Mit der Unternehmensstrategie geben der CEO und seine Führungsriege die langfristige Marschrichtung eines Unternehmens vor. Es geht um Fragen wie:
Was wollen wir erreichen?
Welche Marktchancen wollen wir nutzen?
Wie wollen wir uns weiterentwickeln?
Wie können wir uns vom Wettbewerb abheben?
Mit welchen Produkten und Dienstleistungen wollen wir punkten?
Im Idealfall ist eine Unternehmensstrategie ein von einer Zukunftsvision getriebener Plan. Diesen brechen die verantwortlichen Manager in Einzelpläne herunter und setzen diese um, zum Beispiel hinsichtlich Personal, Marketing, Produktentwicklung und eben auch IT. In der Praxis sind Unternehmensstrategien aber einem stetigen Wandel unterworfen, da sich die Wettbewerbsfelder dynamisch verändern. Deshalb geben Führungskräfte meist nur kurzfristige Ziele aus, die sie mündlich erklären.
Das Beispielunternehmen will weltweit expandieren
In unserem Betrieb ist die Zielrichtung jedoch klar: Der heimische Markt wird dem japanischen High-Tech-Unternehmen zu eng, es will weltweit ausbauen und insbesondere in Nordamerika und Europa wachsen. Dazu werden Tochterunternehmen in zehn Ländern aufgebaut, weitere regionale Expansionen sind geplant. Jede neue Region startet in der Regel mit zwei bis drei Vertriebsmitarbeitern. Die Produkte für Augenheilkunde sind führend und unter Fachleuten hoch angesehen. In den Ländern, in denen sich das Unternehmen etabliert hat, verzeichnet es eine steile Wachstumskurve. Kern der Konzernstrategie ist es also, die internationale Expansion so zu gestalten, dass die vorhandenen Wachstumschancen optimal genutzt werden.
Von dieser Unternehmensstrategie leitet sich die IT-Strategie ab. Ihr geht es darum, zielgerichtet zu investieren und den Beitrag der IT zur Wertschöpfung zu optimieren. Es gilt die Anforderungen aus dem Geschäftsbetrieb zu erfüllen und Geschäftsprozesse effizient zu gestalten - zum Beispiel den Vertrieb, den Einkauf und die Produktion. Die IT-Strategie berücksichtigt den Ist-Zustand der IT und die vorgesehenen Finanzmittel.
Die IT-Strategie bezieht sich auf:
Infrastruktur: Welche Hardware, Netzwerktechnologie und Betriebssysteme nutzen wir?
Applikationen: Welche Software oder Software-Services benötigen wir?
Innovationen: Welche Technologien werden wir in Zukunft benötigen, wo bekommen wir sie her und müssen wir sie gegebenenfalls selbst entwickeln?
Sourcing: Welche Leistungen wollen wir intern, welche extern erbringen lassen? Welche Rolle können Nearshoring oder Offshoring-Angebote spielen?
Investitionen: Wie soll das IT-Budget für Personal, Dienstleister, Hardware und Software eingesetzt werden?
Organisation: Wie soll das interne IT-Team aufgestellt werden? Nach welchen Prinzipien soll es arbeiten? Sind Veränderungen an der Teamstruktur nötig? Wie läuft das Monitoring der Fortschritte?
Beim Festlegen der IT-Strategie wird noch nicht über Produkte gesprochen - das ist ein nachgelagerter, rein taktischer Vorgang. Wie bei der Unternehmensstrategie scheitern viele Unternehmen bei der IT-Strategie daran, diese konkret zu formulieren und damit klare Richtlinien für die gesamte IT-Organisation zu bieten. Gründe hierfür können unklare Vorgaben der Unternehmensleitung oder immer neue Anforderungen der Fachbereiche sein. Typisch ist auch eine Überlastung der IT-Abteilung, die ein Strategieprojekt schon in der Frühphase stocken lässt. Doch je besser eine IT-Strategie ausgearbeitet ist, desto leichter fallen alle weiteren Entscheidungen und Schritte, um genau die IT zu schaffen, die das Unternehmen braucht.
Einheitlicher Blick auf Geschäftsdaten, schnelle Bereitstellung, Kosten
Die zentralen Anforderungen unseres Spezialanbieters für Geräte in der Augenheilkunde lautet: Die lokalen Vertriebsteams in den Tochtergesellschaften sollen ERP- und IT-Lösungen an der Hand haben, die sie im Büro und unterwegs optimal unterstützen und die zugleich dem Hauptsitz einen einheitlichen, umfassenden Blick auf die Unternehmensdaten bieten.
Ebenfalls notwendig sind zentral gesteuerte Lieferketten, um die kleinen Vertriebseinheiten zu unterstützen. Zum Beispiel muss es möglich sein, eine Maschine aus Polen mit Zusatzkomponenten und Ersatzteilen aus den Niederlanden, Deutschland und Dänemark über eine Bestellung zum Kunden auszuliefern.
Am Hauptsitz unseres Beispielunternehmens ist das ERP-System eines führenden Anbieters eingerichtet, mit dem die Lösungen zusammenarbeiten müssen. Im Rahmen seiner Applikationsstrategie bevorzugt das Unternehmen Produkte dieses Herstellers um kostspieligen Integrationsaufwand zu vermeiden. Zudem muss er die bestehenden Compliance-Vorgaben einhalten. Aber vor allem: Die Investitionen für die Landesgesellschaften sollen im Rahmenbleiben, und innerhalb von 15 Monaten muss die gesamte IT-Umgebung für alle zehn Tochterunternehmen produktiv sein.
Wenn die Überlegungen soweit gediehen sind, kommt der dritte Schritt. Es ist an der Zeit, über Cloud-Lösungen nachzudenken und ob sie möglicherweise Vorteile bieten. Die Cloud-Strategie leitet sich von der IT-Strategie ab:
Wie und wo wollen wir Infrastructure as a Service (IaaS) nutzen - zum Beispiel Storage, Netzwerk, Security-Angebote oder virtuelle Server in der Cloud?
Wo kann es zu Lastspitzen kommen, die durch skalierbare Cloud-Lösungen abgefangen werden können?
Wo ist es sinnvoll, Software as a Service (SaaS) zu nutzen?
Gibt es Unternehmensbereiche, in denen Einfachheit und schnelle Umsetzung besonders wichtig sind?
Welche Sicherheits-Standards muss ein Cloud-Anbieter erfüllen? Wie lassen sich diese überprüfen?
Welche Bedingungen müssen die Cloud-Services darüber hinaus erfüllen, zum Beispiel hinsichtlich SLAs, Compliance, Support?
Ist ein OPEX-orientiertes Pricing für den Einsatzzweck günstiger als das traditionelle CAPEX-orientierte Pricing?