Die Modernisierung der IT-Infrastruktur mit Technologien wie Virtualisierung oder Daten-Konversion lohnt sich und ist die Voraussetzung, damit Firmen den digitalen Wandel meistern können. Doch insgesamt besteht noch Nachholbedarf bei der Legacy-Modernisierung. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Studie "Legacy-Modernisierung 2022", die CIO, CSO und COMPUTERWOCHE gemeinsam mit den Partnern Confluent, TIMETOACT Group, PKS Software, CAST Software und Workday realisiert haben. Dazu wurden 339 Entscheider aus der DACH-Region zu ihren Ansichten, Plänen und Projekten rund um Legacy-Modernisierung befragt.
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Ein erster Bericht zu den Ergebnissen der Studie befasste sich mit dem Status quo in deutschen Unternehmen. In diesem zweiten Teil stehen die Chancen, eingesetzten Technologien sowie die technischen und organisatorischen Herausforderungen der Legacy-Modernisierung im Mittelpunkt.
Optimierte Geschäftsprozesse und höhere Sicherheit
Grundsätzlich erwartet nur ein Prozent der befragten Firmen keine Vorteile durch die Modernisierung von Bestandssystemen. Wichtigste Motive für eine Erneuerung der IT sind veränderte Anforderungen in Geschäftsprozessen sowie technologische Gründe / IT-Architektur mit jeweils 46 Prozent. Überdurchschnittlich hoch sind hier die Werte bei den großen Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern. Auch hohe Kosten, fehlendes Know-how etwa für Cobol und gesetzliche Vorgaben / Compliance sind grundlegende Beweggründe für die Modernisierung von Bestandssystemen.
Bei den Vorteilen stehen zwei Themen gleichauf mit großem Abstand an erster Stelle: Jeweils knapp die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) erhofft sich durch eine Frischzellenkur für die IT beschleunigte und verbesserte Geschäftsprozesse sowie ein Plus an Sicherheit. Weit dahinter folgen Themen wie die (schnellere) Entwicklung neuer Services und Produkte (33 Prozent), geringere Ausfallzeiten (32 Prozent) und Senkung der Betriebskosten (27 Prozent). Neben Vorteilen wie höherer Skalierbarkeit rechnen die Firmen auch mit einer höheren Agilität und niedrigeren Wartungskosten, wenn sie ihre Legacy-IT modernisieren.
Für Heidi Schmidt, Managing Director und CEO bei der PKS Software GmbH, sparen Firmen durch die Modernisierung Kosten durch optimierte, entschlackte und moderne Systeme, erhalten Sicherheit im laufenden Betrieb und vermeiden lange Behebungszeiten bei Störungen durch Transparenz über die Anwendungen und deren Strukturen. "Zudem binden Firmen das Know-how aller Generationen ein, erhöhen die Nachhaltigkeit und können freiwerdende Gelder für Neuinvestitionen nutzen. Erfahrene Mitarbeiter bleiben länger an Bord und das Unternehmen wird zu einem innovativen Arbeitgeber, der attraktiv für neue Mitarbeiter wird", so Heidi Schmidt.
