Google Drive alias Google Docs
Zu den spannendsten Angeboten im Google-Universum zählt aus Sicht des iPad Anwenders sicher der Google-Drive-Dienst . Man kann ihn sich am ehesten als eine Kreuzung aus einem Online-Speicher ähnlich der Dropbox und einem einfachen Office-Paket à la Openoffice vorstellen. Für Verwirrung sorgt bisweilen die Benennung, die Google öfter geändert hat: Gestartet wurde das Angebot einst als „Text und Tabellen“, es bot die Möglichkeit, einfache Textverarbeitung und Tabellenkalkulation online in einem Browser-Fenster zu betreiben. Für Geschäftskunden wurde das Angebot zu den „Google Apps“ aufgebohrt, und die Privatkundenvariante wurde später, als mehr Funktionen hinzugekommen waren, in „Google Docs“ umbenannt. Und seit Google vor Kurzem auch einen frei für weitere Dokumente nutzbaren Online-Speicher dazu spendierte, wurde daraus Google Drive. Zunächst einmal bietet Google Drive Speicherplatz im Internet, auf den man frei zugreifen kann. Über einen Google-Account bekommt jeder 5 Gigabyte, mehr Platz lässt sich dann über monatliche Gebühren zusätzlich buchen. Der Drive-Ordner lässt sich beispielsweise aus dem Browser heraus betrachten und ändern.
Online-Speicher mit Mehrwert
Was Google Drive reinen Online-Speichern wie Dropbox voraus hat, ist die Fähigkeit, diverse Dokumentenarten im Browser anzeigen und einige direkt ändern zu können. Die ehemaligen Google-Apps sorgen dafür, dass man im Browser Texte, Tabellen, Präsentationen und einfache Zeichnungen anlegen und bearbeiten kann. Optisch sind diese Apps schon wegen der Zwänge der Browserdarstellung kein Highlight, aber der Funktionsumfang reicht für normale Büroarbeit aus. Der große Vorteil von Googles Antwort auf Office-Pakete ist die Möglichkeit der Zusammenarbeit: Dokumente lassen sich sehr einfach für Kollegen oder Freunde freigeben, die diese je nach Einstellung ansehen oder auch ändern können.
So lassen sich Dokumente gleichzeitig von mehreren Teilnehmern per Internet bearbeiten, ohne Dateien hin und her zu schicken. Weitere Dokumentenformate, darunter auch Photoshop-Dokumente, diverse Bildformate und sogar Autocad-Zeichnungen kann Google Drive zwar nicht bearbeiten, aber immerhin als Vorschau im Browser anzeigen, was gerade auf dem iPad sehr praktisch sein kann.
Google Drive beim iPad
Seit Kurzem gibt es für Google Drive eine eigene App für iPhone und iPad. Allerdings bietet diese bislang nur eine sehr bescheidene Funktionalität, denn sie beschränkt sich im Wesentlichen darauf, den Inhalt des Online-Speichers anzuzeigen. Man kann alle Dokumente ansehen und per „Öffnen in“ an andere Apps übergeben. Google-Apps kompatible Office-Dateien lassen sich nicht direkt in der App bearbeiten, sondern müssen dazu an Safari übergeben werden. Unverständlicherweise ist der Upload von Dateien wie etwa Bildern mit der Google-Drive-App bislang nicht möglich.
Für zwei Dinge ist die Google-Drive-App immerhin nützlich: Zum einen lassen sich die Zugriffsrechte vorhandener Dateien definieren. Und außerdem können Dateien für den Offline-Zugriff markiert und dazu in den privaten Speicherbereich der App geladen werden. Dennoch fehlt noch einiges an Funktionalität.
Drive-Zugriff per Browser
Glücklicherweise ist man auf die Google Drive-App aber auch nicht angewiesen. Zunächst einmal lässt sich die Tatsache ausnutzen, dass sich alle Funktionen auch im Browser ausführen lassen. Ruft man http://drive.google.com auf, zeigt Safari die Webversion des Online-Speichers.
