Test Thin Client Igel UD6

Igel Thin Client als Lync-2013-Endgerät

15.07.2015
Von 
Andrej Radonic ist Experte für Virtualisierung, Cloud-Technologien und Open Source Anwendungen. Der Fachbuchautor ist Vorstand der interSales AG und entwickelt für mittelständische Unternehmen anspruchsvolle E-Commerce Lösungen.

Lync 2013 Setup mit Microsoft RDP und Igel Thin Client

Erst korrekte Einstellungen im RDP-Client sorgen für eine optimale Audio-/Video-Widergabe.
Erst korrekte Einstellungen im RDP-Client sorgen für eine optimale Audio-/Video-Widergabe.
Foto: Radonic

Die Kombination aus leistungsstarkem Endgerät und dem Lync VDI Plugin für einen direkten Kommunikationskanal zwischen Server und (Thin) Clients verspricht eine reibungslose Nutzung von Unified Communications Lösungen - auch ohne optimierte Protokolle von Citrix oder VMware.

Ein typisches VDI-Lync-Szenario beinhaltet folgende Komponenten:

• Lync Server 2013

Windows VM, bereitgestellt in einer VDI-Umgebung, mit installiertem Lync 2013 Client

• Thin Client mit WES 7 mit installiertem Lync VDI Plugin

Vorbereitungen

Auch wenn Microsoft ein Out-of-the-Box Setup verspricht, muss der Administrator eine ganze Reihe von Vorarbeiten durchführen, um ein funktionierendes Setup zu erhalten:

Im Lync Server 2013 muss Media Redirection als Client Policy konfiguriert werden. Dies erfolgt über das Set-CsClientPolicy Cmdlet in der Powershell mit folgendem Kommando für den globalen Scope:

PS> Set-CsClientPolicy -EnableMediaRedirection $TRUE

Wird eine Einstellung pro User oder pro Region gewünscht, muss das Kommando wie folgt abgewandelt werden:

PS> Set-CsClientPolicy -Identity site:Zentrale -EnableMediaRedirection $TRUE

Die User-VMs müssen unter Windows 7 SP1, Windows 8, Windows 2008 R2 SP1 oder Windows 2012 als VDI Desktop eingerichtet sein. Der Lync 2013 Client wird in der Desktop-VM eingerichtet.

Der Igel Thin Client bringt in seiner aktuellen Fassung bereits die wichtigsten Voraussetzungen für das UC-Szenario mit: RDP 8.0 beziehungsweise 8.1 (ab Igel WES Release 3.10.100) sowie DTLS-Support (enthalten in Update KB2574819).

Der Windows Administrator installiert nun Lync 2013 VDI Plugin in der 32-Bit-Variante (je nach verwendetem Betriebssystem) auf dem Thin Client. Seine Dienste entfaltet es anschließend ausschließlich im Verborgenen - der Thin Client User bekommt von seiner Anwesenheit nichts mit.

Erster Kontakt mit Lync

Bitmap Caching sollte für optimale Performance im RDP am Client deaktiviert sein
Bitmap Caching sollte für optimale Performance im RDP am Client deaktiviert sein
Foto: Radonic

Sind Mikrophon beziehungsweise Headset als auch Webcam am Igel-Gerät angeschlossen, kann auch schon die erste RDP-Verbindung zum VDI-Desktop hergestellt werden. Damit die Audio-Verbindung über das VDI-Plugin vermittelt werden kann, müssen in den RDP Remoteaudio-Optionen die Einstellungen Remoteaudio = "Auf diesem Computer wiedergeben" und Aufzeichnung = "Von diesem Computer aufzeichnen" gesetzt sein. Zudem sollte unter "Leistung" die Option "Dauerhafte Bitmapzwischenspeicherung" abgeschaltet werden.

Nach erfolgtem Login im virtuellen Desktop kann der Anwender sich nun wie gewohnt im Lync Client beim Lync Server anmelden. (Nur) nach dem ersten Login präsentiert der Client einen zweiten Login-Dialog, der in VDI-Umgebungen dazu dient, das Endgerät über das VDI-Plugin zu authentifizieren.

Anschließend erfolgt ein Pairing-Vorgang zwischen Lync Client und dem VDI-Plugin, bei dem ein AV-Kommunikationskanal aufgebaut wird, über den anschließend Audio- und Videostreams direkt zwischen Gerät und Lync Server übertragen werden. Dieser Pairing-Prozess kann anfangs fehlschlagen und bedarf dann weiterer Feinabstimmung und gegebenenfalls der Fehlersuche. Tipps zur Fehlersuche finden Sie hier.