- Kai Waehner, Field CTO bei Confluent
"Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich, damit anzufangen und dabei zu wissen, dass Legacy Modernisierung ein schrittweiser Prozess ist und ein ‚Big Bang‘ nicht funktionieren wird. Viele unserer Kunden setzen auf eine Daten-Streaming-Architektur bei der Modernisierung aber beginnen mit kleinen Use Cases, um das Paradigma zu verstehen. Nach und nach werden dann mehr Anwendungsfälle auf die Streaming-Plattform gehoben, bis auch abteilungsübergreifend Daten in Bewegung genutzt werden können. Allerdings ist es auch hier essenziell, dass IT- und Fachabteilungen gleichermaßen abgeholt werden und den Mehrwert der Modernisierung verstehen und mittragen, um schnellstmöglich Mehrwerte zu schaffen, Risiken zu minimieren und letztlich den Umsatz zu steigern."<br /><br />"Dank der gut aufgestellten Marketplaces der großen Cloud-Vendoren, kann schnell ein Best-of-Breed-Stack aufgesetzt werden, ein erheblicher Vorteil gegenüber langwieriger Implementierungszyklen." - Heidi Schmidt, Managing Director (CEO) bei PKS Software
"Grundsätzlich sollten Firmen ihre technischen und fachlichen Gegebenheiten genau analysieren, um zu sehen, was technisch wirklich erforderlich ist. Shit-in führt zu Shit-out, zumal der Ausbau technischer Altlasten oft mit hohen Invests verbunden ist. Daher ist die Bereinigung von Systemen in der Modernisierung der allererste Schritt, der nach wie vor häufig vergessen wird. Und: Bei den vielen Diskussionen über Technik, Features und Funktionen wird oft der Faktor Mensch vergessen. Notwendig sind Teamworkshops und das Herausarbeiten von unterschiedlichen Werten aller Beteiligten, um eine logische von allen unterstützte Lösung zu finden. Zudem sollten Firmen jungen Menschen das Thema „Legacy-Modernisierung“ als Mega-Chance für Nachhaltigkeit in der IT vermitteln."<br /><br /> "Cloud Computing spielt bei der Modernisierung eine Rolle unter vielen, aber nicht die wirklich entscheidende." - Jan Hachenberger, Head of Performance Strategy bei TIMETOACT Software & Consulting
"Eine Legacy-Modernisierung ist fast immer ein Großprojekt, und viele Unternehmen gehen das Thema daher zögerlich an. So setzt es eine detaillierte Dokumentation aller Abhängigkeiten zwischen Legacy- und Umsystemen voraus, die oftmals umfänglich aktualisiert werden muss. Ressourcenengpässe – seien es fehlende Entwicklerkompetenzen oder fehlendes Budget – sind weitere Herausforderungen, denen es sich in diesem Kontext zu stellen gilt."<br /><br /> "Die Cloud ist Enabler und technologische Basis für Betriebsmodelle mit weniger umfangreichem TCO. Sie bietet höhere Sicherheit sowie Skalierbarkeit für Legacy-Systeme oder deren Migration in alternative Lösungen." - Jens Krüger, Chief Product Architect bei Workday
"Die Modernisierung von monolithischen IT-Systemen und veralteten Prozess-Architekturen bringt organisatorische Agilität durch optimierte Geschäftsprozesse, erhöhte Systemleistung und Zuverlässigkeit sowie die notwendige Flexibilität im täglichen Betrieb. Komplexe Altsysteme, oft mit maßgeschneiderten Software-Eigenentwicklungen, verursachen einen hohen Aufwand für Wartung und Betrieb: Mit dem Einsatz von Standard-Software lassen sich langfristig Kosten senken und gleichzeitig die Transparenz erhöhen sowie die Compliance und Sicherheit verbessern."<br /><br />"Eine Modernisierung der IT-Systeme und eine Digitalisierung der Geschäftsprozesse wird nicht erfolgreich sein, wenn veraltete Anwendungen einfach nur in einer Cloud laufen statt On-Premises. Erst mit einer echten und cloud-nativen SaaS-Architektur können Unternehmen von Vorteilen wie Agilität, Flexibilität und Skalierbarkeit für ihre digitalen Prozesse profitieren." - Mesut Bakir, Managing Director DACH bei CAST
"Mit einer modernisierten IT-Infrastruktur können Unternehmen ihre Kosten senken und beispielsweise Maintenance-Kosten in sechs- bis siebenstelliger Höhe einsparen. Zudem werden sie dadurch attraktiv für nachfolgende Talente und Mitarbeiter und erhalten im Zuge der Modernisierung eine nachhaltige Dokumentation inklusive fundiertem Wissenstransfer."<br /><br />"Cloud Computing spielt in der heutigen Modernisierung von Legacy-Systemen nach wie vor eine sehr gewichtige Rolle, da es ein schnelles und flexibles Handling der Transaktionslast der einzelnen Applikationen ermöglicht und damit Zeit sowie Kosten einspart. Auch hier gelten die grundsätzlichen Vorteile der Cloud wie nicht mehr benötigte Hardware, minimaler Administrations- und Wartungsaufwand, reduzierte Energiekosten oder einfacheres Backup."
Zukunftssicher mit Schutz der Investitionen
Laut Dr. Jan Hachenberger, Head of Performance Strategy bei der TIMETOACT Software & Consulting GmbH, leistet die Legacy-Modernisierung einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Unternehmens: "Entweder durch den weiteren Betrieb des Altsystems auf skalierbaren und leistungsfähigen technischen Plattformen oder durch die Migration in alternative Lösungen. Auf diese Weise gewinnt das Unternehmen ein Stück technische Unabhängigkeit zurück und ist für neue Herausforderungen im sich ständig wandelnden IT-Umfeld gewappnet."
