Das Loblied auf die Datenwolke erklingt in diesen Tagen deutlich leiser. Der Skandal um die Spähprogramme der amerikanischen und britischen Geheimdienste hat dem Cloud-Boom einen empfindlichen Dämpfer verpasst. Plötzlich keimen Zweifel auf, ob es eine gute Idee ist, vertrauliche Daten in der Cloud zu speichern.
Besonders mittelständische Betriebe, ohnehin im allgemeinen keine Cloud-Enthusiasten, sehen sich in ihren Vorbehalten bestätigt und fürchten mehr denn je um die Sicherheit ihrer Daten: Schließlich weiß man bei internationalen Cloud-Dienstleistern wie Google, Amazon oder Microsoft nie genau, wo sich die eigenen Daten momentan befinden - auch die Einhaltung der strengen deutschen Datenschutzbestimmungen ist im Ausland mehr als fraglich.
- Deutsche Business-Cloud-Portale punkten mit Sicherheit
Die Datenskandale der letzten Zeit haben die Vorbehalte gegen die Cloud in mittelständischen Unternehmen eher verstärkt als verringert. Dem wollen deutsche Cloud-Provider entgegentreten. Sie punkten mit sicheren lokalen Rechenzentren ohne Abhörrisiko und Infrastrukturdiensten speziell für kleinere und mittelständische Betriebe. - CenterDevice
Das im Mai 2011 in Bonn gegründete Unternehmen CenterDevice GmbH stellt seinen Nutzern Cloud-Speicher zusammen mit Werkzeugen zur Online-Zusammenarbeit zur Verfügung, ist also kein reiner IaaS-Anbieter. Der Service unter dem Namen "Find & Share" ermöglicht das Auffinden und Teilen von Daten und Dokumenten, deren Bearbeitung sowie Präsentation aus dem Browser heraus. - Janz MittelstandsCloud
Janz IT legt mit seiner MittelstandsCloud Wert auf die regionale Verankerung. Das Paderborner Systemhaus betreibt ein eigenes Rechenzentrum auf eigenem Grund und wirbt mit Datenschutz und Verträgen nach deutschem Recht. - Lufthansa Systems CloudLounge
Die Lufthansa und Public-Cloud-Angebote? Klingt seltsam, stimmt aber. Das Spinoff Lufthansa Systems kümmert sich nicht nur um die IT der Mutter, sondern auch um die anderer Fluggesellschaften und Branchen. Schon länger hat der IT-Dienstleister Private- und Hybrid-Cloud-Services im Portfolio. Diese werden neuerdings - basierend auf "VMwares vCloud Director" - um öffentliche IaaS-Dienste ergänzt und dem Mittelstand unter dem Namen CloudLounge angeboten. - Nionex
Die Nionex GmbH, ein Tochterunternehmen des Bertelsmann-Konzerns mit Sitz in Gütersloh, stellt seit 2009 kleinen und mittelständischen Unternehmen Infrastructure-Services zur Verfügung. Die Bertelsmann-Tochter nutzt zwei TÜV- beziehungsweise ISO-zertifizierte Data Center in Nordrhein-Westfalen für ihre Cloud- Services. - ProfitBricks
ProfitBricks ist ein reiner IaaS-Anbieter aus Berlin, gegründet von zwei ehemaligen 1&1-Vorstandsmitgliedern. Das Unternehmen betreibt zwei Rechenzentren, eines in Karlsruhe, das andere in Las Vegas in den USA. Beide Data Center sind nach Unternehmensangaben weder physisch noch virtuell verbunden, so dass kein Datenaustausch stattfindet. - QSC
Die Kölner QSC AG bietet mittelständischen Unternehmen eine breite Palette an ITK-Services - von der Telefonie über Datenübertragung bis zu IT-Outsourcing und -Consulting. Die TÜV-geprüften Rechenzentren stehen in Nürnberg und München und werden nach deutschem Datenschutzrecht von der QSC Tochter IP-Exchange geführt.
Bundesdatenschutzgesetz spricht für Deutschland
Gerade diese Sicherheitsbedenken stellen sich nun als erfreulicher Standortvorteil für deutsche Cloud-Anbieter heraus. "Der Ruf, den Deutschland in puncto Datenschutzgesetze genießt, kommt uns jetzt zugute", sagt Oliver Grün, Präsident des Bundesverband IT-Mittelstand (Bitmi) ((analog zu "Bitkom")). Schließlich muss in Deutschland das Cloud Computing bei der Verarbeitung personenbezogener Daten mit dem Bundesdatenschutzgesetz konform sein.
