"Ein Haufen Leute ohne Geschäftssinn, die wussten, wie man Gras anbaut"
Technologie durchdringt also dieselben Prozesse und setzt dieselben Ressourcen frei wie in anderen Handels-Sparten, wo das schon lange zum Standard gehört, geht dabei aber auf die besonderen regulatorischen Bedürfnisse der Marihuana-Industrie ein. Und weil die Branche wächst und reift, wird sich dieser Trend fortsetzen und weiter verstärken.
"Als ich in dieser Branche angefangen habe", erzählt LaConte’s-Manager Howell, "war das einfach ein Haufen Leute ohne Geschäftssinn, die wussten, wie man Gras anbaut. Heute fangen die großen Player damit an, Berater anzuheuern und HR-Abteilungen aufzubauen. Die Unternehmen, die in diesem Umfeld überleben, wissen, dass sie einen CEO, ein Geschäftsmodell und einen Plan brauchen. Und wir brauchen Technologien, um unsere Prozesse zu verschlanken und Richtlinienkonformität gewährleisten zu können."
Das sind wichtige Schritte, denn wenn es nach Green Lion Partners-CEO Bologna geht, werden Cannabis-Produkte irgendwann zu völlig normalen Bedarfsartikeln. Sollte das tatsächlich geschehen, dürften auch in der Marihuana-Branche dieselben effizienzsteigernden Best Practices und Tools zur Anwendung kommen, wie in der restlichen Enterprise-Welt: "Viele Leute stecken uns in eine Schublade, aber wir sind bereits dabei, mit allen grundlegenden Tools zu arbeiten", so Bologna.
- 10. Neue Technologien
Es gibt eine Reihe neuer Technologien im Ökosystem der Business Intelligence. Mit ihrer Markteinführung werden auch Lücken sichtbar, die es noch zu füllen gilt. Neu gegründete Unternehmen werden genau das tun. Hadoop-Beschleuniger, NoSQL-Datenintegration, Integration von Daten des Internet der Dinge, verbesserte Social-Media - alles Ansatzpunkte für neue Start-Ups. In 2016 werden wir den Aufstieg dieser „Lückenfüller“ und damit einhergehend eine Konsolidierung des Marktes beobachten können. Unternehmen werden sich zunehmend vom Ansatz der Einzellösung verabschieden und auf einen offenes und flexibles Arsenal setzen, das neue Technologien beinhaltet. - 9. Daten aus dem Internet der Dinge
Das Internet der Dinge (IoT) schickt sich an, 2016 den Mainstream zu erobern. Es scheint so, als hätte bald alles einen Sensor, der nach Hause telefoniert. Man muss sich nur die Masse an Daten vorstellen, die von Mobilgeräten rund um die Uhr erzeugt werden. Mit dem Wachstum des IoT-Datenbestands steigt auch das Potenzial für neue Erkenntnisse. Firmen werden nach Mitteln und Wegen suchen, Anwender Daten erforschen und ihre Ergebnisse teilen zu lassen - und das auf sichere, geregelte und interaktive Art und Weise. - 8. Mobile Analytik-Lösungen werden eigenständig
Die Mobile Analytik ist erwachsen geworden. Sie ist nicht länger nur eine Schnittstelle der herkömmlichen Business-Intelligence-Produkte. In 2015 kamen Produkte auf den Markt, die eine fließende, auf Mobilgeräte optimierte Benutzererfahrung boten. Unterwegs mit Daten zu arbeiten wird von einer lästigen Pflicht zu einem dynamisch integrierten Teil des Analyseprozesses. - 7. Kompetenzzentren für Analytik spielen zentrale Rolle
Immer mehr Unternehmen werden Kompetenzzentren (CoE) einrichten, um die Verbreitung und Implementierung von Self-Service-Analytik zu fördern. Diese Zentren spielen eine kritische Rolle bei der Umsetzung einer datengesteuerten Unternehmenskultur. Durch Online-Foren und Einzeltraining versetzen sie auch Nicht-Experten in die Lage, Daten in ihre Entscheidungsprozesse einzubinden. Mit der Zeit führt dies dazu, dass sich die Arbeitsabläufe im gesamten Unternehmen auf Daten stützen und an ihnen orientieren. - 6. Cloud-Daten und -Analytics starten durch
