Die Möglichkeiten, Unternehmensprozesse anhand mobiler Technologien zu optimieren und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, sind noch längst nicht ausgeschöpft. Das gilt insbesondere für die Fachbereiche, wo Mobilität längst noch nicht Standard ist. Laut einer Studie von IDC aus dem Jahr 2016 setzt derzeit nur jeder siebte Fachbereich mobile Technologien tatsächlich systematisch ein. Während die klassische Büro-Umgebung in den meisten Unternehmen mittlerweile weitgehend mobil ist, hinken die sogenannten Blue-Collar-Bereiche weiter hinterher. Dabei bieten sich gerade hier attraktive Einsatzszenarien für mobile Endgeräte, beispielsweise in der Fertigung, im Vertrieb oder in der Logistik.
Unternehmen, die ihre digitale Transformation erfolgreich vorantreiben möchten, sollten beim Thema Enterprise Mobility nicht vor den Fachbereichen zurückscheuen. Vier Überlegungen können dabei helfen, Mobility-Aktivitäten jenseits der Büros richtig anzugehen.
1. Zusammenarbeit zwischen IT- und Fachabteilungen stärken
Eine mangelnde Zusammenarbeit zwischen den IT- und Fachabteilungen ist laut IDC einer der Hauptgründe für den Rückstand der Fachbereiche beim Einsatz mobiler Technologien. IT-Verantwortliche unterschätzen häufig das Business-Potenzial mobiler Lösungen, weil ihnen das Wissen über die Prozesse im Unternehmen fehlt. Das Resultat sind allzu pessimistisch kalkulierte Business Cases.
Gleichzeitig treiben vielen Fachbereiche ihre Mobility-Projekte eigeninitiativ voran. Nur 34 Prozent der Fachbereichsleiter bewerten die Zusammenarbeit mit der IT als gut oder sehr gut, während knapp ein Drittel (32 Prozent) der IT Untätigkeit beim Einsatz mobiler Technologien vorwirft. So werden Enterprise-Mobility-Projekte unnötig gebremst, obwohl beide Seiten von einer engeren Zusammenarbeit profitieren könnten: die IT erhält entsprechendes Know-how und Budgets für die Entwicklung neuer Anwendungsfälle, während die Fachbereiche ihre Vorstellungen tatsächlich realisiert sehen.
2. Mit Pilotprojekten starten und schrittweise skalieren
Die IDC-Studie macht auch deutlich, dass die Fachbereichsleiter offen sind gegenüber neuen Technologien und deren Einführung notfalls auch an den IT-Kollegen vorbei lancieren, häufig eigenfinanziert. Bei 41 Prozent der 2016 umgesetzten Enterprise-Mobility-Projekten brachten die Fachbereiche eigenes Budget ein. Die Wahl der Hardware hängt dabei von den individuellen Anforderungen und Gegebenheiten der Fachabteilungen ab.
Nicht jeder Use Case macht in jedem Kontext Sinn und nicht jeder Fachbereich startet vom gleichen Ausgangspunkt, was den Einsatz mobiler Technologien anbelangt. Um schnell Boden gut zu machen und gleichzeitig wertvolle Erfahrungswerte beim Einsatz mobiler Technologien in Blue-Collar-Bereichen zu gewinnen, kann sich in vielen Unternehmen ein Vorgehen nach dem Schneeballprinzip lohnen: klein starten und drauf aufbauend schrittweise skalieren.
So können beispielsweise in der Kommissionierung oder Fertigung mobile Lösungen getestet werden, die den Mitarbeitern möglichst wenig an Umstellung abverlangen. Funktioniert das und stimmen die Resultate, können umfassendere Lösungen umgesetzt oder neue Fachbereiche hinzugezogen werden.
3. Use Cases jenseits von Smartphone und Tablet bedenken
Smartphones und Tablets bieten viel Potenzial, sind jedoch bei weitem nicht die einzigen mobilen Technologien, die für einen Einsatz im Business-Umfeld in Frage kommen. Wenn sich IT-Verantwortliche und Fachbereichsleiter nur auf diese Geräte konzentrieren, laufen sie Gefahr, die nächste Innovationsstufe im Bereich Enterprise Mobility zu verpassen.
Neue Technologien wie Augmented und Virtual Reality (AR/VR) oder Smartwatches haben im privaten Alltag vieler Anwender bereits Einzug gehalten, während sie in vielen Enterprise-Mobility-Strategien noch gar nicht vorkommen. Dabei eröffnet beispielsweise die Entwicklung und Verbreitung moderner VR- oder Datenbrillen ein breites Spektrum an möglichen Anwendungsszenarien im Marketing, Sales oder, um Trainings und Schulungen effektiver zu gestalten.
Smartwatches können wiederum im Vertrieb oder am Fließband in der Fertigung enorme Zeitersparnis ermöglichen. Auch hier ist der Schulterschluss zwischen IT und Fachbereichen zentral, denn letztere fungieren häufig als Innovationstreiber und Ideengeber für neue Use Cases.