Statt die Nutzung moderner Kommunikationsmittel einzuschränken, rät der Bitmi-Präsident, deutsche Lösungen verstärkt in den Fokus zu rücken: "Heimische IT-Angebote können einen wesentlichen Beitrag zu mehr Sicherheit leisten. Deutschland hat der Übermacht aus den USA einiges entgegenzusetzen, schon alleine, weil deutsche Hersteller ganz bewusst Produkte ohne Hintertüren auf den Markt bringen."
Beratung und maßgeschneiderte Cloud-Konzepte
Deutsche Cloud-Provider mit Rechenzentren in Deutschland gewähren einheimischen Firmen aber nicht nur hohe Sicherheit. Anders als ein internationaler Dienstleister bieten viele deutsche Dienstleister mittelständischen Kunden mit wenig Cloud-Know-how auch individuelle Beratung und Betreuung an. Im Gegensatz zu US-Anbietern wie Amazon kann ein deutscher Anbieter genau auf die Bedürfnisse seines Kunden eingehen und ein auf seine Anforderungen maßgeschneidertes Cloud-Konzept erstellen.
- 6 Tipps gegen Cloud-Missverständnisse
Viele Investitionen in Private Clouds sind verschwendet. Der Grund: IT-Macher betrachten die Projekte lediglich als Virtualisierung mit anderen Mitteln. Fragt sich, wie CIOs dafür sorgen können, dass ihre Organisation auf echtes Cloud-Computing einschwenkt. Forrester gibt hier sechs Empfehlungen. - 1. CIOs tun gut daran, ...
... virtualisierte Umgebungen und Cloud-Lösungen von einander zu trennen. Nicht alle Aufgaben eigenen sich für eine Verlagerung in die Cloud, und wer die Dinge unsystematisch vermischt, kann schnell Chaos anrichten. - 2. CIOs sollten jenen Administratoren, ...
... die jede virtualisierte Lösung für Cloud Computing halten, Zugang zu spannenden Public-Cloud-Lösungen verschaffen und das Verständnis für die Unterschiede systematisch fördern, Begeisterung wecken. - 3. CIOs sollten ihren Mitarbeitern die Angst davor nehmen, ...
... durch Cloud Computing Nachteile im Job zu erleiden. Denn was soll schlecht daran sein, Anwendungen zu pflegen und zu füttern statt Kapazitäten zu managen? - 4. Kluge CIOs ...
... lernen von jenen Fachabteilungen, die bereits auf eigene Faust Cloud-Lösungen aufgebaut haben und diese Lösungen mit ihren Teams diskutieren. - 5. Wenn es aus welchen Gründen ...
... auch immer nicht möglich ist, selbst eine Cloud-Umgebung aufzubauen, sollten sich CIOs kurzfristig einen Dienstleister dafür suchen. Dadurch haben sie die Möglichkeit, schnell und niedrigschwellig mit dem Thema zu beginnen. - 6. Weiter denken
Nach Ansicht von Forrester liegt die Zukunft in komplexen Platform-as-a-Sevice- und Infrastructure-as-a-Service-Lösungen. Einen Weg zurück, also einen Wiederabstieg von den Wolken, wird es laut Forrester-Analyse nicht geben.
"Lokalisierte Angebote und ein deutscher Rechenzentrumsstandort sind für viele Anwender im Mittelstand ein wesentlicher Entscheidungsfaktor", stellt deshalb die Experton Group in ihrem Cloud-Vendor Benchmark fest. Dieser Beitrag stellt deshalb einige ausgewählte deutsche Public-Cloud-Dienstleister für mittelständische Kunden vor.
Angebote von IaaS über SaaS bis Managed Clouds
Berücksichtigt wurden Serviceanbieter mit Firmensitz in Deutschland, die hierzulande ein Rechenzentrum betreiben, Verträge nach deutschem Recht gestalten und explizit auf den Mittelstand ausgerichtet sind. Das Hauptaugenmerk liegt auf Angeboten in Sachen Infrastructure as a Service (IaaS), womit im Idealfall ohne langwierige Prozesse kurzfristig ein virtuelles Rechenzentrum auf- und wieder abgebaut werden kann.
Doch reine IaaS-Angebote, die maßgeschneidert Server-, Storage- und Netzkomponenten über eine Web-Oberfläche zu einem Rechenzentrum formen lassen, sind selten. Die meisten deutschen Cloud-Anbieter haben solche Dienste - in weiser Voraussicht der Bedürfnisse ihrer Klientel - nur in Kombination mit Softwarelösungen und SaaS-Diensten in ihrem Portfolio. Die Kunden beziehen von solchen Dienstleistern beispielsweise SAP-Anwendungen, deren Ressourcen wie Storage oder Rechenleistung flexibel hoch- und heruntergefahren werden können. Sie bieten zudem oft im Rahmen von Managed Clouds Beratung und Consulting an.