Überzeugende Lync-Performance

Der Igel UD6 liefert eine flüssige Audio- und Video-Übertragung.
Der Igel UD6 liefert eine flüssige Audio- und Video-Übertragung.
Foto: Radonic

Der mittels Lync VDI-Plugin am RDP vorbei geroutete Echtzeit-Traffic wird direkt vom Thin Client gerendert. Die Darstellung hochauflösender Videostreams geht dabei sehr flüssig über den Bildschirm, ebenso erfolgt eine klare und verzögerungsfreie Tonausgabe - entweder auf den eingebauten Lautsprechern oder am Headset. Anwender werden hier keinen Unterschied zwischen einer VDI-Umgebung sowie auf Baremetal aufgesetzten Lync-Clients feststellen.

Auch der Funktionsumfang ist für Anwender nur minimal eingeschränkt: die Konfiguration von Audio- und Video-Geräten innerhalb der Lync-Client Einstellung ist nicht verfügbar, außerdem sind keine Aufzeichnungen von Sitzungen oder anonyme Sitzungsteilnahmen möglich. Das VDI-Plugin kann zudem nicht für Office 365 verwendet werden. Abgesehen davon ist das Setup für den Anwender völlig transparent und intuitiv nutzbar.

Direkte A/V-Streams

Die Aufgabe des Lync VDI-Plugins besteht darin, eine eigene Audio-/Video Media Redirection direkt zwischen Client und Server zu implementieren sowie für den direkten Peer-to-Peer Austausch von Mediadaten zu sorgen. Der Traffic, der bei Videokonferenzen oder reinen Audiocalls erzeugt wird, passiert nicht die VDI-Remote-Desktop-Infrastruktur. Normaler Chat- und Presence-Traffic von Lync dagegen wird über das jeweilige Remote-Protokoll (RDP, ICA oder PCoIP) transportiert. Die En- und Decodierung wird vom Server auf den Client verschoben, um dessen Kapazitäten optimal zu nutzen.

Dies maximiert die Performance und schont die Bandbreiten. Diese Architektur in Verbindung mit einem leistungsfähigen Endgerät liefert eine optimale Performance, die bis dato in dieser Form für Unified-Communications-Anwendungen in virtuellen Umgebungen nicht zu realisieren war. Gleichzeitig sorgt dieser Ansatz für eine deutliche Entlastung der Serverinfrastruktur, da hier weder ein rechenintensives Rendering der Multimediainhalte noch eine Auslieferung über RDP erfolgen muss. Damit werden UC-Szenarien auch in virtualisierten Umgebungen skalierbar.

Fazit

Die Leistung des Igel UD6 überzeugt, auch bei rechenintensiven Anwendungen wie Unified Communications. Zugleich ist der Energieverbrauch sehr gering.

Der Anschaffungspreis ist hingegen recht hoch: Der IGEL UD6 ist in den Ausführungen LX (579 Euro), W7 (639 Euro) und W7+ (689 Euro) erhältlich. Die Preise bewegen sich damit schon in PC-Regionen. Damit punktet das Thin Client System eher durch die mitgelieferte Managementsoftware IGEL Universal Management Suite (UMS) sowie seine Wartungsfreundlichkeit, so dass sich die Folgekosten im Vergleich zu Fat Clients je nach Umgebung durchaus "rechnen" können.

Mit Einsparungen bei Lizenzkosten für die verwendeten Betriebssysteme ist bei VDI-Nutzung nicht zu rechnen, da die VDA-Lizenz der Redmonder jährlich zu Buche schlägt.

Unser Test zeigt dabei auch, dass ein kraftvoller Thin Client allein noch keine performante UC-Umgebung ausmacht. Erst in Verbindung mit der speziellen Media-Redirection-Lösung, die das Lync VDI-Plugin liefert, kann eine skalierbare Umgebung realisiert werden, da die Virtualisierungsserver entscheidend entlastet werden.

Interessierte Administratoren sollten den Thin Client vorab mit den wichtigsten und anspruchsvollsten Anwendungen testen, für die er später benutzt werden soll. Testgeräte für eine kostenlose Evaluierung können online bestellt werden