Auf dem iPad und iPhone ist man freilich etwas in den Möglichkeiten limitiert, denn beispielsweise lassen sich keine Präsentationen bearbeiten, sondern nur betrachten. Normalerweise ist im Browser eine abgespeckte Mobilansicht zu sehen, die vor allem auf dem iPhone besser und nicht zuletzt schneller funktioniert als die normale Desktop Ansicht.
Bei der Bearbeitung von Texten und Tabellen hat die Mobilversion allerdings auch ihre Schwächen, denn manchmal unterschlägt sie einfach Objekte wie etwa mathematische Formeln. Auf dem iPad ist die Desktop-Ansicht deswegen oft die bessere, allerdings auch langsamere. Insgesamt ist die Arbeit mit Google Docs im Browser leider eine etwas zähe Angelegenheit, die sich nur für gelegentliche Korrekturen wirklich anbietet. Daran ändert sich übrigens auch wenig, wenn man statt zu Safari zu Googles eigenem Chrome- Browser greift, der seit Kurzem verfügbar ist.
Alternativer Dateizugriff
Da Googles eigene Drive-App ja nicht einmal den Datei-Upload unterstützt, ist man als iPad-Besitzer auf Alternativen angewiesen. Eigentlich kann man schon mit dem Suchen aufhören, wenn man mit Goodreader for iPad (3,99 Euro) gewissermaßen das „Schweizer Taschenmesser“ unter den Dateiverwaltungs-Apps besitzt. Unter „Connect to Servers“ wählt man einfach Google Drive aus der Liste der verschiedenen Diensteanbieter aus und gibt seinen Account ein.
Was Goodreader kann, ist, Dokumente aus Google Drive in den eigenen Speicherbereich zu laden, anzusehen und womöglich zur Bearbeitung an andere Apps zu übergeben. Die App kann außerdem Dateien inklusive Bilder aus dem Fotobereich des iPad in den Google-Drive-Speicher laden. Da Goodreader darüber hinaus mit anderen Diensten wie Dropbox sowie allen möglichen Dateiservern kommunizieren kann, eignet sie sich sehr gut zum Verschieben von Dateien.
Was Goodreader dagegen nicht leisten kann, ist die direkte Bearbeitung von Office Dokumenten ohne vorherigen Download, außerdem lassen sich auch keine Zugriffsrechte für weitere Nutzer definieren.
Bearbeitung in der Cloud
Das eigentliche Highlight von Google Drive ist aber weniger der Datenspeicher, sondern eher die Bearbeitungsmöglichkeit für Texte, Tabellen, Präsentationen und Zeichnungen. Mehrere Office-Apps für das iPad verstehen sich darauf, Dokumente direkt innerhalb von Google Drive zu bearbeiten. Theoretisch könnte man dies auch einfach im Browser tun, doch richtige iPad-Apps bieten meist eine deutlich bessere Bedienung.
Documents to Go Premium für 13,99 Euro beispielsweise bearbeitet Texte, Tabellen und Präsentationen direkt innerhalb von Google Drive, sichert also auch die Bearbeitungen auf Wunsch wieder direkt in der Cloud. Darstellung und Bedienung wirken leicht hausbacken, sind aber gut auf das iPad abgestimmt und ermöglichen durchaus die Überarbeitung von Dokumenten unterwegs.
Alternativen gibt es einige, denn außer Apples eigenen Office-Apps bieten die meisten anderen Office-Apps den Google-Drive-Zugriff, beispielsweise auch Office2 HD als preisgünstige Alternative für 5,99 Euro. Neben dezidierten Office-Apps versprechen weitere Apps im Store den besonders einfachen Zugriff auf Google Docs oder Drive. Wir haben etliche ausprobiert, aber die meisten schienen uns nach dem Erscheinen von Googles eigener App mittlerweile obsolet: Dokumente ansehen,die Freigabeeinstellungen ändern und die Dokumente zur Bearbeitung an den Safari Browser zu übergeben, schafft auch Googles App.
Noch ist die Unterstützung für andere Cloud-Speicher wie Dropbox innerhalb von iOS Apps, die mit Dateien arbeiten, sicher ein wenig größer als für Google Drive. Doch man muss kein Hellseher sein, um zu sagen, dass sich dies zumindest angleichen wird.