Herausforderung für die etablierten Suchmaschinen
Apple hat für iOS 9 den "Proactive" Dienst als Bestandteil der Spotlight Suche, angekündigt. Dieser soll es erlauben auf Informationen verschiedener Quellen wie Systemkomponenten (Kontakte, Kalender, AppStore, iTunes, Podcast Verzeichnisse, Passbook, usw.), Dritt-Anbieter Apps (inkl. einer direkten Verlinkung auf deren Content) sowie auf Webseiten/-dienste wie Wikipeda, zuzugreifen. Damit entwickelt sich die Spotlight-Suche zu einem Dienst den Android Anwender bereits mit Google Now kennen.
Der Anwender erhält kontextbasierte und für ihn relevante Informationen. Dabei berücksichtigt der Dienst die gerade aktive App, den Standort und die Gewohnheiten des Benutzers.
Die Trefferlisten werden inhaltsbasiert optimiert dargestellt. Kontakt-Einträge erhalten zum Beispiel Schaltflächen für Anrufe. Content aus Apps ist über ein Deep-Linking direkt erreichbar, sofern die Entwickler ihre Apps entsprechend optimieren. Diese Deep-Links erlauben den Absprung in die jeweilige App hinein. Möchte der Benutzer wieder zur Suche zurück, bekommt er immer einen entsprechenden "Zurück" Knopf geliefert. Wie in Teil 1 angedeutet, laufen Apps so Gefahr zu Content-Lieferanten degradiert zu werden.
Durch Metadaten (JSON File) auf der eigenen Webseite erlaubt es Apple den Webseiten, direkten Einfluss auf die Darstellung und das Ranking der jeweiligen Treffer zu nehmen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wann andere Suchmaschinenbetreiber diese Metadaten ebenfalls nutzen.
Die Suchmaske von Spotlight vermittelte mir bereits in der Präsentation auf der Keynote einen überladenen Eindruck. Es bleibt abzuwarten wie sich dies in den Händen der Benutzer verhält. Sofern die Ergebnisse jedoch gut gewichtet werden und die kontextbezogene Relevanz gut bedient wird dürfte sich diese massiv auf das Benutzerverhalten auswirken. Bisher präferierter Suchmaschinenanbieter werden so umgangen.
Im Gegensatz zu den Diensten, die auf Basis historisch gesammelter Daten eine Auswertung erstellen und eigene (lernende) Datenbanken anlegen, steht bei Apple das Gerät des Benutzers initial im Mittelpunkt. Wie dieses lokal gelernte Wissen, das sich mit der Zeit ansammeln wird, auf zukünftige Geräte, oder zwischen den Geräten des Benutzers, ausgetauscht wird, muss sich zeigen.
Auch der Zwang, zukünftig nur noch verschlüsselte Verbindungen zuzulassen, erlaubt Apple neue Wege in der Interaktion zu gehen. Die vorgeschriebene SSL-Verschlüsselung basiert auf entsprechenden Zertifikaten, in denen die registrierte Domain enthalten ist. Über diese Zertifikate ist Apple in der Lage Webseiten und Apps zu einer Einheit zusammen zu bringen. Diese Technik wird beispielsweise genutzt, um es einer App zu ermöglichen, die Zugangsdaten aus dem Passwortspeicher des Safaris zu übernehmen, sofern für die zugehörige Webseite diese hinterlegt wurden.
Fazit
Es bleibt abzuwarten, was zwischen der Ankündigung auf der WWDC und der finalen Version von iOS9 im Herbst passiert. Es darf und kann erwartet werden, das einige Funktionen sich in Art und Weise bis dahin noch verändern werden.
Die Wegrichtung ist jedoch klar: Die Aktivitäten von Apple können dazu führen, dass die Anwender nicht nur einen sichereren Umgang mit dem Internet erfahren, sondern auch ein digitales Selbstbestimmungsrecht bekommen, das sie von anderen Anbietern nicht erhalten.
Ich bin gespannt wie sich diese Themen und die Thesen entwickeln, was sich bewahrheitet und was eventuell nie oder erst in späteren Versionen den Benutzern zur Verfügung steht. Unternehmen müssen sich jedoch darauf einstellen. Denn ihnen brechen Möglichkeiten weg, auf denen gegebenenfalls ihre bisherige Geschäftspolitik oder App-Logik basiert. (bw)
Teil 1: Sicherheit bei Kommunikation und Apps
Teil 3: Kommunikation in Netzwerken
Teil 4: Entwickler bekommen neue Wege
Teil 5: Einsatz im Unternehmen
Teil 6: Cloud-Dienste für Jedermann
Teil 7: Vergleich zu Android M