"Da frohlockt die Bottom Line!"

Englisch für Angeber

11.02.2010
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Kulturelle Kompetenzen wichtig wie Fremdsprachen

Gut fahren Unternehmen, wenn sie auf Einstellungstests setzen, auf die sich Kandidaten gezielt mit Online-Vorbereitungskursen wie etwa dem Toefl (Test of English as a Foreign Language) oder dem Toeic (Test of English for International Communication) vorbereiten können. Noch wichtiger indes ist es, auch die Sprachqualität der Stammbelegschaft im Auge zu behalten. Unterstützung bieten Anbieter wie Berlitz und das Wall Street Institute, die Muttersprachler als Trainer in die Unternehmen schicken.

Sie sorgen dafür, dass die Kursteilnehmer nicht nur die Fachsprache beherrschen. "Sie sollen auch ein Gefühl für die Sprache, die Sprachmelodie, die gängigen Redewendungen und die Art der Kommunikation entwickeln", wie Teri Erhardt, bei der Sprachschule Berlitz zuständig für Qualitätssicherung, versichert. "Wichtig ist es zudem, Sprachbarrieren abzubauen. Hier setzen wir an, denn mit unserer Methode trainieren die Mitarbeiter situationsgerechtes Englisch-Sprechen und richtiges Hörverstehen. So wird das Gelernte fortdauernd gefestigt, und die Mitarbeiter verlieren auf diese Weise schnell ihre Sprachhemmungen. Außerdem geben wir den Mitarbeitern und der Unternehmensleitung wöchentlich Feedback über den Lernfortschritt der Teilnehmer. Das unterstützt ihre Disziplin und gibt ihnen gleichzeitig Sicherheit", erklärt Achim Gniffke, Operations Director Germany Wall Street Institute.

Dieter Schoon, Itelligence: 'Wir trainieren den Fachexperten so lange, bis er sattelfest ist.'
Dieter Schoon, Itelligence: 'Wir trainieren den Fachexperten so lange, bis er sattelfest ist.'

Beim SAP-Dienstleister Itelligence in Bielefeld ist das längst an der Tagesordnung, und zwar unter einer Bedingung: "Wenn jemand Experte ist, dann trainieren wir ihn online und im Crash-Kurs, bis er sattelfest ist", erläutert Personalchef Dieter Schoon. "Diese Maßnahmen sind uns viel Geld wert." Freilich wird in dem expandierenden Unternehmen, das rund um den Globus SAP-Projekte betreibt, nicht immer nach dem Trainer gerufen. Falle es einem Mitarbeiter schwer, sich angemessen auszudrücken, ständen ihm Kollegen schnell zur Seite. "Egal ob sie Belgier, Deutsche oder Muttersprachler sind", so Schoon.

Nicht minder wichtig sind Schoon die kulturellen Kompetenzen seiner Kollegen. Schließlich müssen sie regelmäßig in Teams, deren Mitglieder aus aller Herren Länder kommen, an einem Strick ziehen und sich mit sprachlich wie kulturell fremden Kunden verständigen. Laut Schoon lassen sich Barrieren durch langsames und verständliches Sprechen überwinden. "Dabei gilt immer: Erfolgreich kommuniziert, wer zuhören kann."

Auch ohne Oxford-Englisch kann man auf den Punkt kommen

Niemand bestreitet, dass Englisch als Lingua franca im internationalen Geschäftsleben den Ton angibt. Daran wird sich vorläufig nichts ändern, obwohl Mandarin zahlenmäßig mit weltweit 867 Millionen Sprechern die englische Sprachgemeinschaft inzwischen um ein Viertel überragt. Bleibt alles wie gehabt - lieber Kauderwelsch als richtiges Englisch? Es komme nicht darauf an, Oxford-Englisch zu sprechen, sagt Schoon. "Entscheidend ist, auf den Punkt zu kommen."