2015 war das Jahr, in dem die Cloud salonfähig wurde. Die Unternehmen merkten, dass die Speicherung von Daten in der Cloud einfach und sehr gut skalierbar ist; und dass man mit Cloud-Analytik sehr agil ist. Nicht zuletzt dank neuer Tools, die es einfacher machen Daten aus dem Web zu verwenden, werden 2016 noch mehr Unternehmen in die Cloud wandern. Die Early Adopter lernen jetzt schon von diesen Daten, und alle anderen stellen fest, dass sie besser nachziehen sollten. Mehr Unternehmen werden dank der Cloud größere Datenmengen schneller analysieren - die Cloud etabliert sich als unternehmenskritisches System. - 5. Advanced Analytics nicht mehr nur für Analysten
Auch die Nicht-Analysten werden immer anspruchsvoller. Sie erwarten mehr als nur ein Diagramm, das auf ihren Daten aufsetzt, sondern tiefer gehende und sinnvolle analytische Möglichkeiten. Unternehmen werden Plattformen implementieren, mit denen Anwender statistische Methoden anwenden, eine Reihe von Fragen stellen und im Fluss ihrer Analyse bleiben können. - 4. Datenintegration wird agiler
Viele Firmen verlangen heutzutage sehr viel Agilität im Controlling. Sie wollen den richtigen Mitarbeitern die richtigen Daten zur richtigen Zeit liefern. Das ist keine Kleinigkeit, da Daten an vielen verschiedenen Orten generiert und gespeichert werden. Datenquellenübergreifend zu arbeiten kann mühsam, unmöglich, oder beides zugleich sein. 2016 werden wir viele neue Wettbewerber mit Lösungen zur Datenintegration sehen. Dank ausgeklügelter Werkzeuge und ständig neu hinzukommenden Datenquellen werden Firmen sich davon verabschieden, alle Daten an ein und demselben Ort speichern zu wollen. Wer Daten erforschen will, wird dort auf die einzelnen Datensätze zugreifen, wo sie sich befinden und sie mit agileren Werkzeugen und Methoden kombinieren, verschmelzen oder verknüpfen. - 3. Demokratisierung der Daten-Wertschöpfungskette
Self-Service Analytikwerkzeuge haben unsere Erwartungshaltung für immer verändert. In 2016 werden Nutzer eine Wertschöpfung aus dem gesamten Lebenszyklus von Daten anstreben, insbesondere durch den Eintritt der Milleniums-Generation in den Arbeitsmarkt. Für sich wiederholende Aufgabenstellungen müssen Geschäftsanwender bestimmte Daten spontan umformen können. Dementsprechend wird als natürliche Folge von Self-Service-Analytik die Nachfrage nach Self-Service-Tools zur Datenaufbereitung und Self-Service Data-Warehousing steigen. Diese Demokratisierung wird es uns ermöglichen, schnell auf Prioritätenwechsel zu reagieren. - 2. Visuelle Statistik wird zur Weltsprache
Daten verändern den Diskurs in Chefetagen, den Medien und in sozialen Netzwerken. Menschen visualisieren ihre Daten, um Antworten auf Fragen zu suchen, Erkenntnisse zu gewinnen und ihre Geschichten mit anderen zu teilen, egal ob diese Datenexperten sind oder nicht. Mit dem Anstieg der Nutzung von Daten wird auch die Zahl der Anwender steigen, die geschäftliche oder persönliche Fragestellungen mithilfe von Daten beantworten. Arbeitgeber werden verstärkt nach Kandidaten suchen, die in der Lage sind, sich kritisch mit Daten auseinanderzusetzen. Die visuelle Analytik wird dabei als die gemeinsame Sprache dienen, mit der Menschen schnell zu Erkenntnissen gelangen, sinnvoll zusammenzuarbeiten und eine Community auf der Grundlage von Daten aufbauen können. - 1. Governance & Self-Service-BI werden beste Freunde
Viele sehen Governance und Self-Service als natürliche Feinde an. Deshalb dürften auch Viele überrascht sein, die beiden friedlich nebeneinander grasen zu sehen. Es wächst zusammen, was zusammen gehört: die kulturelle Kluft zwischen Business und IT schließt sich. Die Unternehmen haben verstanden, dass richtig auf- und eingesetzte Sicherheit eine analytische Unternehmenskultur fördern und die Anforderungen der Business-Abteilungen erfüllen kann. Man setzt sich schließlich viel eher intensiv mit seinen Daten auseinander, wenn man zentrale, bereinigte Datenquellen zur Verfügung hat und weiß, dass sich jemand (IT) um Sicherheit und Performance kümmert.