Kai Waehner, Field CTO bei Confluent, ist überzeugt, dass Unternehmen nur wettbewerbsfähig bleiben können, wenn sie flexibel auf sich verändernde Umstände reagieren können. Als wesentliche Voraussetzung dafür sieht er in einer datengetriebenen Welt auch die Flexibilität der Software-Architektur: "Hier ist Entkopplung das Wort der Stunde. Viele aktuelle 'Spaghetti-Architekturen' erlauben keine zeitgemäße Datennutzung. Wer schnell und sinnvoll auf Daten zugreifen und diese verarbeiten kann, erfüllt die Erwartungshaltung der Kundschaft und schafft schneller Innovationen und Services." Zudem rät er Firmen, Daten vom teuren Mainframe in die (hybride) Cloud zu migrieren, um Kosten zu sparen.
Top-Herausforderung: Zielkonflikte bei Technologien
Damit die Modernisierung von Bestandssystemen erfolgreich verläuft und entsprechenden Nutzen bringt, müssen Firmen eine Reihe von Hürden überwinden. Als größte Herausforderung nannten 41 Prozent der Befragten Zielkonflikte bei Technologie mit mangelndem Problembewusstsein /-verständnis für Lösungen - häufig ein Thema im Verhältnis zwischen IT und Business. Hier sind sich Unternehmen jeder Größe und auch die einzelnen Rollen im Unternehmen einig; es gab keine relevanten Unterschiede. Eine enge Zusammenarbeit zwischen der IT-Abteilung und den Fachbereichen ist zentral. Nur wenn IT und Business miteinander verzahnt sind, wird die Modernisierung erfolgreich ablaufen.
"Organisatorisch benötigt man dazu bei Ressourcen und Budget die Unterstützung mehrerer Business- und Technik-Sponsoren'. Denn jeder dieser 'Sponsoren' hat einen gewissen 'Schmerzpunkt', den es zu berücksichtigen oder lösen gilt", sagt Mesut Bakir, Managing Director für Deutschland, Österreich und die Schweiz (D/A/CH) bei der CAST GmbH. "Zudem müssen immer mehrere Wissensträger aus verschiedenen Abteilungen miteinbezogen werden, da die Applikations-Architektur oft nur teilweise oder gar nicht dokumentiert ist, sprich die Applikations-Abhängigkeiten untereinander nicht nachvollziehbar sind." Die Legacy-Modernisierung darf dabei aber laut Bakir das Daily Business nicht beeinträchtigen.
Fokus auf Geschäftsdomänen
37 Prozent der Befragten nennen als Hürde die Schwierigkeit, notwendige Modernisierungskosten gegenüber dem Management adäquat darzustellen. Wenig überraschend sind hier die Werte beim IT-Leiter und der IT-Abteilung mit 43 Prozent überdurchschnittlich hoch. Zu den weiteren etwas größeren Herausforderungen zählen die Komplexität des Themas ("Wo fangen wir an?"), allgemeine Budget-Probleme (24 Prozent) sowie mit jeweils 22 Prozent die Darstellung des Nutzwerts (RoI) von rein technischen Modernisierungsmaßnahmen sowie die Verknüpfung der Modernisierung mit fachlicher Weiterentwicklung (Etablierung von Mehrwerten für das Business).
Für Dr. Jens Krüger, Chief Product Architect bei Workday, brauchen Firmen hier am Anfang die Analyse der bestehenden IT-Landschaft und den Mut, Prozesse neu zu bewerten, zu überarbeiten und auch zu standardisieren und reduzieren. Er rät Unternehmen, dabei den Fokus - technisch wie organisatorisch - auf Geschäftsdomänen zu legen und Schritt für Schritt vorzugehen. "Prozesse finden meist innerhalb einer Geschäftsdomäne statt, ebenso wie Berichte, Analysen und Aktionen. Mit einer solchen Domain-orientierten IT-Landschaft, einem Verbund von domänenspezifischen SaaS-Lösungen, lässt sich das volle Potenzial einer cloudbasierten Software ausschöpfen", so Jens Krüger. "Grundvoraussetzung für eine Legacy-Modernisierung ist ein digitales Mindset und der Wille zu Veränderungen. Ohne Vision und Verständnis für digitale Prozesse und Arbeitsweisen kann eine echte digitale Transformation nicht gelingen."
