Die Magazine und Fachzeitschriften sind voll von Artikeln über die enorme Bedeutung guter Kommunikation. Und auch die Menschen in den Unternehmen nicken zur Bestätigung dieser Aussage kräftig mit dem Kopf. Gerade für Führungskräfte ist das Angebot an Seminaren sehr groß: vom Vier-Ohren-Modell über die Rhetorik für Gehaltsverhandlungen bis zu "Wer fragt, der führt". Und so wird im Unternehmensalltag viel Energie in die richtige Wortwahl für die Leitlinien investiert, das passende Story-Telling für den kommenden Veränderungsprozess gesucht und persönlichkeitstypengerechtes Marketing betrieben.
Das Kommunikationsmanagement nicht zu vergessen: Wer schickt welches Protokoll mit wie vielen Topics an welchen Verteilerkreis? Dabei wird auch schon mal vergessen, dass Kommunikation mitnichten zu den Dingen gehört, die sich managen lassen. Bei all den Anstrengungen, die täglich in den Büros, Produktionshallen und Meetingräumen unternommen werden, geht es doch nur um eines: ums Mitteilen.
Gute Kommunikation löst Probleme
Die Idee von guter Kommunikation verkommt zur Frage nach dem richtigen Senden, am liebsten mit Erfolgsgarantie. Die Idee dahinter: "Wenn ich nur gut genug formuliere, dann denken hinterher alle das, was ich gerne hätte, dass sie denken." Und weil das meistens viele Menschen in einem Unternehmen denken, wird getextet, was das Zeug hält.
Normal? Ja.
Zielführend? Nein.
Lesetipp: Chefs sollten einfach mal zuhören
Gute Kommunikation, die zu Erkenntnissen führt und mit der sich Probleme lösen lassen, beginnt mit Zuhören. Eine Kunst, die in den Standardseminaren nicht mal vorkommt und in den meisten Organisationen nicht praktiziert wird.
Aber natürlich hören Sie Ihrem Gegenüber zu, denken Sie gerade? Gut, machen wir die Probe aufs Exempel und schauen mal, welcher Zuhörer-Typ Sie sind:
Selektiv-Hörende: Er oder sie hört oberflächlich hin, bis ein passendes Stichwort fällt. Das ist der Startschuss, um aktiv in die Diskussion einzugreifen und seine eigenen Meinungen, Sichtweisen, Inhalte einzubringen.
Bewertende: Diese Menschen sind gedanklich sehr analytisch und schnell schon ein paar Gedanken weiter. Sie haben sofort Argumente und Gegenargumente parat, aber auch nur, um den eigenen Standpunkt zu argumentieren.
Zuhörende: Die Motive des Gegenübers verstehen zu wollen und ihm oder ihr die volle Aufmerksamkeit zu widmen, ist ihr Ansinnen. Zuhörende stellen sich ganz auf die Gesprächsbeteiligten ein.
Mal ganz ehrlich, die meisten Menschen sind während der Redebeiträge der anderen damit beschäftigt, ihre nächste Erwiderung beziehungsweise das passende Argument im Kopf durchzugehen. Wir sind beim Zuhören hauptsächlich mit uns selbst beschäftigt und eben nicht mit dem Gegenüber.
Zudem gibt es immer auch vermeintlich gute Gründe, warum genau jetzt oder genau bei dem Thema oder dem Sprechenden die eigene Aufmerksamkeit woanders hingeht. Die Luft im Besprechungsraum ist schlecht, es ist Freitag nach 17 Uhr, es ist Herr Schmidt oder Frau Meier und die sprechen immer so ausschweifend, oder, oder, oder. Wenn es für Sie Verhinderer gibt, dann gehen Sie ihnen auf den Grund. Möglicherweise sind sie nur der willkommene Anlass, um nicht wirklich zuhören zu müssen. Es ist Ihre Entscheidung, so oder so.