Es braucht einen neuen Ansatz, um Kunden bei der Bewältigung des immensen Datenwachstums zu helfen", sagte Ralf Colbus, Senior Storage Experte bei IBM anlässlich der jüngsten Storage-Ankündigung. Traditionelle Speicher seien heutzutage nicht mehr effizient. Der IBM-Manager stellt seinen Kunden in Aussicht, mit der neuen Spectrum-Speichersoftware den geschäftlichen Wert ihrer Daten besser erschließen zu können.
Grundprinzip in IBMs Storage-Strategie ist es, die Speicherverwaltungssoftware stärker von der dahinter liegenden Hardware zu trennen. Anwenderunternehmen sollen in der Lage sein, mit Hilfe der Storage-Software Speicherinfrastrukturen auf unterschiedlichste Art und Weise zu nutzen - beispielsweise as-a-Service, als vorintegrierte Appliance oder als reine Softwarelösung.
Im Rahmen seiner neuen Spectrum-Strategie hat IBM die Software seiner Highend-Storage-Appliance XIV von der Hardware entkoppelt und bietet sie nun als "Spectrum Accelerate" an. Die Software läuft IBM zufolge künftig auch auf Commodity-Hardware wie Standard-x86-Servern. Spectrum Accelerate erfordert mindestens drei Server und skaliert aktuell bis zu 15 Server. Auf jedem dieser Rechner läuft eine virtuelle Maschine unter VMware vSphere ESXi 5.5. Dafür empfiehlt IBM in seinen Spezifikationen jeweils vier Rechenkerne, 48 GB Arbeitsspeicher, vier 10-GBit Ethernet-Ports, zwölf Festplatten mit zwei, drei oder vier TB Kapazität - es dürfen nur Platten mit der gleichen Speicherkapazität verwendet werden - sowie eine SSD mit 800 GB.
Storage-Pools auch aus der Cloud
Anwenderunternehmen könnten mit Hilfe von Spectrum Accelerate ihre Datenhaltung über verschiedene Infrastrukturen wie dem eigenen Rechenzentrum sowie Cloud-Ressourcen hinweg steuern. Innerhalb dieser Speicherlandschaften ließen sich Kapazitäten flexibel und dynamisch neu hinzufügen. Zu den weiteren Funktionen gehören Snapshots, synchrone wie asynchrone Replikation, Mandantenfähigkeit sowie verschiedene Automatisierungs-Features. Administratoren bietet die Storage-Lösung ein Management-Dashboard, über das sich der gesamte Speicher-Pool verwalten lassen soll. Das Graphical User Interface (GUI) könne auf jedem Browser-fähigen Gerät ablaufen, vom Desktop bis hin zu iOS und Android-Mobilgeräten. Mit Hilfe des "Hyper-Scale-Manager" sei es zudem möglich, technische und administrative Aufgaben über ein Mobile-Dashboard abzuwickeln.
Der IT-Konzern will darüber hinaus noch im Laufe des Jahres einen Multi-Cloud-Connector für sein Spectrum-Softwareportfolio herausbringen. Anwender sollen damit Daten flexibel zwischen verschiedenen Cloud-Infrastrukturen hin- und herbewegen können. Zunächst wird das Werkzeug die IBM-eigene Softlayer-Cloud sowie Cloud-Anlagen, die mit IBM-Technik laufen, unterstützen. Man werde allerdings auch in der Lage sein, Clouds anderer Anbieter einzubinden, versprach Jamie Thomas, General Manager für Storage und Software Defined bei IBM.
Neben Accelerate gehören weitere Komponenten zum neuen Spectrum-Portfolio. "Spectrum Scale" ist eine Daten und File-Management-Lösung, die auf dem IBM General Parallel File System (GPFS) basiert, ehemals bekannt als Elastic Storage. Anwender könnten damit regelbasiert und automatisiert Storage-Tiering über verschiedene Plattformen vom schnellen Flash-Speicher bis hin zu Bandlaufwerken betreiben. IBM stellt den Kunden damit eine Kostenreduktion von bis zu 90 Prozent in Aussicht. Auch mit "Spectrum Virtualize" sollen sich vorhandene Storage-Kapazitäten effizienter auslasten lassen. Die Funktionen basieren auf dem IBM SAN Volume Controller.
"Spectrum Control" bietet den Nutzern ein Werkzeug für das Management der Storage-Umgebungen. Damit sollen sich beispielsweise das Provisioning sowie das Kapazitäts-Management steuern lassen. Außerdem bietet das Tool Funktionen für das Monitoring und Reporting. Mit "Spectrum Protect" erhalten Anwender verschiedene Sicherheitswerkzeuge für den Schutz der Daten beispielsweise rund um Backup und Recovery. Zuguterletzt lassen sich mit Hilfe von "Spectrum Archive" wenig genutzte Daten automatisiert auf Bandlaufwerke auslagern und damit Speicherkosten senken. Die Funktionen basieren auf dem IBM Linear Tape File System.
Neben der Neuausrichtung ihres Storage-Softwareportfolios haben die IBM-Verantwortlichen weitere massive Investitionen angekündigt. In den kommenden fünf Jahren will der Konzern mehr als eine Milliarde Dollar in die Hand nehmen, um sein Speicherportfolio weiter auszubauen. Dabei geht es dem Hersteller zufolge vor allem um Software-Defined-Storage-Plattformen. Man werde sich in der Forschung in erster Linie auf neue Cloud-Storage-Software, Object-Storage, sowie Open-Standard-Technologien inklusive OpenStack konzentrieren, hieß es. Mit dem Fokus auf die Softwareseite dürfte die Storage-Hardware weiter in den Hintergrund rücken. Das passt in die allgemeine IBM-Strategie, sich vom immer schwieriger werdenden, margenschwachen Hardware-Business zu verabschieden. Erst im vergangenen Jahr hatte der Konzern sein Geschäft mit Standard-Servern an den chinesischen Anbieter Lenovo verkauft.