Insbesondere weltweit agierende Unternehmen begrüßen die Vision einer vernetzten Welt, in der physikalische und digitale Welten miteinander verbunden sind. IoT-Lösungen unterstützen diesen Ansatz, indem sie dabei helfen, über Sensoren Informationen und Kontext aus der physikalischen Welt aufzunehmen und basierend auf digital gewonnene Erkenntnisse über Aktoren Aktionen in der physischen Welt vornehmen.
Wichtiger Bestandteil von IoT-Lösungen sind dabei spezielle, für diese Einsatzgebiete geschaffene Softwareplattformen: Sie ermöglichen es Unternehmen, Smart Devices einfacher zu entwickeln, vernetzen und zu kontrollieren und beschleunigen durch die enthaltene Analysekomponente den Erkenntnisgewinn. Soweit zur Theorie. Betrachtet man die Anbieterlandschaft im IoT-Umfeld, findet man gleich eine Vielzahl von Spezialisten, Cloud-Anbietern, weltweit operierende TK-Firmen und Systemintegratoren.
Bei seiner Analyse "The Forrester Wave: IoT Software Platforms, Q4 2016" konzentrierte sich das Marktforschungsinstitut auf die wichtigsten IoT-Software-Plattformen, die entweder direkt von Kunden gekauft oder gebündelt und erweitert von Partnern vertrieben werden. Um zu beurteilen, wie es um den Zustand des Markts für IoT-Softwareplattformen bestellt ist und wie sich die Anbieter positionieren, bewertete Forrester dabei die Stärken und Schwächen der wichtigsten IoT-Softwareanbieter nach drei Hauptkriterien mit mehreren Unterpunkten, nämlich:
das aktuelle Angebot (Verbindungsfunktionen, Verwaltungsfunktionen, Sicherheits-, Identitäts- und Access-Management, Funktionen zur Bereitstellung von Anwendungen, Analysefunktionen);
die Strategie des Anbieters (Produktstrategie, Serviceangebote, Partnerstrategie); sowie
Marktpräsenz (installierte Basis, geografische Verteilung der Kunden, zugehörige Mitarbeiter-Ressourcen).
Die Analysten konzentrierten sich bei ihrer Betrachtung auf Amazon Web Services, Ayla Networks, Cisco Jasper, Exosite, GE, IBM, LogMeIn, Microsoft, PTC, SAP und Zebra Technologies. Begründung: Alle diese Hersteller fokussierten sich laut Forrester auf industrielle, kommerzielle oder unternehmenstaugliche IoT-Devices, zeigten einen ausgereiften Ansatz mit dedizierten Ressourcen innerhalb der Organisation, stellten über ihre IoT-Plattform eine breite Auswahl an Features und Funktionen bereit, seien mit ihrer Lösung bereits am Markt präsent und hätten nicht zuletzt das Interesse von Forrester-Kunden geweckt.
Forrester Wave erinnert stark an Gartners Magic Quadrant, arbeitet jedoch mit kommunizierten Punktzahlen und unterscheidet zwischen Marktführern (Leaders), starken Anbietern (Strong Performers), Anwärtern (Contenders) und Herausforderern (Challengers).