GreenRush: Lieferheld für medizinisches Marihuana
Bei GreenRush ist das definitiv der Fall: Die E-Commerce-Plattform für die Auslieferung von medizinischem Marihuana arbeitet mit lokalen Ausgabestellen und Lieferservices zusammen und hilft ihnen, über die Online-Plattform bei der Kundenakquise. "Wir sind wie GrubHub für medizinisches Marihuana", subsummiert Gründer und CEO Paul Warhsaw ("GrubHub" ist ein US-Lieferservice und funktioniert ähnlich wie beispielsweise "Lieferheld" hierzulande, Anm. d. Red.).
Kunden können auf der Online-Plattform sowohl Ausgabestelle als auch Produkte wählen und diese - mit einer verifizierten Karte für medizinisches Marihuana - bestellen. Wer in Kalifornien wohnt, aber keine entsprechende Karte besitzt, kann über die GreenRush Telemedicine-Plattform auch gleich einen Arzt konsultieren.
Die Technologie hinter GreenRush wurde zwar in großen Teilen inhouse programmiert, aber das Start-Up hat eine Reihe externer Tools benutzt, um sein Business in Gang zu bringen. Eine Partnerschaft mit Salesforce etwa hilft in Sachen Sales Management und Kunden-Support. Das hat auch seinen Grund, wie Warshaw erklärt: "Wir sind eine Sales Company. Alles steht und fällt mit den Kontakten zu den Ausgabestellen."
Daneben setzt GreenRush zum Beispiel DocuSign für Mitgliedschafts-Verträge, MailChimp für E-Mail-Marketing und Slack für die Kommunikation mit seinen Partnern ein. Es muss also nicht immer eine Speziallösung sein, wie Warshaw verdeutlicht: "Es ist toll, dass Leute speziell auf die Cannabis-Branche zugeschnittene Technologien erschaffen, aber es gibt bereits einige großartige Plattformen und Tools da draußen, die unser Business so viel effizienter und transparenter machen können."
Beim Start-Up Potbot brüstet man sich mit dem weltweit ersten "virtuellen Bud-Tender". Dabei handelt es sich um eine "Empfehlungs-Engine" für medizinisches Marihuana, die Patienten per mobiler App oder Webzugang entsprechend ihrer benötigten Cannabinoid-Dosen und Konsum-Gewohnheiten zur richtigen Marihuana-Sorte führt. Diese kann anschließend direkt zur nächstgelegenen Abgabestelle bestellt werden.
- Neun Herausforderungen für B2B-E-Commerce-Plattformen
Hersteller, Zulieferer und Großhändler im B2B haben die Potenziale des E-Commerce für die Steigerung ihrer Vertriebsergebnisse erkannt. Als integraler Bestandteil der Softwarelandschaft eines Unternehmens bildet er die perfekte Plattform, um Multi- und Omnichannel-Strategien zu steuern. In Kooperation mit der E-Commerce-Agentur netz98 präsentieren wir Ihnen neun Anforderungen, die E-Commerce-Lösungen im B2B-Bereich erfüllen sollten. - 1. Direktvertrieb
Der digitale Vertrieb über E-Commerce-Plattformen ist mehr als ein Kanal. Er soll die Wertschöpfung des B2B-Unternehmens steigern. Durch das Umgehen von Zwischenstufen lassen sich die eigenen Leistungen mit mehr Gewinn verkaufen. Gleichzeitig erhöht er die Reichweite, gibt dem Marketing neue Möglichkeiten und steigert damit in der Regel auch den Umsatz. - 2. Neukunden
Der Onlinekanal eignet sich auch im B2B perfekt für kurzfristige Kaufentscheidungen. Ein digitaler Vertrieb kann den Absatz niedrigpreisiger, schnelldrehender Produkte verbessern und hier Neukundengeschäft generieren, wenn etwa die Zielgruppenanalyse eine hohe Onlineaffinität zeigt. - 3. Kostenoptimierung
Im B2B E-Commerce geht es zudem um die Senkung der Vertriebskosten durch eine Digitalisierung bestehender Prozesse. Der Anbieter profitiert etwa von einer vollständig automatisierten Abwicklung der Bestellprozesse. Eine Reduzierung der Kosten steigert eben auch den Gewinn. - 4. Kundenbindung
Eine B2B E-Commerce Plattform muss Nutzer bei operativen und administrativen Prozessen entlasten. Kann eine wiederkehrende Bestellung mit wenigen Klicks ausgelöst werden, spart dies dem Kunden Zeit und damit Kosten. Kostenreduktion und höhere Servicequalität stärken die Kundenbindung. - 5. Internationalisierung
