Smartwatch LG G Watch R W110 im Praxis-Dauertest

Es war Liebe auf den zweiten Blick

09.04.2015
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Google auf der Smartwatch

Nur den E-Mail-Betreff zeigt die Uhr bei der Verwendung von anderen Mail-Clients an.
Nur den E-Mail-Betreff zeigt die Uhr bei der Verwendung von anderen Mail-Clients an.
Foto: Hill/Jeschke

Die Ursache, warum unsere Uhr keine Mails zeigte, war dann schnell gefunden: Wir hatten auf dem Smartphone nicht standardmäßig Googles Gmail-App als Mail-Client aktiviert, sondern etwa für Business-Mails die Software Touchdown von Nitrodesk - ein Unternehmen das mittlerweile zu Symantec gehört -, da sie hervorragend mit dem Exchange Server harmonisiert. Ein Phänomen, das auch unsere privaten Mails betraf, da wir hier ebenfalls einen anderen Mail-Client verwendeten.

Die Lösung des Problems war im Prinzip relativ einfach: Gut versteckt befindet sich in Android Wear eine Option, ob Benachrichtigungen von anderen Apps angezeigt werden sollen. Und diese musste aktiviert sein. Danach bekamen wir von allen eingehenden Mails die Betreffzeilen auf die Uhr und wurden bei anstehenden Terminen durch ein Vibrieren der Uhr alarmiert. Komplette Mails bekamen wir auf der Smartwatch angezeigt, als unser Smartphone während des Tests auf das neue Android-Betriebssystem Lollipop migrierten und unser Mail-Client dabei auf die Gmail-Apps zwangsweise geupgradet wurde.

In Verbindung mit der Gmail-App zeigt die Uhr nun zumindest die ersten Zeilen einer Mail an, während in Verbindung mit Touchdown lediglich der Absender und Teile des Betreffs angezeigt werden. Ebenso zeigte die Uhr nun auch mit Unterstützung von Google Now die Fahrtzeit zur Arbeitsstätte beziehungsweise nach Hause an sowie eine viertägige Wettervorhersage.

Ebenfalls ganz praktisch war, dass die Uhr abends bei der Heimfahrt eine kleine Karte mit den Staus in der näheren Umgebung einblendete. Endgültig überraschte die Uhr dann auf einer Dienstreise in London, als sie automatisch die Uhrzeit umstellte, als Wettervorhersage mit dem Londoner Wetter aufwartete, aber parallel dazu durch wischen eine Seite mit der Uhrzeit und dem Wetter zuhause zeigte.

Auch wenn noch keine rechten Begeisterungsstürme aufkamen, so versöhnte sich der Tester langsam mit der Uhr, da das Potenzial der Smartwatch doch ganz ordentlich zu sein schien. Ärgerlich war allerdings, dass dieses Potenzial langsam und mühsam im Selbstversuch erforscht werden musste, da die Dokumentation zu Android Wear seitens Google nur als mangelhaft bezeichnet werden kann.

Da muss es dann vermutlich nicht weiter wundern, wenn im Frühjahr womöglich Apples Watch den ganzen Android Wearables die Schau stiehlt. Wer wie Google so einen großen zeitlichen Vorsprung hat, es aber nicht schafft das Potenzial seiner Produkte und Partner zu promoten und zu vermarkten ist selbst schuld. Zur Ehrenrettung für LG ist anzumerken, dass der Hersteller seiner Uhr zumindest eine kleine gedruckte Anleitung beilegt. Allerdings geht man auch hier leider nicht näher auf das Potenzial der Smartwatch im Zusammenspiel mit dem Android-Universum ein.