- IoT-Produkte und -Strategien der Hersteller
Im Zukunftsmarkt des Internet of Things (IoT) bringt sich nahezu jeder große IT-Hersteller in Stellung. Manchmal ist der Marktzugang nachvollziehbar, manchmal werden auch Nebelkerzen geworfen und vorhandene Produkte umdefiniert. Wir geben einen Überblick über die Strategien der wichtigsten Player. - Microsoft
Wie über 200 andere Unternehmen war der Softwarekonzern bis vor kurzem Mitglied in der von Qualcomm initiierten Allianz AllSeen und wechselte kürzlich in die neu formierte Open Connectivity Foundation. Deren Ziel ist die Entwicklung einer einzelnen Spezifikation oder zumindest eines gemeinsamen Sets an Protokollen und Projekten für alle Typen von IoT-Geräten. - Microsoft
Auf Client-Seite fungiert Windows 10 IoT Core als mögliches Betriebssystem für industrielle Geräte. Das Beispiel zeigt ein Roboter-Kit. - Microsoft
Als Cloud-Plattform stellt Microsoft die Azure IoT-Suite bereit. Diese enthält bereits einige vorkonfigurierte Lösungen für gängige Internet-of-Things-Szenarien. Mit dem Zukauf des italienischen IoT-Startups Solair wird das Portfolio erweitert. - Amazon
Das Portfolio erstreckt sich mit AWS Greengrass bis in den Edge-Bereich. So können IoT-Devices auf lokale Ereignisse reagieren, lokal auf die von ihnen erzeugten Daten wirken können, während die Cloud weiterhin für Verwaltung, Analyse und dauerhafte Speicherung verwendet wird. - IBM
Im März 2015 hat Big Blue mitgeteilt, über die nächsten vier Jahre rund drei Milliarden Dollar in den Aufbau einer IoT-Division zu investieren. Sie soll innerhalb des Unternehmensbereichs IBM Analytics angesiedelt sein. IBM will hier neue Produkte und Services entwickeln. Im Zuge dessen wurde auch die "IBM IoT Cloud Open Platform for Industries" angekündigt, auf der Kunden und Partner branchenspezifisch IoT-Lösungen designen und umsetzen können. - Intel
Obwohl sich Intel mit seinen Ein-Prozessor-Computern "Galileo" und "Edison" im Bereich der Endgeräte für das Zeitalter von Wearables und IoT schon gut gerüstet sieht, will das Unternehmen mehr vom Kuchen. "Das Internet of Things ist ein End-to-End-Thema", sagte Doug Fisher, Vice President und General Manager von Intels Software and Services Group, zur Bekanntgabe der IoT-Strategie vor einem halben Jahr. Deren Kernbestandteil ist demnach ein Gateway-Referenzdesign, das Daten von Sensoren und anderen vernetzten IoT-Geräten sammeln, verarbeiten und übersetzen kann. - Intel
Im Zentrum der IoT-Strategie des Chipherstellers steht eine neue Generation des "Intel IoT Gateway". Auf Basis der IoT Plattform bietet Intel eine Roadmap für integrierte Hard- und Software Lösungen. Sie umfasst unter anderem API-Management, Software-Services, Data Analytics, Cloud-Konnektivität, intelligente Gateways sowie eine Produktlinie skalierbarer Prozessoren mit Intel Architektur. Ein weiterer maßgeblicher Bestandteil der Roadmap ist IT-Sicherheit. - SAP
Bei der SAP IoT-Plattform "HANA Cloud Platform for IoT" handelt es sich um eine IoT-Ausführung der HANA Cloud Platform, die um Software für das Verbinden und Managen von Devices sowie Datenintegration und -analyse erweitert wurde. Die Edition ist integriert mit SAPs bereits vorgestellten IoT-Lösungen "SAP Predictive Maintenance and Service", "SAP Connected Logistics" und "Connected Manufacturing". - Hewlett-Packard
HP hat Ende Februar 2015 seine "HP Internet of Things Platform" präsentiert. Das Unternehmen richtet sich damit an "Communications Service Providers", die in die Lage versetzt werden sollen, "Smart Device Ecosystems" zu schaffen - also in ihren Netzen große Mengen an vernetzten Produkten und Endgeräten zu verwalten und die entstehenden Daten zu analysieren. - PTC
Mit der Übernahme von ThingWorx konnte der amerikanische Softwareanbieter PTC zu Beginn vergangenen Jahres zum Kreis der vielversprechendsten Internet-of-Things-Anbieter aufschließen. Das Unternehmen bietet mit "ThingWorx" eine Plattform für die Entwicklung und Inbetriebnahme von IoT-Anwendungen in Unternehmen an.
