Die beiden Erzrivalen im weltweiten Halbleiter-Business, Intel und AMD, arbeiten zusammen. Überraschend kündigte Intel an, im ersten Quartal kommenden Jahres einen Prozessor mit integrierter AMD-Grafikeinheit herausbringen zu wollen. Dabei soll es sich um eine Weiterentwicklung von Intels Core H-Serie der 8. Generation handeln, die sich in erster Linie in mobilen Geräten verwenden lässt. Die Grafikleistung soll auch für anspruchsvolle Spiele sowie leistungshungrige Anwendungen aus dem Grafik- und Konstruktuionsbereich ausreichen, hieß es.
AMD steuert dafür eine speziell für diesen Intel-Chip entwickelte Grafik-Engine aus seiner Radeon-Serie bei. Vergleichbare Grafikeinheiten produziert AMD bereits für die Spielekonsolen Microsoft "Xbox One X" sowie Sonys "Playstation 4". Details zum in der Intel-CPU verwendeten Grafikchip wurden bis dato nicht bekannt gegeben. Da jedoch der spezielle Grafik-Speichertyp HBM2 (High Bandwidth Memory) zum Einsatz kommen soll, gehen Experten davon aus, dass AMDs aktuelle Vega-Architektur die Basis für den Intel-Deal bildet. Die AMD-Verantwortlichen wollen in diesem Zusammenhang allerdings nicht von einer längerfristigen Kooperation sprechen. "Das ist ein Intel-Projekt und wir helfen ihnen es umzusetzen", sagte Scott Herkelman, Vice President von AMD.
AMD-Manager Koduri wechslt zu Intel
Doch die Beziehungen zwischen Intel und AMD könnten schon bald auf eine Bewährungsprobe gestellt werden. Wenige Tage nach der Ankündigung des Chips meldete Intel, dass Raja Koduri, ehemals Chefentwickler für die Graphic Processing Units (GPUs) bei AMD, zu Intel wechselt. Koduri, der sich im Spätsommer 2017 eine Auszeit genommen hatte, hat erst kurz zuvor erklärt, die Leitung von AMDs Grafiksparte aufgeben und das Unternehmen verlassen zu wollen. Der Manager stand in der Kritik, weil die neue Vega-Generation von AMD die hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnte.
Bei Intel soll Koduri ab Dezember die neue Geschäftseinheit "Core and Visual Computing" leiten. Das Ziel: die Entwicklung von Hochleistungs-Grafikchips für verschiedene Anwendungsbereiche wie zum Beispiel Künstliche Intelligenz (KI) sowie Virtual- und Augemented Reality. Damit dürfte sich der Wettbewerb mit AMD und vor allem auch Nvidia verschärfen. Nvidia arbeitet mit Hochdruck an neuen Grafikchips, die sich speziell für Aufgaben rund um KI eignen sollen. GPUs bieten an dieser Stelle Vorteile, weil sie Rechenaufgaben stark parallelisiert abarbeiten können. Auch AMD hatte zuletzt vermehrt Anstrengungen unternommen, mit seiner Grafikchip-Architektur im KI-Sektor zu punkten. Mit dem jüngsten Vorstoß Intels könnte sich hier ein Dreikampf in einem von vielen Experten als durchaus lukrativ bezeichneten Markt entwickeln.