Studie Data Analytic Skills

Großer Schulungsbedarf im Umgang mit Daten

23.02.2018
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Zahlenwüsten in anschauliche Diagramme zu verwandeln ist eine Kunst, die Daten-Analysten besonders gut beherrschen. Allerdings können viel zu wenig Mitarbeiter mit Zahlen umgehen, wie eine aktuelle Studie von IDG Research zeigt. Umso begehrter sind die Profis, die das nötige Handwerkszeug mitbringen.

Daten gelten als das Gold des 21. Jahrhunderts. Doch wie Unternehmen diesen Schatz heben können, darüber zerbrechen sie sich erst langsam den Kopf. Derzeit stufen nur 15,5 Prozent der Unternehmen die Datenanalyse als geschäftsentscheidend ein, doch für mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten ist es ein sehr wichtiges Thema, für weitere 24 Prozent wichtig, wie eine Studie von IDG Research im Auftrag von Tableau Software zeigt. Doch die Bedeutung von fundierten Analysen und gut aufbereiteten Statistiken nimmt zu. Mehr als doppelt so viele Befragte (37 Prozent) sehen die Datenanalyse zukünftig als geschäftsentscheidend an, für weitere 57 Prozent wird sie sehr wichtig oder wichtig.

Die Auswertung gesammelter Daten ähnelt meist dem Kaffeelesen, da es den Mitarbeitern am notwendigen Statistikwissen fehlt.
Die Auswertung gesammelter Daten ähnelt meist dem Kaffeelesen, da es den Mitarbeitern am notwendigen Statistikwissen fehlt.
Foto: Sergey Nivens - shutterstock.com

Befragt hatte das Team von IDG Research 162 Unternehmen aus 18 Branchen, geantwortet haben Geschäftsführer (22 Prozent) sowie Entscheider aus IT-Abteilungen. Schon heute sezieren die meisten Unternehmen gesammelte Daten, doch mitunter ähnelt es dem Kaffeelesen, denn 53 Prozent der Befragten sagen, dass es den Mitarbeitern am notwendigen Statistikwissen fehle. Doch so gut wie alle Abteilungen, vor allem Verkauf und Vertrieb (49 Prozent), IT (39 Prozent), Controlling (37 Prozent) sowie Marketing (37 Prozent) versprechen sich Optimierungen, aber auch die Geschäftsleitung, das Qualitäts-Management, Einkauf, Beschaffung, Kunden-Service sowie Logistik und Produktion setzen zukünftig noch stärker auf Statistiken.

In Zukunft führt kein Weg an einer fundierten Datenanalyse vorbei

Obwohl die Anforderungen vielfältig und die Erwartungen groß sind, nutzen die meisten, nämlich 70 Prozent der Befragten, Excel als bevorzugte Software. SAP Analytics Cloud folgt mit deutlichem Abstand auf dem zweiten Rang (36 Prozent), dahinter rangiert Google Analytics mit knapp 31 Prozent, Mehrfachnennungen waren möglich. Dass Excel so beliebt ist, könnte auch daran liegen, dass das Office-Paket zum Arbeitsalltag gehört, auch wenn vermutlich nur wenige mit allen Finessen des Programms vertraut sind.

Doch längst nicht alle Angestellten analysieren die Daten selbst. Immerhin übernehmen diese Aufgabe in 21 Prozent der Unternehmen qualifizierte Data Scientists, knapp 44 Prozent lassen sensible Daten sowieso nicht von den Mitarbeitern analysieren. "In vielen Unternehmen werden Datenanalysen noch an die IT-Abteilung oder das BI-Team delegiert - ein extrem zeitaufwändiger Prozess, der mit den wachsenden Datenmengen und heutigen Geschwindigkeit der Märkte nicht mehr funktionieren kann", erklärt Henrik Jorgensen, Country Manager DACH bei Tableau Software.

Weiterbildung in der Datenanalyse und Statistik

Wie qualifizieren Unternehmen ihre Mitarbeiter weiter, damit sie Statistiken professionell erstellen und Daten richtig analysieren können? 24 Prozent sagen, es gebe ausreichend viele Schulungen, genauso viele bieten überhaupt keine Weiterbildung an und knapp die Hälfte der Unternehmen bilden nur vereinzelt weiter. Bei einem Viertel liegt es am fehlenden Budget, genauso viele erklären, es gebe keine Nachfrage nach Schulungen und in 16 Prozent der Firmen helfen sich die Kollegen untereinander. Doch einige Befragte vermuten, dass nicht nur das Geld fehle, sondern auch an Ideen und ein Konzept.

Da die meisten Befragten der Analyse von Daten in Zukunft eine große Bedeutung beimessen, nimmt der Bedarf an Data Scientists zu. Wie besetzen Unternehmen diese Positionen? Die Mehrheit der Befragten, nämlich 63 Prozent, geben an, dass sie derzeit diese Stellen mit internen, entsprechend geschulten Mitarbeitern besetzen könnten. Ein knappes Drittel rekrutiert diese Spezialisten von außerhalb und ebenso viele Firmen beauftragen externe Dienstleister mit der Datenanalyse.

