Vorteile integrierter Modellierung und Methodik

Erfolgreiche BPM-Initiativen

21.05.2015
Von 
Frank Mang schreibt über seine Erfahrungen bei Softwareeinführungen und -integration. Er ist Geschäftsführer von Accenture Technologie im deutschsprachigen Raum. Er arbeitet seit 1990 für das Unternehmen.

Erweitern klassischer Auswahlprozesse

In der Gesamtbetrachtung bedeutet das, dass Unternehmen, die sich für BPM-Projekte einem möglichst ganzheitlichem, modellgetriebenen Vorgehensmodell bedienen, eine höhere Qualität der Anforderungs- und Prozessbeschreibung in einer kürzeren Zeit erreichen und damit deutlich mehr Wert aus ihren BPM-Initiativen schöpfen. Je vollständiger die Anwendung der Methodik im Gesamtzyklus- von der Anforderung bis zur Umsetzung- ist, desto größer sind direkte und zukünftige Vorteile.

Neben den klassischen Vorbereitungen von BPM-Initiativen wie Plattformauswahl, Prozessumfang, Teamzusammensetzung und Release-Planung sollten Unternehmen also auch folgende Punkte berücksichtigen, um die Vorteile für die konkrete Situation zu identifizieren:

  1. Bewerten Sie das Potential eines aktiven Prozess-Kapitals
    Unternehmen sind unterschiedlich weit fortgeschritten in der Dokumentation kritischer Geschäftsprozesse und der prozessgetriebenen Modellierung zukünftiger Geschäftsfelder. Vorhandene Kompetenzen sollten nutzbar bleiben und vorhandene Modelle auf ihre Überführbarkeit hin betrachtet werden. Trotzdem bleiben viele Organisationen mit ihren Modellierungsinitiativen deutlich hinter den erwarteten Vorteilen zurück, da die Modellierung nur als Dokumentation verstanden wird oder die erstellten Modelle keinen Bezug zum IT System besitzen. Die Vorteile einer aktiven Nutzung des Prozessbestands sollten objektiv der bisherigen Investition gegenübergestellt werden. In den meisten Fällen wird der zukünftige Nutzen weitestgehend integrierter Prozessmodelle die bisherigen Investitionen übersteigen und einen Wechsel rechtfertigen.

  2. Berücksichtigen Sie organisatorische Rahmenbedingungen
    Immer häufiger wird in Unternehmen nicht nur organisatorisch zwischen Geschäftsbereichen, Supportfunktionen und IT unterschieden, sondern dies direkt in spezialisierte Unternehmensbereiche oder an Dienstleister ausgegliedert. Oftmals ergeben sich daraus unterschiedliche Zielsetzungen und Vorgehensmodelle, die in gemeinsamen Projekten wieder zusammengeführt werden müssen. Modellgetriebenes Vorgehen kann hier ein entscheidendes Bindeglied bieten und die Integration der Teams über eine gemeinsame Sprache deutlich vereinfachen. Je heterogener die Zusammensetzung der Projektteams ist, desto positiver können sich stark integrierte Modelle durch eine enge Bindung an das IT-System und berücksichtigte Architektur- und Governance-Vorgaben auswirken, sofern alle beteiligten Projektmitglieder auch ausreichend auf das gewählte Vorgehen hin geschult wurden.

  3. Modellierung muss die Flexibilität nicht einschränken, auch in einem sehr agilen Lösungskontext
    Obwohl häufige Änderungen eher gegen den klassischen Modellierungsansatz sprechen und die gefühlte Agilität im Entwicklungszyklus einschränken, kann dies durch ein System mit integrierter Modellierung ausgeglichen werden. Je variabler die Anforderungen und je agiler die Prozessdefinition, desto enger sollte die Bindung zwischen Modell und System sein.

  4. Soziale Prozesskompetenz erfordert einen einfachen Zugang zu Prozessen
    Unternehmen, bei denen nicht ein zentrales Process Center of Excellence (PCoE) das Wissen über kritische Geschäftsprozesse bündelt, sondern dezentral organisierte Experteneinheiten in den Fachbereichen, benötigen einen einfachen, gemeinsamen Zugang zu Prozessmodellen. Je weiter die Prozesskompetenz in der Organisation verteilt ist, desto effizienter unterstützt eine eng an das IT-System gebundene, integrierte Modellierung durch eine Verringerung von Übersetzungen von der Fach- in die IT-Welt. Voraussetzung dafür ist aber auch das die erzeugten Modelle in den jeweils geeigneten Detaillierungsgraden verfügbar sind.

Erfolgsfaktor: Integrierte Modellierung und Methodik

Im Spannungsfeld intensiver Zusammenarbeit von Fach- und IT-Teams und Anwendung agiler Projektmethoden können integrierte Methoden der modellgetrieben Softwarenentwicklung den entscheidenden Erfolgsfaktor für BPM-Projekte darstellen. Die klassische Auswahl von Software und Projektpartnern für die Umsetzung kritischer BPM-Initiativen sollte um die Aspekte der Umsetzungsmethoden, der Projektorganisation, der Prozesskompetenz und den Umgang mit diesen Rahmenbedingungen auf der jeweiligen Plattform erweitert werden. (bw)