Low Code Development

Erster Berliner Low Code Day

04.11.2019
Von 


Karsten Noack ist Gründer und CEO der Scopeland Technology GmbH. Als Visionär entwickelte er bereits Mitte der 90er Jahre die Grundlagen der Technologie, die heute als ‚Low-Code‘ und als Schlüsseltechnologie der Digitalisierung bekannt ist. Karsten Noack verfügt über Erfahrungen im Einsatz von Low-Code-Plattformen in großen Unternehmen und Behörden.

Der Low Code Developer

Low Code Developer rekrutieren sich sowohl aus IT- als auch aus Nicht-IT-Spezialisten, die gemeinsam im Team professionelle Anwendungsentwicklung für die Fachbereiche der Unternehmen durchführen. Ob solche Low Code Developer Teams eher in der IT oder doch lieber direkt in den Fachabteilungen angesiedelt sein sollten, war im weiteren Verlauf der Konferenz eines der am meisten diskutierten Themen. Jedenfalls ist das Berufsbild des professionellen Low Code Developers eine interessante Alternative für Seiteneinsteiger in die IT. Nur wenige Anbieter setzten bereits seit längerer Zeit auf solche Low Code Teams, die sich oft durch einen erfreulich hohen Frauenanteil von über 60 Prozent auszeichnen.

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Vielfältige Angebote

Viele bedeutende Anbieter von Low-Code-Plattformen hatten sich zur Premiere des Berlin Low-Code Day in Berlin-Kreuzberg eingefunden. Auch Mendix, Outsystems, SIB Visions und Neptune Software gehörten zu den Ausstellern. Mendix zeigten in ihrem Vortrag eine klare Ausrichtung auf Microservices. Outsystems spannte den Bogen mit der großen Überschrift 'Digitalisierung' deutlich weiter als nur von der eigenen Low-Code-Plattform zu reden. Man merkte diesen beiden Unternehmen an, dass sie sich als Marktführer begreifen.

Die Angebote der einzelnen Anbieter unterschieden sich teilweise stark. Während Mendix gleich mit seinem auf ERP-Lösungen spezialisierten Dienstleister Mansystems vertreten war und Ninox Software über No Code referierte, ging es bei simplifier um Low Code auf Basis moderner Web-Technologien, und bei Synesty stand ein E-Commerce-Kundenprojekt im Vordergrund.

Interaktiv und informativ

Der Veranstalter wollte die Berlin Low Code Day interaktiver und interessanter gestalten, als man es von normalen Konferenzen her kennt. So gab es geführte Touren durch den Ausstellungsbereich und eine Fishbowl-Diskussion. In sogenannten Hands-On-Sessions diskutierten Anbieter und Anwender gemeinsam über Aspekte des Low-Code-Einsatzes in Wirtschaft und Verwaltung. Anschließend konnten die Teilnehmer ihre jeweiligen Ergebnisse präsentieren, beispielsweise zu Vorgehensmodellen für Low-Code-Projekte (Scrum- oder phasenagil).

Die in Amerika vermutlich naheliegende Frage, ob sich Low Code eher mit der IT oder gegen sie durchsetzen wird, stieß hingegen eher auf Unverständnis. Ein weiteres Zeichen dafür, dass der Europäische Markt eben ein wenig anders funktioniert. IT kommt hier immer von der IT-Abteilung: Auch die 'schnelle' IT entwickelt sich, wenn auch getrennt von der 'stabilen' IT, aus der Unternehmensarchitektur heraus. Sich als Citizen Developer 'einfach so' in einer Public Cloud eine Anwendung zusammen zu klicken kommt hierzulande fast nicht vor. Deshalb ist laut den Anbietern das Low Code Business in Deutschland auch wesentlich stärker von klassischen Vertriebsmethoden und vom Dienstleistungsgeschäft geprägt, als das in den USA der Fall ist.

Die moderne, aufgelockerte Atmosphäre der Spielfeld-Location trug maßgeblich zum Gelingen der Veranstaltung bei. Beim abschließenden Networking wurde noch lange bei Bier, Wein und Sandwiches diskutiert, wie und wo man Low Code Teams etablieren sollte, und ob es taktisch klug ist, von einem 'Faktor 10' zu reden - egal ob man ihn erreicht oder nicht.