SAP-Anwender im Hamsterrad
In ihrer Umfrage ermittelte die DSAG auch den Einsatzgrad von S/4HANA im Vergleich zum Vorgänger, der Business Suite. Der Fokus der Anwender liegt zunehmend auf S/4HANA, lautete das Ergebnis. In den kommenden drei Jahren seien in vielen Unternehmen Umstellungsprojekte geplant. Von abgeschlossenen S/4HANA-Projekten könnten aktuell jedoch nur wenige Unternehmen berichten. Die "selbstgefühlte" Transformation in den Unternehmen sei sogar schlechter als im Vorjahr, berichtete Lenck: "Gefühlt macht jeder was. Aber alle haben das Gefühl im Hamsterrad zu stecken."
Angesichts dieser Situation rütteln die Anwendervertreter am Termin für das Wartungsende der Business Suite im Jahr 2025. Schon in den vergangenen Jahren hatte DSAG-Chef Lenck immer wieder durchblicken lassen, dass aus seiner Sicht eine Fristverlängerung sinnvoll und angebracht sei. In Nürnberg legte nun Ralf Peters, Fachvorstand Digitalisierung, Finance & Value Chain nach. "Bis 2025 werden niemals alle ECCs verschwunden sein", so der Manager. Auch den von SAP propagierten Trend hin zu Cloud-Architekturen sieht Peters kritisch. Vielmehr würden derzeit aus seiner Sicht On-Premise-Infrastrukturen eine Renaissance erleben. Von SAP forderte er eine klare, nachvollziehbare Strategie, welche Produkte künftig in der Cloud und/oder On-Premise angeboten würden.
Hybride Lösungen brauchen funktionierende Integration
Während S/4HANA bei den SAP-Anwendern als Kern ihrer Business-Anwendungen gesetzt scheint, sieht es in flankierenden Bereichen wie beispielsweise dem Kundenmanagement ganz anders aus. Bei den Lösungen von SAP zur Digitalisierung der Kundenprozesse wie C/4HANA oder Qualtrics stellt sich die Situation aus Sicht der DSAG wesentlich differenzierter dar. Sie kommen bei den Mitgliedsunternehmen zwar zum Einsatz, sind gegenüber Wettbewerbern aber eher schwächer vertreten. "Damit die neuen SAP-Produkte bei DSAG-Mitgliedern ankommen, benötigen sie eine funktionierende Integration. Ist dies der Fall, kann SAP ihren Mehrwert als Anbieter hybrider Lösungen besser ausspielen", so Lenck.
Interessantes Umfragedetail zum Schluss: Wenn es um Digitalisierung geht, vertrauen SAP-Anwender am liebsten auf ihre Peers. CIO glaubt am ehesten CIO, was tatsächlich funktioniert. Fast 70 Prozent der Befragten bezeichnen die Anwendervereinigung als vertrauenswürdigen, strategischen Partner. Die DSAG landet somit vor den SAP-Partnern (58 Prozent) und weit vor SAP selbst (37 Prozent). Dass SAP im Vergleich mit den eigenen Partnern so schlecht abschneidet, erklärt Lenck damit, dass die Partner näher dran sind am Kunden als der Softhersteller selbst. Der DSAG-Vorstand prophezeit: "Der Gap zwischen SAP und Kunden wird größer. Könnte sein, dass wir da nächstes Jahr noch schlechtere Werte kriegen."