Cloud bietet Flexibilität
Die wichtigste Methode bei der Modernisierung der Bestandssysteme ist Virtualisierung (40 Prozent), gefolgt von der Erweiterung von Bestandsanwendungen durch neue (Micro-)Services und Daten-Konversion mit jeweils 34 Prozent. Weiterhin wichtig für die Modernisierung sind aktuell Container-Techniken und Künstliche Intelligenz. Auch die Cloud spielt eine zentrale, wenn nicht sogar die wichtigste Rolle bei der Modernisierung.
Fast ein Viertel der Firmen (24 Prozent) setzt bei der Modernisierung der Legacy-IT auf jeden Fall auf Cloud Computing, speziell PaaS. Überdurchschnittlich hoch sind hier die Werte bei den Führungskräften auf Vorstandsebene, den großen Unternehmen und der IT-Abteilung. 27 Prozent der befragten Unternehmen setzen wahrscheinlich auf Cloud-Ressourcen, um ihre IT-Infrastruktur zu modernisieren. 26 Prozent setzen zur Modernisierung vielleicht auf die Cloud. Nur drei Prozent der Unternehmen beziehen ihre IT-Infrastruktur ganz sicher nicht aus der Cloud, neun Prozent eher nicht (16 Prozent mittlere Unternehmen), und vier Prozent haben sich noch nicht entschieden.
Dazu Kai Waehner von Confluent: "An 'Cloud first' oder sogar 'Cloud only' kommen die meisten Unternehmen nicht mehr vorbei, da es ja auch von den Vorreitern aller Branchen vorgelebt wird, wobei hier auch oft Hybrid-Cloud-Architekturen im Einsatz sind, je nach Anwendungsfall. Die Cloud bietet die notwendige Skalierbarkeit und Flexibilität und ist bei Bedarf schnell verfügbar." Dank der gut aufgestellten Marketplaces der großen Cloud-Vendoren können Firmen laut Kai Waehner schnell ein Best-of-Breed-Stack aufsetzen.
Do-it-yourself bei der Modernisierung
In den meisten Unternehmen setzt die interne IT-Abteilung die Modernisierung der Anwendungen selbst um (36 Prozent) oder beauftragt einen konzerneigenen Service Provider oder Dienstleister (32 Prozent). Nur 18 Prozent der Firmen beauftragen einen externen Dienstleister mit der Modernisierung der Anwendungen, 13 Prozent setzen auf eine Kombination aus interner IT-Abteilung und teilweiser Hilfe durch spezialisierte Dienstleister. Bei den externen Partnern haben Cloud Provider (41 Prozent) klar die Nase vorn, vor allem bei den großen Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern. Nur 21 Prozent der kleinen Firmen hingegen entscheiden sich für einen Cloud Provider. Ein Drittel der Firmen setzt auf Berater beziehungsweise Service Provider.
Die drei wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines Dienstleisters für die Modernisierung von Systemen, Anwendungen und Prozessen sind ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis (31 Prozent), technisches Wissen (26 Prozent) und das Vertrauen in den Anbieter (24 Prozent).
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Studiensteckbrief
Herausgeber: CIO, CSO und COMPUTERWOCHE
Platin-Partner: Confluent GmbH
Gold-Partner: PKS Software GmbH; TIMETOACT Software & Consulting GmbH
Silber-Partner: CAST GmbH; Workday GmbH
Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche von Unternehmen in der D-A-CH-Region: strategische (IT-)Entscheider im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs), IT-Entscheider und IT-Spezialisten aus dem IT-Bereich
Teilnehmergenerierung: Persönliche E-Mail-Einladung über die Entscheiderdatenbank Entscheiderdatenbank von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE sowie - zur Erfüllung von Quotenvorgaben - über externe Online-Access-Panels
Gesamtstichprobe: 339 abgeschlossene und qualifizierte Interviews
Untersuchungszeitraum: 11. bis 18. Mai 2022
Methode: Online-Umfrage (CAWI)
Fragebogenentwicklung & Durchführung: Custom Research Team von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE in Abstimmung mit den Studienpartnern