Ein überraschendes Ergebnis der CW-Studie Cloud-Telefonie ist, dass die über 40 Jahre alte Fax-Technologie auch die Migration in die All-IP-Welt überleben wird, wenn die Telekom Ende 2018 das klassische analoge TK-Netz und ISDN abschaltet. So glauben 60 Prozent der Unternehmen nicht, dass sich das Thema Fax bis Ende 2018 erledigt hat, denn über 70 Prozent sind der Meinung, dass die alte Technik für ihre Geschäftspartner einen hohen Stellenwert hat.
Cloud-Telefonie im Enterprise
Die Netzumstellung der Telekom auf eine All-IP-Welt ist primär eine Herausforderung für den Mittelstand, denn hier nutzen noch über 70 Prozent entsprechendes klassisches TK-Equipment. Dagegen ist ISDN nur noch in der Hälfte der Großunternehmen anzutreffen. Dafür nutzen 64 Prozent von ihnen bereits IP-Telefonanlagen und jedes zehnte Großunternehmen telefoniert bereits über die Cloud.
Im Zuge der Cloud-Telefonie-Studie, die die COMPUTERWOCHE gemeinsam mit den Partnern Broadsoft Deutschland, NFON AG, TeamFON GmbH sowie QSC AG in zwei Wellen im Früh- und Spätsommer 2015 durchführte, wurden in der ersten Welle 220 und in der zweiten Welle 421 Teilnehmer per qualifizierten Interviews befragt.
Kritische IT-Leiter
Gut informiert zeigen sich die Befragten hinsichtlich des Aus klassischer Telefonielösungen. Entsprechend liebäugelt das Gros mit einer IP-Telefonanlage. Grundsätzlich kann sich auch ein Drittel eine Cloud-Lösung vorstellen. Konkret planen dies in den nächsten 12 Monaten allerdings nur etwas über 7 Prozent. Auffallend ist dabei, dass IT-Entscheider überdurchschnittlich hoch der Cloud-Telefonie kritisch gegenüberstehen. Die Entscheider aus den Fachbereichen sehen dies weniger skeptisch, haben sich aber häufig noch keine Meinung gebildet.
Von der Cloud-Telefonie erhoffen sich 45 Prozent eine einfachere Vernetzung verschiedener Standorte und externer Arbeitsplätze. Ein weiterer Vorteil ist für viel die beliebige Skalierbarkeit der Systeme. Ferner führt ein Drittel der Befragten den Wegfall der Wartung las maßgeblichen Vorteil an.
Security-Bedenken gegenüber der Cloud
Spricht sich ein Unternehmen gegen die Cloud-Telefonie aus, so werden meist Datenschutz, Sicherheitsbedenken sowie Zweifel an der Abhörsicherheit ins Feld geführt. Zudem zweifeln viele an der Zuverlässigkeit der Cloud, wobei für 70 Prozent der Unternehmen die stärkere Abhängigkeit vom Internet-Access gegen die Einführung einer Cloud-basierten TK-Anlage spricht. Angesichts der steigenden Bedeutung des Internet-Anschlusses in einer All-IP-Welt hat die Hälfte der Unternehmen bereits in höhere Bandbreite investiert. Ebenso gehört bei vielen bereits ein redundanter Anschluss zum Unternehmensalltag. Eher zurückhaltend agieren die Unternehmen dagegen beim Thema Backup. Am ehesten können sich die Unternehmen dabei noch den Mobilfunk (UMTS/LTE)las Backup-Dienst vorstellen.
Legacy wird durch IP abgelöst
Positiv überraschte in der Studie die Bereitschaft der Unternehmen mit den Ende der ISDN-Ära auch ihre Legacy-Systeme zu ersetzen. Lediglich 32 Prozent können sich Adapterlösungen vorstellen, die klassische Telefonsignale in IP umsetzen. 57 Prozent wollen dagegen ihre Anwendungen auf IP migrieren. Auffallend ist dabei, dass die Mehrheit der Unternehmen ihren TK-Partner beziehungsweise Carrier in der Pflicht sehen, ihnen bei der Migration der Legacy-Systeme zu helfen. So erwarten 60 Prozent eine konkrete Projektunterstützung.
Made in Germany zählt bei der Cloud
Apropos Partner - bei der Wahl eines Cloud-Telefonie-Partners achtet über die Hälfte auf ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Des Weiteren können die Anbieter in der Kundengunst mit technischem Know-how punkten. Unabhängig von diesen Kriterien stehen die hiesigen Unternehmen auf Cloud-Services Made in Germany. So erwarten fast 80 Prozent, dass ihre Cloud-Partner Verträge nach deutschem Recht abschließt. Ebenso wichtig ist die Einhaltung deutscher Datenschutzrichtlinien. Zudem sollte der Anbieter ein Rechenzentrum in Deutschland betreiben und zumindest eine Niederlassung, wenn nicht gar den Hauptsitz hierzulande haben. Und trotz Internet, Facebook etc. ist für ein Drittel weiterhin ein fester Ansprechpartner ein Kriterium.
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