Die Marktführer im Detail
IBM - Watson IoT Platform
Aus Sicht von Forrester kann die Watson IoT-Plattform von IBM ein breites Feld an IoT-Anwendungsfeldern abdecken. So habe Big Blue nicht nur viel Geld in die Schaffung der neuen Business-Unit investiert, sondern auch neue Fähigkeiten wie Augmented Reality, Blockchain, kognitive Funktionalitäten, Natural Language Processing oder Edge Computing hinzugefügt. Zudem sei IBM mit ihrem Bekenntnis zu Open-Source-Standards und einem robusten weltweiten Partner-Ökosystem als Marktführer gut aufgestellt. Forrester wies jedoch darauf hin, dass sich Watson aus Sicht einiger Kunden nicht gut in Analytik-Engines integrieren lässt und IBMs Terminologie des Produktportfolios verwirrend und schwer zu entziffern sei.
PTC - ThingWorx
Zum PLM- und CAD-Anbieter PTC, der seit der Übernahme der ThingWorx-Plattform 2013 auch kräftig im IoT-Umfeld mitmischt, bemerkt Forrester, dass die Company eine breite Palette von Protokollen unterstützt, sowohl für die Nahfeld- wie auch die Wireless-Anbindung. Diese, sowie eine starke Digital-Twin-Funktionalität und eine Vielzahl von vorverpackten Anwendungen, die Asset Management, Alert Management, Product Relationship Management und Workflow Management beinhalten, platzierten PTC in der vordersten Reihe von Anbietern in der Analyse.
Nicht zuletzt dank der Übernahme von Qualcomms AR-Tochter Vuforia in 2015 biete die Company die stärksten Augmented-Reality-Fähigkeiten in dem Vergleich, so Forrester weiter. Allerdings hätten einige Referenzen einen Mangel an technischem Knowhow innerhalb PTC's Professional-Services-Division berichtet, zusätzlich zu einem Mangel an Kommunikation und Klarheit über neu veröffentlichte Features.
GE - Predix
Die von GE entwickelte IoT-Suite Predix wurde zunächst für die eigenen Angebote genutzt, bevor sie Kunden als Basis für eigene Lösungen bereitgestellt wurde. Wie Forrester hervorhebt, ermöglicht Predix nicht nur Fernüberwachung und fortgeschrittene Predictive- und Edge-Analyse, sondern stellt auch die fortschrittlichste Digital-Twin-Funktionalität in ihrem Vergleich bereit. Mit dieser könnten Kunden über ein digitales Modell neue Fähigkeiten von wertvollen vernetzten Assets wie Windkraftanlagen oder Flugzeugturbinen entwickeln und testen.
Den Analysten zufolge nannten zahlreiche Kunden GEs intensiven Fokus und Geschichte im Industrieumfeld als wichtiges Unterscheidungsmerkmal über dem Wettbewerb. Im Rahmen der Erhebung seien aber auch einige Bereiche mit Verbesserungsmöglichkeiten festgestellt worden, wie die Entwicklung von mehr vorkonfigurierten End-to-End-Lösungen für IoT-Anwendungsfälle, die über das Asset Performance Management hinausgingen.
Microsoft - Azure IoT Suite
Die Azure IoT Suite integriert eine Reihe spezieller Tools und Analysedienste zur Unterstützung von IoT-Plattformfunktionen. Das Angebot umfasst vorkonfigurierte Lösungen für Predictive Maintenance und Fernüberwachung, um Kunden dabei zu helfen, IoT-Lösungen effizient umzusetzen. Diese vorkonfigurierten Lösungen nutzen Azure-Dienste wie IoT Hub für Geräteverbindungen, Authentifizierung sowie Überwachung und nutzen Notification-Hubs, Machine Learning und Stream Analytics zu erfassen, um Erkenntnisse über die angebundenen Assets zu bekommen. Forrester weist allerdings darauf hin, dass Microsoft die Azure IoT Suite zwar bereits in 13 weltweiten Regionen anbietet. Aktuell sei die Lösung aber nur als Public-Cloud-Angebot verfügbar.