Auch für die zukünftig benötigten Daten-Analysten vertraut die Mehrheit (54 Prozent) der Befragten auf entsprechend geschulte, interne Mitarbeiter. 44,4 Prozent sucht diese Datenspezialisten extern am Arbeitsmarkt und weitere 35 Prozent der Befragten wollen diese Positionen mit intern qualifizierten Data Scientists besetzen. Auch wenn für die meisten Unternehmen Data Scientists eine gefragte Zielgruppe sind, äußerten sich die Befragten doch vorsichtig optimistisch zum Recruitment. Mehr als die Häfte (51 Prozent) der Befragten sagte, dass ihr Unternehmen bei der Suche nach Analytics-Experten erfolgreich sei, aber 28 Prozent schätzen die eigenen Bemühungen als wenig oder gar nicht erfolgreich ein.

Die fünf wichtigsten Skills der Data-Science-Experten

IDG Research forderte die Befragten auf, ihr Ranking der fünf wichtigsten Skills zu erstellen, wenn es um die Neubesetzung von Data-Science-Experten geht. Für 60 Prozent der Studienteilnehmer und damit die Top-Qualifikation ist Teamfähigkeit. Damit dürften sich all diejenigen bestätigt fühlen, die schon immer gesagt haben, dass für die die neuen Arbeitsformen Kommunikationsfähigkeit und damit indirekt das Arbeiten im Team Grundvoraussetzung ist, um in einer agilen Welt erfolgreich zu agieren. Erst an zweiter Stelle mit 48 Prozent der Nennungen sind die Analytics-Kenntnisse von Bedeutung. Und die Nummer drei dürfte eine indirekte Bestätigung der Nummer eins sein, sprich, 38 Prozent halten interkulturelle Kompetenz - also ebenfalls eine "weiche" Fähigkeit - für unerlässlich. Heißt, sowohl im eigenen Land als auch international rechnen die Arbeitgeber damit, dass sie künftig mit "bunten" Belegschaften zu rechnen haben. Überraschend erst an vierter Stelle mit 36 Prozent wird Berufserfahrung erwartet. Firmen setzen doch am liebsten auf den Nachwuchs, den sie dann - je nach Unternehmenskultur - in unterschiedlicher Intensität schulen. Und schließlich an fünfter Stelle wird Projekt-Management genannt, für 33 Prozent der Studienteilnehmer steht diese Qualifikation im Vordergrund.

Neben dem Recruitment von Data Scientists kommt der Weiterbildung in statistischen Methoden, Analysen, Interpretation und grafischer Darstellung von Daten für die Belegschaft eine große Bedeutung zu. Wer also ein Faible für Zahlen, Tabellen und Diagramme hat und sich innerhalb des Unternehmens verändern möchte, für den stehen die Chancen gut, beim eigenen Arbeitgeber anzuklopfen und sich zum Data Scientist weiterzubilden.

Alle Mitarbeiter müssen lernen, mit Daten umzugehen

"Viele Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass die Datenanalyse in den kommenden Jahren für sie unerlässlich sein wird, um am Markt zu bestehen", ist Jorgensen überzeugt. "Um jedoch das volle Potenzial aus ihren Daten schöpfen zu können und zu einem datengetriebenen Unternehmen zu werden, müssen alle Mitarbeiter lernen, mit Daten und ihrer Analyse umzugehen", fordert der Tableau-Manager. Zurecht wünscht sich Jorgensen gutqualifizierte Data-Analysten, denn im Ranking der Top-Fünf-Herausforderungen für die Unternehmen in den nächsten Jahren tauchen gleich zweimal die Themen Personal/Skills auf. An Nummer zwei nennen die Studienteilnehmer "Fehlendes Personal mit Analytics-Know-how in den Fachbereichen" (33 Prozent) und an fünfter Stelle nennen die Befragten "Fehlende analytische Skills im Unternehmen" (26 Prozent). Wie nicht anders zu erwarten quält, oder formulieren wir es besser neutraler, beschäftigt die Mehrheit der Studienmitmacher in erster Linie das Thema Datenschutz und Sicherheit - das sehen 36 Prozent der Firmen als die größte Herausforderung in den nächsten Jahren. Platz drei belegt das Thema mangelnde Datenqualität mit 30 Prozent, es folgt auf Platz vier Komplexität der Analytics-Lösungen mit 27 Prozent.

Interaktive Grafiken von Tableau Software: https://public.tableau.com/profile/mc.lindl#!/vizhome/OnlineMedia/Dashboard1

Slideshow-Format der Grafiken von Tableau Software: https://public.tableau.com/profile/mc.lindl#!/vizhome/PrintMedia_0/Story1