Vier-Tage-Woche, KI-Produktivitätstools, regelmäßiges Home-Office – an Lösungsansätzen, um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu steigern, mangelt es der Arbeitswelt gegenwärtig wohl nicht. Besonders im Fokus stehen hierbei Softwareentwickler. Sie mögen ihre Arbeit sehr, aber sind gleichzeitig auch häufig dazu bereit, ihren Arbeitgeber zu wechseln. Zu dieser überraschenden Einsicht kommt der Developer Engagement Report von OutSystems (download nur gegen Lead-Abgabe). Dafür befragte das Unternehmen 860 Entwicklerinnen und Entwickler auf der ganzen Welt zu deren Arbeitsalltag. Die Ergebnisse des Reports geben Aufschluss darüber, was den Befragten am Arbeitsplatz besonders wichtig ist und was sie im Arbeitsalltag zufriedenstellt.
Unternehmen profitieren stark davon, ihre Entwicklerteams zusammenzuhalten. Erleben diese etwa häufig Personalfluktuation verlangsamt das die Produktentwicklung und kann auch einen erheblichen Wissensverlust mit sich bringen. Dazu kommt, dass es Zeit und Geld kostet, neue Mitarbeitende einzuarbeiten – beides fehlt dann möglicherweise an anderen Stellen. Die Nachteile wiegen umso schwerer vor aktuellen Entwicklungen in der Branche. Zum einen steigt der Mangel an Vollzeitentwicklern laut IDC bis 2025 voraussichtlich auf 20 Prozent, zum anderen macht der Trend zu Remote Work in der Softwareentwicklung Jobwechsel einfacher, da die Nähe zum Arbeitgeber an Bedeutung verliert.
Viele können sich baldigen Jobwechsel vorstellen
Der Developer Engagement Report verzeichnet, dass weniger als die Hälfte der Befragten angeben, dass sie in einem Jahr noch bei ihrem aktuellen Arbeitgeber beschäftigt sein werden. Auf zwei Jahre gesehen, sind es sogar weniger als ein Drittel. Es ist jedoch auch festzustellen, dass die Tätigkeit an sich kein wirkliches Hindernis darstellt, denn fast zwei Drittel gaben an, ihre Arbeit zu lieben. Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich mit weiteren Ergebnissen des Reports erklären.
Aus Unternehmenssicht verdient zunächst jedoch folgender Wert besondere Aufmerksamkeit. Nicht nur ist ein beachtlicher Teil der Befragten bereit dazu, mittelfristig den Arbeitgeber zu wechseln, sondern ein wesentlicher Prozentsatz (42 Prozent) gab zudem an, zuversichtlich zu sein, sofort einen besseren Arbeitsplatz finden zu können. Das Angebot auf dem Arbeitsmarkt erscheint für viele also groß genug, dass sie sich keine beruflichen Sorgen machen müssen. Unternehmen sollten sich dieser Umstände bewusst sein.
Fest steht: Fachkräfte in der Softwareentwicklung zu binden ist eine Herausforderung. Und das nicht nur, weil die Nachfrage nach Entwicklern generell groß ist, sondern auch, weil Tech-Riesen wie Google oder Amazon attraktive Arbeitgeber sind und die finanziellen Mittel haben, um die Spitzenkräfte anzuwerben. Um ihre Entwicklerteams zusammenzuhalten, sollten Unternehmen abseits von Big-Tech zunächst deren Bedürfnisse verstehen und daraufhin die richtigen Stellschrauben anpassen.
Faktoren der (Un-)Zufriedenheit
Klar ist auch: Entwickler brauchen gute Gründe, um in ihrem aktuellen Unternehmen zu bleiben. Altbewährte Maßnahmen wie finanzielle Vorteile und Perks im Büro reichen nicht aus – letztere fallen bei Remote Work ohnehin weg. Welche Faktoren spielen also tatsächlich die größte Rolle?
Eines der entscheidenden Themen ist Work-Life-Balance. Die Hälfte der Befragten gab an, ein besseres Gleichgewicht zwischen Karriere und Privatleben zu brauchen. Unternehmen sollten daher nicht unterschätzen, dass bei vielen Entwicklern zu viel Zeit und Energie in die beruflichen Verpflichtungen fließt und so ihr gesamtes Wohlbefinden leiden kann. Ein weiterer Wert aus der Befragung ist hier lehrreich: 45 Prozent gaben an, dass eine ihrer größten Herausforderungen darin besteht, mit dem Arbeitspensum im Unternehmen Schritt zu halten. Aus diesen zwei Werten lässt sich ableiten, dass Entwicklerteams häufig zu viel abverlangt wird, was wiederum Privat- und Berufsleben aus der Balance werfen kann.
Nicht zu vernachlässigen sind außerdem die Punkte Gehalt und Teamzusammensetzung. Verbessert sich die Lage in diesen Bereichen, so steigt auch die Motivation. Das gaben immerhin jeweils fast ein Drittel der Befragten an. Während momentan bei den Gehältern mitunter wenig Spielraum für Unternehmen sein kann, ist die Zusammenstellung der Teams eine Herausforderung, bei der eher mehr Flexibilität bleibt.