-KI versus Google
Auf die Frage, welche Smartwatch sich zum Tauchen eignet, antwortet etwa Microsofts Bing-KI mit drei Produktvorschlägen. Zu jedem der Vorschläge liefert die KI zudem noch eine kurze Begründung mit. Google liefert dagegen die übliche Liste mit x-Webseiten, durchmischt mit gesponserten Antworten. Letztlich kommt der User so mit dem KI-gestützten Bing schneller zum Ziel.
Das gleiche Bild zeigt sich beispielsweise bei der Frage, wie ein Fahrzeugbesitzer in das Werkstattmenü seines Autos kommt. Auch hier listet Google lediglich x Webseiten und Foren auf, wobei die Suchmaschine in ihrer Ergebnisliste teilweise auch noch die verschiedenen Baureihen verwechselt. Die Bing-KI generiert dagegen eine Kurzanleitung und erklärt, welche Tasten wann und wie zu drücken sind, um in das Werkstattmenü zu kommen.
Damit punktet Microsofts Copilot
Dabei weiß Microsofts Copilot im Gegensatz zu ChatGPT noch in einem anderen Punkt zu überzeugen: Die KI nennt einen Teil ihrer Quellen in Form von Links, so dass der User das Ergebnis auch noch selbst verifizieren kann. Zudem wird die Ausgabe auch noch mit der Nennung einiger Videos komplettiert.
Offen bleibt jedoch, inwieweit man den KI-Empfehlungen in der Praxis wirklich vertrauen kann. Und anhand welcher Kriterien trifft die KI ihre Auswahl? Oder wird künftig anstelle der SEO-Optimierung eine KI-Optimierung als Marketing-Instrument gefragt sein?
15 Prozent plus für Microsoft Bing
Zumindest für Microsoft scheint sich laut Reuters das Engagement in Sachen KI-gestützter Bing-Suche schon gelohnt zu haben. So titelte Reuters Ende März "OpenAI tech gives Micosofts Bing a boost in search battle with Google".
Erste Statistiken scheinen dies zu untermauern. So berichtet GoogleWatchBlog, dass Bing die Zahl seiner Seitenaufrufe zwischen dem 7. Februar und dem 20. März um 15 Prozent steigern konnte. Und die Zahl der App-Downloads konnte Microsoft, so GoogleWatchBlog, um das Achtfache steigern, während Google zwei Prozent verlor.