Eine B2B-Plattform bietet eine kosteneffiziente Möglichkeit, Geschäftspartner im Ausland zu erreichen und neue Märkte zu erschließen. Ein Multi-Store-Konzept sowie ein leistungsfähiges, skalierbares Hosting unter Nutzung eines Content Delivery Networks (CDN) bilden die perfekte Basis. Ohne eine Anpassung der Supply Chain Managements, des Fullfilments und der Kommunikation an internationale Bedürfnisse kann aber auch die beste B2B E-Commerce-Plattform keine Vertriebserfolge erzielen. - 6. Interne Kommunikation
Fehlende Expertise bei Online- und insbesondere E-Commerce-Projekten führt häufig dazu, dass Fachabteilungen den Eindruck haben, ihre Budgets und Kompetenzen schützen zu müssen und so gegeneinander arbeiten. Die Unternehmensführung muss das Projekt entsprechend hoch priorisieren, um vermeintliche Verteilungskämpfe zu vermeiden. - 7. Proof-Of-Concept mit Zukunft
Pilotprojekte bzw. die schrittweise Ausdehnung des digitalen Vertriebs auf das Gesamtportfolio erleichtern den Change und den Aufbau einer internen Expertise. Dazu muss die Lösung aber leistungsseitig und funktional problemlos skalieren – damit der Ausbau ohne finanzielle Überraschungen erfolgen kann. - 8. User Experience
Um dem Nutzer eine schnelle und sichere Auswahl sowie überzeugende User Experience zu bieten, muss der B2B-Shop die Abhängigkeiten zwischen komplexen B2B-Produkten in allen Bereichen präzise abbilden: in der Seitenstruktur, den Produktdetailseiten, der zielführenden Navigation und der intelligenten Suche bzw. Filterung – was die Integration von leistungsfähigen Suchtechnologien und die optimale Strukturierung der Produktdaten voraussetzt. - 9. Flexibles Framework
Über den Grad der Wertschöpfung einer E-Commerce-Lösung entscheiden Zuverlässigkeit, Flexibilität und ein breites Funktionsspektrum. Ein kosteneffizientes Customizing der Lösung für die spezifische Anforderung ist für eine schnelle Einführung wie auch die Zukunftsfähigkeit relevant.
Zwischen Profitabilitäts-Wunder, Banken und Vorurteilen
Mehr als 80 Prozent der Start-Ups in der legalen Cannabis-Industrie erreichen nach einem Jahr den Break-Even. Das sei teilweise dem hohen Preisniveau zu Schwarzmarkt-Zeiten geschuldet, verrät Leslie Bocskor, President bei Electrum Partners, einer auf das Cannabis-Business spezialisierten Beratungsfirma. "Eine solch rapide Profitabilität hat es vorher nicht gegeben", erklärt sie.
Gleichzeitig stelle diese Profitabilität auch die größte Herausforderung für die Branche dar: "Hohe Margen können über viele Fehler hinwegtäuschen. Wenn Unternehmen nicht vorankommen, müssen sie Best Practices nutzen - egal wie es um ihre Profitabilität steht. Technologie spielt hierbei eine große Rolle", so Bocskor.
Das "Banken-Problem" bleibt allerdings weiterhin eines der größten Hindernisse für die Cannabis-Industrie, wie GreenRush-CEO Warshaw aus eigener Erfahrung weiß: "Das durchschnittliche Cannabis-Unternehmen kann nicht einfach zu irgendeiner Bank gehen. Und nicht jeder ist auch Willens, mit dir zusammenzuarbeiten. Es kann für Cannabis-Unternehmen auch Schwierigkeiten geben, wenn es um Werbe-Anzeigen auf Google oder Facebook geht oder darum, Apps online zu bringen. Dinge, die man sonst überhaupt nicht als Herausforderung wahrnehmen würde."
Dennoch dürfte das legale Geschäft mit Marihuana eine große Zukunft vor sich haben. Denn die Bemühungen und Investitionen könnten für neue Arbeitsplätze und steigende Steuereinnahmen sorgen. Den klischeebehafteten Kinderschuhen ist diese Branche jedenfalls längst entwachsen, wie Leslie Bocskor betont: "Da steht nicht länger ein Typ in einem verlassenen Lagerhaus, wo Kaffee geröstet wird, um den Geruch zu überdecken. Die Investitionen sind Innovationstreiber und werden sich weltweit auf die Landwirtschaft auswirken."
Oder wie Howell es ausdrückt: "Wir bauen nicht mehr nur Gras an, um Gras zu verkaufen. Es ist ein Business."