Microsoft Hyper-V 2012 im Test

Hyper-V 2012 ist VMware vSphere dicht auf den Fersen

26.08.2013
Von 
Andrej Radonic ist Experte für Virtualisierung, Cloud-Technologien und Open Source Anwendungen. Der Fachbuchautor ist Vorstand der interSales AG und entwickelt für mittelständische Unternehmen anspruchsvolle E-Commerce Lösungen.

Hyper-V: Umfangreiche Optimierungen bei Hochverfügbarkeit

  • Windows NIC Teaming

  • Continuously Available File Server (SMB) Speicher

  • CSV 2.0 Integration mit Storage Arrays für Replication & HW Snapshots

  • Gast-Cluster via Fiber Channel

  • Parallele Live Migration, Live Storage Migration

  • Failover Cluster Verbesserungen

  • Cluster-Aware Updates

  • VM-Failover Prioritäten konfigurierbar

  • Anti-Affinity VM Regelkonfiguration

Moderne Storage-Technologien ab Werk

In kaum einem anderen Bereich entwickeln sich Techniken zur Virtualisierung derzeit schneller weiter als in puncto Storage. Auch Microsoft hat sich den Themen Speicherkapazität, IO-Performance und Flexibilität beim Management gewidmet:

VHDX löst VHD als Format für virtuelle Festplatten ab. Es unterstützt Dateien bis zu 16 TB statt bisher 2 TB, soll robuster sein und dabei deutlich bessere Lese- und Schreibraten bieten.

Die neue Snapshot-Funktion erlaubt nun das Zusammenführen der in Snapshots gespeicherten Änderungen mit einer Eltern-VM (Online Merge), ohne dass die virtuelle Maschine zu diesem Zweck heruntergefahren werden muss, wie es in der vorigen Version der Fall war.

Zu den weiteren Neuerungen zählt der so genannte Offloaded Data Transfer (ODX), bei dem der Hypervisor bestimmte Aufgaben wie das Kopieren oder Verschieben von VMs an kompatible Speichersysteme übergeben kann. Diese kommunizieren dann direkt miteinander (siehe Grafik ODX), der Hyper-V-Host wird auf diese Weise weitgehend entlastet, zudem können enorme Geschwindigkeitszuwächse bei verschiedenen Schreiboperationen erzielt werden, zum Beispiel beim Erstellen einer virtuellen Festplatte. VMware stellt diese Technik über die vStorage API bereit. In beiden Fällen müssen die Speicherhersteller diese Funktionen explizit unterstützen.

Neu hinzugekommen ist zudem die Unterstützung für Fibre Channel in Hyper-V-VMs mit bis zu vier virtuellen HBAs je Gast. Bisher konnten ihnen Disks nur über iSCSI direkt zugeordnet werden. VMs können zudem sowohl von SANs über iSCSI als auch via Fibre Channel booten. Mit DSM und SMB unterstützt Microsoft auch Multipath-IO.

Hyper V 2012: Editionen mit kostenfreier Option

Auch 2013 gilt: Hyper-V ist in zwei Geschmacksrichtungen verfügbar – als kostenfreies Standalone System Microsoft Hyper-V Server 2012 sowie als installierbare Server-Rolle auf Basis von Windows Server 2012 oder Server 2008.

Die Hypervisor-Technik ist in beiden Fällen identisch und die kostenfreie Edition verfügt dazu über alle Features des Vollprodukts. Da es sich bei dem Hyper-V-Server um eine Variante von Server Core handelt, die auf die Hyper-V-Rolle beschränkt ist, läuft auch die Installation bei beiden Alternativen ähnlich ab, die erste Einrichtung erfolgt über eine textbasierte grafische Oberfläche (sconfig).

Im Wesentlichen sind die Management-Möglichkeiten beim kostenfreien Hypervisor beschnitten. Für das Remote-Management von VMs auf Hyper-V Server 2012 steht der Hyper-V Manager unter Windows 8 oder einem vollwertigen Windows Server 2012 zur Verfügung.

Da Windows Server 2012 die Rechte zur Ausführung des Betriebssystems in virtuellen Maschinen enthält, diese beim kostenlosen Hyper-V Server 2012 aber extra erworben werden müssten, eignet sich das Produkt primär zu Virtualisierung von Desktops oder von Linux. Andererseits kann sich für manche Anwender ein interessantes, da kostengünstiges Szenario ergeben, indem sie ihre vorhandenen, lizenzierten Windows Server 2008/2008 R2 ohne zusätzliche Lizenzkosten auf Basis von Hyper-V Server 2012 virtualisieren und von allen neuen Features profitieren können.

Hyper-V Server 2012 kann nach der Registrierung kostenlos von Microsofts Website heruntergeladen werden.

