Neue Notebook-Generation mit Project Athena

Intel macht die CES zu seiner Prozessorbühne

11.01.2019
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

AMD will Intel Paroli bieten

Angesichts der Marktmacht Intels sowie der nach wie vor gerade im Mobilsegment schwächelnden Konkurrenz sind der Athena-Initiative gute Chancen einzuräumen. Doch auch AMD nimmt einen neuen Anlauf im Geschäft mit Mobilprozessoren. Der Intel-Konkurrent, der bis dato im Notebook-Markt kaum einen Stich gegen den übermächtigen Wettbewerber machte, bringt mit "Ryzen 3000" eine neue Chipgeneration an den Start. Im Vergleich zu den Vorgängern aus der "Raven-Ridge"-Familie sollen die unter dem Codenamen "Picasso" laufenden Modelle mehr Leistung bieten. Die Umstellung des Fertigungsprozesses von 14 auf 12 Nanometer erlaubt höhere Taktraten für CPU und die integrierten Vega-Grafikchips.

Mit seinen kommenden Accelerated Processing Units (APUs) - Kombinationen aus CPU und Grafikeinheit - will AMD vor allem im Mittelklasse- und Highend-Segment punkten. Erste Notebooks auf Basis der Ryzen-Chips sollen im Frühjahr auf den Markt kommen. Ob AMD einen Stich gegen Intel machen kann, wird auch davon abhängen, ob der Halbleiterhersteller die Notebook-Produzenten in ausreichenden Stückzahlen beliefern kann. Im vergangenen Jahr hätten die Rechnerfabrikanten wohl gerne mehr AMD-Notebooks gebaut - allein die stockende Versorgung mit entsprechenden Prozessoren habe dem im Weg gestanden, hieß es. Immerhin hat Asus mit dem "FX705DY" einen mobilen Gaming-Rechenboliden gezeigt, der bereits auf dem neuen "Ryzen 5 3550H" basiert.

Mit dem FX705DY will Asus 2019 ein Gaming-Notebook mit AMD-Mobilprozessor auf den Markt bringen.
Mit dem FX705DY will Asus 2019 ein Gaming-Notebook mit AMD-Mobilprozessor auf den Markt bringen.
Foto: Asus

Darüber hinaus versucht sich AMD auch am anderen Ende des Leistungsspektrums. Der Hersteller hat mit dem "A6-9220C" und dem "A4-9120C" zwei Chips vorgestellt, die auf älteren Architektur-Designs beruhen und noch im 28-Nanometer-Verfahren gefertigt werden. Mit zwei Rechenkernen und einem geringen Energieverbrauch platziert AMD die beiden Prozessoren im Chromebook-Segment. Dabei handelt es sich um einfache und günstige Mobilrechner, die vor allem für Internetzugang und weniger rechenintensive Aufgaben wie beispielswiese Textverarbeitung ausgelegt sind. Potenzielle Chromebook-Kunden sehen die Hersteller in erster Linie in Reihen von Schülern und Studenten.

Der Vorstoß AMDs in den Chromebook-Markt ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Noch vor wenigen Jahren hatten die AMD-Verantwortlichen das Segment als wenig lukrativ abgetan und keinerlei Ambitionen gezeigt, Chips für diese Rechnerklasse zu bauen. Das hat sich offenbar geändert. Der Grund dürfte darin liegen, das Chromebooks gerade in den USA immer stärker nachgefragt werden und mittlerweile einen erklecklichen Anteil am gesamten Notebookgeschäft ausmachen. Außerdem dürfte mit dem Einstieg AMDs mehr Wettbewerb aufkommen. Bis dato dominiert an dieser Stelle Intel mit seiner Atom-Plattform sowie Celeron- und Pentium-Prozessoren.

ARM-Konkurrenz kommt nicht in die Gänge

Grundsätzlich sitzen Intel und AMD als Chiplieferanten für Notebooks und PCs fest im Sattel. Der Angriff der ARM-Fraktion auf die etablierten Chip-Plattformen scheint vorerst verpufft. Vor gut einem Jahr hatten verschiedene Hersteller die "Always Connected PCs" als neue Rechnerklasse ausgerufen. Herzstück der Geräte sollten ARM-Prozessoren sein, die seit langem fest etabliert Smartphones und Tablets antreiben. Großer Pluspunkt der ARM-Plattform ist die Energie-Effizienz. Im Zuge von Leistungssteigerungen hatten Chiphersteller wie Qualcomm ihre Ambitionen darüber hinaus auf das PC-Segment ausgeweitet. Auf Basis des "Snapdragon 835" sollten sich Mobilrechner auf ARM-Basis im Markt etablieren. Die Kunden wollte man vor allem mit langen Laufzeiten von bis zu 20 Stunden sowie umfassender Konnektivität inklusive Mobilfunkanbindung ködern.

HP setzt beim Envy X2 auf ein modulares Bedienkonzept. Zusammengesteckt ist das Device klassisch als Notebook zu verwenden. Im ­Tablet-Modus lässt sich das Display abnehmen.
HP setzt beim Envy X2 auf ein modulares Bedienkonzept. Zusammengesteckt ist das Device klassisch als Notebook zu verwenden. Im ­Tablet-Modus lässt sich das Display abnehmen.
Foto: HP Inc.

Aber die Resonanz der Kunden blieb dürftig, das Angebot überschaubar. Mit dem "NovaGo" von Asus, dem "Envy X2" von HP und Lenovos "Miix 630" sind nur wenige Mobilrechner auf ARM-Basis auf dem Markt zu haben. Ein Grund dafür liegt darin, dass Microsoft zwar sein Windows-Betriebssystem auf die ARM-Plattform portiert hat, es aber nach wie vor Probleme mit einzelnen Anwendungen gibt. Und mit Emulationen, die den Applikationen eine klassische Windows-Umgebung vorgaukeln, sind die Rechner leistungsmäßig dann doch meist überfordert.

Mittlerweile hat Qualcomm mit dem Snapdragon 845 und 855 ARM-Chips vorgestellt, die mehr Rechenleistung und Grafikpower bieten. Das 855er Modell enthält sogar speziell für die Berechnung von KI-Funktionen ausgelegte Hardwaremodule. Dank der Fertigung im 7-Nanometer-Verfahren soll die neue Chip-Generation noch effizienter und sparsamer arbeiten als die Vorgänger. Von einem Einsatz der Snapdragons in Notebooks ist indes derzeit keine Rede mehr. Vielmehr konzentrieren sich Gerätehersteller in Sachen ARM-Einsatz in erster Linie auf Smartphones und Tablets.

Ob sich daran etwas ändert, scheint derzeit unwahrscheinlich. Zumal Intel mit seiner Athena-Initiative viele Aspekte des Always Connected PC aufgreift. Und angesichts des über Jahrzehnte gut eingespielten Doubles aus x86-Plattform und Windows-Betriebssystem dürften die Protagonisten Intel und AMD auf der Chip-Seite sowie Microsoft auf der Softwareplattform-Seite zumindest auf absehbare Zeit die Notebook-Technik weiter maßgeblich bestimmen.