Sundar Pichai, CEO von Google und dessen Mutterkonzern Alphabet, sagte, die Technik eröffne ganz neue Möglichkeiten, die das Leben von Milliarden von Menschen entscheidend verbessern könnten. "Aus diesem Grund haben wir unser Unternehmen schon vor sechs Jahren neu auf KI ausgerichtet", so der Google-Chef in einem Blog-Beitrag. Man sehe darin die große Chance, sämtliche Informationen der Welt zu organisieren und allgemein zugänglich zu machen.
Schlagzeilen in Sachen KI-Entwicklung machten zuletzt allerdings andere. Das kalifornische Startup OpenAI und dessen Bot ChatGPT sorgen seit Wochen für Furore. 100 Millionen User auf der ganzen Welt haben bereits damit experimentiert und Texte verschiedenster Art oder Softwarecode kreiert. Google-Konkurrent und OpenAI-Investor Microsoft hatte das Potenzial früh erkannt und ist nun dabei, die KI-Tools eng mit seiner Azure-Cloud und Software-Werkzeugen wie Teams oder Excel zu verzahnen.
Der Druck auf Google, etwas entgegenzusetzen, wurde zuletzt immer stärker. Nun hat Pichai skizziert, wie er im KI-Wettrennen Boden gut machen will. Zentrale Komponente ist der Konversations-Bot Bard. Grundlage bildet Googles Language Model for Dialogue Applications, kurz LaMDA, das der Konzern schon vor zwei Jahren vorgestellt, bis dato aber mehr oder weniger unter Verschluss gehalten hatte.
Bard: Pichai betont Qualität und Sicherheit
Bard soll nun nach und nach einem breiteren Kreis an Nutzerinnen und Nutzern zugänglich gemacht werden, kündigte Pichai an. Zunächst werde der Bot allerdings nur handverlesenen Testern zur Verfügung stehen, bevor Google ihn dann in den kommenden Wochen der Öffentlichkeit freigeben will. Wie Bard im Detail trainiert wird, verriet der Google-Chef nicht. Der Bot stütze sich auf Informationen aus dem Internet, um aktuelle und hochwertige Antworten zu liefern, hieß es. Der Wissensstand von Konkurrent ChatGPT hat dagegen ein Aktualitätsproblem, alle Antworten stützen sich auf Daten bis zum Jahr 2021.
ChatGPT für die Ohren: Googles MusicLM verwandelt Text in Musik
Pichai kündigte an, Bard zunächst mit einer leichtgewichtigen Modellversion von LaMDA zu veröffentlichen. Diese benötige deutlich weniger Rechenleistung, so dass Google das Tool für viele Nutzer skalieren könne. Dem Anbieter geht es in der bevorstehenden Phase vor allem um die Rückmeldungen der Anwender. "Wir werden externes Feedback mit unseren eigenen internen Tests kombinieren, um sicherzustellen, dass die Antworten von Bard hohe Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Realitätsnähe erfüllen", sagte der Google-CEO.
Bard soll Google-Suche revolutionieren
Google arbeitet laut Pichai auch daran, die neuen KI-Tools in die eigenen Produkte zu integrieren, beispielsweise in die Suchmaschine. Die User erwarteten heute nicht mehr nur schnelle und sachliche Antworten, sondern tiefere Erklärungen und ein besseres Verständnis bestimmter Sachverhalte. "In Kürze werden Sie KI-gestützte Funktionen in der Suche sehen, die komplexe Informationen und verschiedene Perspektiven in leicht verdauliche Formate destillieren, damit Sie schnell das große Ganze verstehen und mehr aus dem Web lernen können", so Pichai.
Der Google-Chef kündigte darüber hinaus an, Entwicklern ab März eine API für die Nutzung der eigenen Generative-KI-Modelle anbieten zu wollen. "Im Laufe der Zeit wollen wir eine Reihe von Tools und APIs entwickeln, die es anderen leicht machen, innovative Anwendungen mit KI zu entwickeln", sagte der Manager und versprach, Startups mit Rechenleistung aus der eigenen Cloud dabei unterstützen zu wollen. Entsprechende Partnerschaften gebe es bereits mit Cohere, C3.ai und Anthropic.
Kampf der KI-Titanen
Weitere Einzelheiten zu Googles KI-Strategie dürften bald folgen. Das Unternehmen hatte eigentlich für Mittwoch, den 8. Februar, einen Termin für seine KI-Ankündigungen angesetzt. Die Tatsache, dass Pichai bereits im Vorfeld mit den zentralen Eckpunkten herausrückte, macht deutlich, unter welchem Druck das Unternehmen steht. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch will nun Microsoft kundtun, wie ChatGPT in die eigenen Suchmaschine Bing eingebunden werden soll. Mit seiner vorzeitigen Ankündigung wollte Pichai Microsoft wohl etwas Wind aus den Segeln nehmen.