Flexiblere Installation

Hyper-V als Rolle unter Windows Server 2012 bietet verschiedene flexible Installationsmöglichkeiten. Neben der Installation als Rolle über den in Windows Server 2012 integrierten Server Manager ist es nun auch möglich, Hyper-V über das Netzwerk zu installieren. Mit den Remote-Verwaltungs-Tools lässt sich dies auch von einem Windows 8-PC (Pro/Enterprise) aus bewerkstelligen.

Alternativ kann Hyper-V auch über das Befehlszeilen-Programm dism.exe installiert werden. Dies bietet sich vor allem auf Core-Servern oder zum Automatisieren der Installation an. Ähnliche Möglichkeiten bietet zudem die Windows Powershell mit speziellen Hyper-V cmdlets. So installiert das Kommando „Install-WindowsFeature“ Hyper-V die entsprechende Serverrolle.

VMM 2012 SP1 erschließt neue Hyper-V-Funktionen

Mit dem unlängst erschienenen Service Pack 1 für den Virtual Machine Manager (VMM) 2012 als Teil von System Center 2012 erschließt Microsoft alle fortgeschrittenen Virtualisierungsfunktionen, die VMM vorher schon im Zusammenspiel mit Hyper-V 2008 R2 lieferte.

Dazu zählt die generell höhere Skalierbarkeit, so dass sich VMs mit mehr vCPUs und vRAM einrichten lassen als bisher. Hinzu kommen die Verwendung des neuen Formats für virtuelle Festplatten (VHDX) oder die Cluster mit bis zu 64 Knoten. Das SP1 aktualisiert zudem die Multiplattform-Unterstützung des VMM, indem es die Verwaltung von vSphere 5.1 und Citrix XenServer 6.0 erlaubt. Mit System Center spielt Microsoft eine wichtige Management-Stärke gegenüber VMware und Citrix aus, denn damit beherrscht der Administrator die zentrale Verwaltung nicht nur der virtuellen, sondern auch der physischen Ressourcen (Hosts und Netzwerk).

Bisher galten die fehlenden Automatisierungsmöglichkeiten von Hyper-V als große Schwäche in puncto Management. Auch hier hat Microsoft nachgebessert: Die existierende Powershell wird seitens Hyper-V nun um gut 160 sogenannte cmdlets ergänzt, die typische Administrationsaufgaben in wenigen Kommandos zusammenfassen und damit über einfache Scripts automatisierbar machen – eine Technik, wie sie schon lange von VMware und Citrix bekannt ist. Beispiel: Das Kommando „New-VM –Name Test“ erzeugt eine neue VM mit Namen „Test“.

Baremetal Hypervisor auch auf dem Windows-Desktop

Eine interessante Neuerung auf dem Desktop ist die Option, Hyper-V nun als Baremetal Hypervisor auf einem Windows 8 PC installieren zu können. Hyper-V ersetzt damit den veralteten VirtualPC-Virtualisierer, der sich auf Windows 8 nicht mehr installieren lässt. Windows 8 Hyper-V basiert auf dem gleichen Code wie sein Gegenstück in Windows Server 2012, bietet aber nicht alle seine Features. So mangelt es ihm am Support für Live Migration oder Hyper-V Replica. Von der Server-Technik hat der Client-Hypervisor jedoch die hohe Skalierbarkeit geerbt, so dass er bei der maximal möglichen Ressourcen-Ausstattung von VMs beispielsweise die VMware Workstation deutlich übertrifft.

Hyper V 2012: Lizenzierung

An den Lizenzierungsverfahren ändert sich gegenüber den bisherigen Windows und Hyper-V Editionen nichts:

„Hyper-V Server 2012“ ist kostenfrei verfügbar. Für die virtualisierten Windows-Systeme müssen jeweils entsprechende Lizenzen vorliegen.

Windows Server 2012 Standard“ enthält Lizenzen für zwei VMs, sofern der Rechner nur für Virtualisierung genutzt wird. Werden auf dem Server weitere Rollen oder Dienste außer dem Hypervisor genutzt, reduziert sich die Anzahl der VM-Lizenzen auf eins.

Die „Windows Server 2012 Datacenter Edition“ erlaubt eine unbegrenzte Anzahl von Hyper-V-VMs. Die Datacenter Edition ist dann die günstigere Alternative, wenn eine Standard Edition um mehr als 10 VM-Lizenzen erweitert werden müsste.

Beide Editionen sind lizenztechnisch limitiert auf zwei physische CPUs.

Bei Betrieb eines Hyper-V Clusters mit Nutzung von Live Migration ist zu berücksichtigen, dass eine hochverfügbare VM auf jedem beteiligten Server lizenziert sein muss. Beispiel: Für zwei Server mit jeweils zwei physischen Prozessoren und insgesamt fünf VMs im Hyper-V Cluster sind insgesamt 10 Lizenzen nötig bzw. 5 Lizenzen Windows Server 2012 Standard.