FAQ Long Term Evolution

Fragen und Antworten zum Funkstandard LTE

21.11.2012
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Was braucht der Anwender? Was bietet LTE? Wir geben Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Mobilfunkstandard der vierten Generation (4G).

Seit Apple seine Modelle mit LTE ausliefert, ist der neue Mobilfunkstandard in aller Munde. Wir haben die häufigsten Fragen zu der Technik gesammelt. Bei den Antworten unterstützten uns die Experten von Telefónica Deutschland.

Die LTE-Technik

Wofür steht LTE?

LTE ist die Abkürzung für Long Term Evolution und bezeichnet Mobilfunktechnologien der vierten Generation, weshalb auch das Kürzel 4G häufig verwendet wird.

Was bringt mir LTE als Anwender?

Sie können unterwegs das Internet oder andere Dienste so performant nutzen wie zu Hause oder in der Firma in einem WLAN. Verzögerungen sind kaum bemerkbar.

Aktuell bauen alle Mobilfunkanbieter ihre LTE-Netze noch auf - flächendeckende Versorgung wird ab 2015 erwartet.
Aktuell bauen alle Mobilfunkanbieter ihre LTE-Netze noch auf - flächendeckende Versorgung wird ab 2015 erwartet.
Foto: Telekom

Welche Flächenabdeckung wird mit LTE angepeilt?

Bis zum Jahresende 2012 peilt beispielsweise Telefónica Deutschland eine Versorgung von 15 Prozent der Bevölkerung an. Flächendeckend wird LTE voraussichtlich im Jahr 2015 zur Verfügung stehen. Das mobile Breitbandnetz dürfte dann tatsächlich überall verfügbar sein, da hier die Frequenz von 800 Megahertz zur Verfügung steht. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften kann ein Mobilfunksender mit 800 Megahertz weite Flächen versorgen.

Wird damit eine größere Flächendeckung im Vergleich zu heutigen Technologien wie UMTS oder HSPA(+) erreicht?

Ja, LTE ist auf Dauer die wirtschaftlichste Lösung, um ganz Deutschland mit Breitband zu versorgen. Deshalb haben die Mobilfunkanbieter auch so um die 800-Megahertz-Frequenz gekämpft, denn nur so ist die Vision von Breitband für alle und überall zu erfüllen.

Mit welchen Datenraten kann ich bei LTE rechnen?

In der Praxis sind Datenraten von bis zu 50 Mbit/s realistisch. In Versuchen wurden auch schon über 140 Mbit/s erzielt. Hierzu sind dafür aber LTE-Endgeräte der Kategorie 4 erforderlich. Im Alltag dürfte der normale Anwender solche Transferraten nur in Ausnahmefällen erzielen. Doch wichtiger als solche Leistungsdaten wird die Benutzererfahrung sein: Mit LTE ist der Anwender unterwegs so online, wie wenn er in einem WLAN zu Hause oder in der Firma surft.

Kann ich eine Datenrate von 50 Mbit/s überall und immer erzielen?

Wohl kaum. Das hängt davon ab, wie viele Anwender eine Funkzelle gleichzeitig benutzen. Außerdem spielen die Empfangsbedingungen vor Ort eine wichtige Rolle. Wir gehen von mindestens 10 bis 20 Mbit/s aus, und das beim Empfangen wie auch beim Senden von Daten. Das ist immer noch mehr als die Leistung eines gängigen DSL-Anschlusses.

Eignet sich LTE auf dem Land beziehungsweise in den weißen Flecken für Freiberufler und kleinere Unternehmen als Ersatz für DSL?

Ja. LTE stellt für viele Anwender einen Quantensprung dar. Das gilt nicht nur für das Land, sondern auch für die Randlagen der Großstädte, die häufig nur rudimentär mit DSL versorgt sind.

Wo liegen die Grenzen von LTE? Eignet sich die Technik beispielsweise für Cloud-Dienste oder Videokonferenzen?

Grundsätzlich ist LTE für alle Anwendungen geeignet, allerdings kann die 4G-Technik in bestimmten Szenarien auch an ihre Grenzen stoßen - etwa wenn in derselben Funkzelle mehrere Anwender beginnen, HD-Videos zu streamen.

Erübrigt sich mit LTE der Glasfaserausbau?

Nein. Die schnellen Verbindungen werden benötigt, um die LTE-Funkmasten ans Netz anzubinden und dadurch den Transport der großen Datenmengen zu ermöglichen. Ein weiterer Glasfaserausbau kann außerdem sinnvoll sein, um extreme Datenanforderungen im Festnetz- und Haushaltsbereich zu erfüllen.

Wird Cloud Computing durch LTE einen weiteren Push erleben?

Mit großer Sicherheit. Viele mobile Services, die der Anwender unterwegs nutzt, sind als Cloud-Dienste aufgesetzt. Und mit der Geschwindigkeit von LTE kann künftig von überall auf diese Dienste zugegriffen werden.

Kommt mit LTE endlich die Bundesliga auf das Handy?

Technisch wäre das möglich. Aber ein ganzes Bundesligaspiel auf dem kleinen Display eines Smartphones ist vermutlich eher ungenießbar. Erfolgversprechender erscheinen Zusammenfassungen mit den wichtigsten Spiel- und Torszenen.

Für welche Business-Anwendungen eignet sich LTE, für welche nicht?

Grundsätzlich eignet sich LTE für alle Anwendungen. Einschränkungen gibt es nicht beziehungsweise lediglich für Applikationen mit hohen Anforderungen an die Latenzzeit. Aber diese Einschränkung gilt ja auch für das Festnetz.