Viele Unternehmen engagieren IT-Freiberufler inzwischen ganz selbstverständlich. Stehen große Projekte an, die die hauseigene Mannschaft nicht stemmen kann, holen sie sich Experten von außen. Die Vorteile liegen auf der Hand: IT-Freelancer bringen spezielles Know-how, Erfahrung und eine umfangreiche Expertise mit, Controller schätzen deren flexible Einsatzplanung und die überschaubaren Kosten.
Inzwischen entdeckt auch die Wissenschaft das Phänomen IT-Freiberufler. Im Rahmen des Forschungsprojekts Flink ("Freelancer im Spannungsfeld von Flexibilisierung und Stabilisierung") gab das Bundesministerium für Bildung und Forschung verschiedene Studien in Auftrag. Stephan Kaiser, Professor für Personal-Management und Organisation der Universität der Bundeswehr in München, befragte Freiberufler sowie deren Auftraggeber, nämlich CIOs, Geschäftsführer und IT-Entscheider. Themen der Studie waren die Anforderungen an Freiberufler, die Zusammenarbeit zwischen internen und externen Mitarbeitern sowie deren Zufriedenheit mit dieser Kooperation. Insgesamt beantworteten 74 IT-Freelancer und 37 Entscheidungsträger die Fragen der Forscher. An Gesamtstudie nahmen 450 Freelancer aus dem IT- und Medienumfeld sowie deren Auftraggeber teil.
Auftrag durch persönliche Empfehlung
Ob ein Unternehmen überhaupt Freelancer einsetzt, entscheiden meist Geschäftsführung, CIO oder Projektleiter, selten die Personalverantwortlichen. Auch wenn es um die konkrete Auswahl der externen Mitarbeiter geht, haben Personaler wenig Einfluss.Die Rekrutierungswege folgen einem gängigen Schema. Wer bereits für das Unternehmen gearbeitet hat, wird oft wieder beschäftigt. Auch persönliche Empfehlungen öffnen den Freiberuflern die Firmentüren. Vermittlungsplattformen oder soziale Netzwerke waren in den befragten Unternehmen dagegen weniger wichtig.
Erfolgsfaktoren für Projekte
Überraschend einig sind sich Auftraggeber und -nehmer, wenn um die Erfolgsfaktoren geht. Die Freiberufler wünschen sich einen direkten Ansprechpartner im Unternehmen, der sich Zeit für ihre Fragen nimmt. Noch wichtiger sind ihnen aber eine klar definierte Aufgabe, ein professionelles Projekt-Management sowie eine kollegiale Zusammenarbeit im Team. Der Erfolg eines Projektes hängt auch davon ab, dass die IT-Freelancer von den Festangestellten gut über das Projekt informiert werden. Keinen großen Wert legen Freiberufler indes darauf, dass sie zu Betriebsfeiern oder Firmenausflügen eingeladen werden.
79 Prozent der befragten Auftraggeber sehen IT-Freelancer ganz klar in der Rolle des Spezialisten, von deren Fachwissen sie und die eigenen Mitarbeiter profitieren. Auch 82 Prozent der Freiberufler schätzen sich als Spezialist ein. Allerdings unterscheidet sich das Rollenverständnis der Externen in einigen Punkten von dem ihrer Auftraggeber. Während sich 76 Prozent der Freiberufler außerdem als Berater definieren, teilt nur knapp die Hälfte der Unternehmen diese Meinung. 40 Prozent der Firmen sehen Externe als Projektleiter, allerdings nur 32 Prozent der Freiberufler setzen sich selbst diesen Hut auf. Hier könnte eine klare Rollenverteilung Missverständnissen vorbeugen.
Außerdem schätzen Firmen die unabhängige Sichtweise der Externen. Gemischte Projektteams aus internen und externen Mitarbeitern sind für 88 Prozent der Auftraggeber produktiver als nur intern besetzte Teams. Allerdings übersteigt die Zahl der Externen selten die 25-Prozent-Marke. Freiberufler fühlen sich im Allgemeinen gut in die Teams integriert und akzeptiert. Allerdings steigt der Leistungsdruck innerhalb gemischter Teams, das sehen Festangestellte wie Freiberufler so.