SAP will weg vom ERP-Image

HANA - vom In-Memory-Beschleuniger zur Digitalisierungsplattform

13.01.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

C4A - SAP schnürt komplettes Analytics-Paket aus der Cloud

C4A, an dem SAP zugleich baut, ist ein inte­griertes Analye-Toolset in der Cloud, das verschiedene Funktionen für Planung, Business Intelligence (BI) und Predictive Analytics in einem Paket vereinen soll. SAP-Angaben zufolge handelt es sich dabei um das erste und bis dato einzige Analytics-Paket am Markt, das Anwendern Funktionen für alle drei Bereiche biete. In den Portfolios der Wettbewerber müssten sich die Kunden die entsprechenden Tools selbst zusammensuchen und integrieren. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen S/4HANA und C4A. Während S/4HANA zwingend eine HANA-Plattform als Unterbau erfordert, funktioniert C4A auch ohne den HANA-Backbone. Die Analytics- Tools aus der Cloud könnten auch direkt auf verschiedene Datenquellen außerhalb des SAP-Kosmos zugreifen.

Trotzdem bleibt HANA das Gravitations­zentrum in SAPs Softwaregalaxie. Steve Lucas, Global President SAP Platform & Analytics, warb in Frankfurt für HANA als die digitale Plattform für eine digitale Welt. "Das ist keine Science Fiction, sondern Science Fact", ver­sicherte der SAP-Manager. Die HCP ordnet Lucas als Business-Plattform ein. SAP habe keine Ambitionen, sich auf einen Wett­bewerb und Preiskampf mit Anbietern wie Amazon Web Services (AWS) einzulassen. Seinen Vorteil gegenüber Cloud-Konkurrenten wie IBM, Microsoft und Oracle sieht Lucas in dem von Haus aus integrierten Cloud-Angebot.

Bei den Wettbewerbern müssten die Kunden verschiedene Produkte einkaufen und selbst integrieren, um ihre Business-Fragen beantworten zu können. Lucas verweist darüber hinaus auf die breite Palette des SAP-eigenen Cloud-Port­folios, das sich vor allem aus den Zukäufen der vergangenen Jahre speist. Unter anderem hat SAP das Business-Netzwerk Ariba und den Talent-Management- und Human-Resources-Spezialisten SuccessFactors übernommen. „SAP hat eine Plattform für die kommenden Jahrzehnte gebaut“, sagte der Manager, während die Konkurrenten ihre Plattformen in den vergangenen Jahrzehnten gebaut hätten und nun versuchten, sie in die Cloud zu hieven.

Immer die gleichen Fragen und Bedenken

Obwohl auf Anwenderseite wegen der Herausforderungen durch die Digitalisierung durchaus Bedarf für neue leistungsstarke IT-Platt­formen besteht, sind die SAP-Kunden nach wie vor skeptisch, was Sinn und Vorzüge von HANA anbelangt. Einmal mehr kamen auf dem Jahreskongress der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) im November in Bremen Unsicherheit und Verwirrung zum Ausdruck. „Da ist überall HANA drin, und überall steht Cloud drauf – aber die Angebote unterscheiden sich deutlich voneinander“, lautete das Fazit des DSAG-Vorstandsvorsitzenden Marco Lenck.

SAP-Gründer Hasso Plattner kann nicht verstehen, warum auf Anwenderseite immer wieder die gleichen Fragen und Bedenken zu S/4HANA auftauchen.
SAP-Gründer Hasso Plattner kann nicht verstehen, warum auf Anwenderseite immer wieder die gleichen Fragen und Bedenken zu S/4HANA auftauchen.
Foto: SAP SE / Wolfram Scheible

Auf Seiten der SAP kann man die Skepsis nicht nachvollziehen. "Mich stimmt traurig, dass wir nach dem großen Verkaufserfolg, den in Rekordzeit abgeschlossenen Implementierungen und den zufriedenen Produktivkunden immer noch mit den gleichen Fragen und Bedenken konfrontiert werden", schrieb SAP-Gründer Hasso Plattner Mitte Dezember in einem Gastbeitrag für die COMPUTERWOCHE. "Wir haben Bücher verfasst und Dutzende von neuen oder verbesserten Anwendungsszenarien beschrieben, es gibt spezielle Veranstaltungen auf der ganzen Welt, und auf unserer Website stellen wir viele Erfolgsgeschichten vor."