Green IT in der Praxis

Energiekosten gesenkt, Umwelt geschont

25.11.2009
Von 
Oliver Häußler arbeitet als freier Journalist und Moderator in der IT- und Telekommunikationsbranche. Seine journalistischen, wirtschaftlichen und technischen Erfahrungen sammelte der Kommunikationswissenschaftler während seiner über 20 Jahre langen Tätigkeit als Chefredakteur von renommierten Fachzeitschriften wie der Funkschau, FunkschauHandel, NetworkWorld und als Moderator von Kongressen, Webcasts und zahlreichen Podiumsdiskussionen.

"Energieeffizienz ist kein Hexenwerk"

Die Art und Weise, wie Unternehmen Green IT umsetzen, ist sehr unterschiedlich. Während große Konzerne wie Daimler, Deutsche Telekom und Intel eine globale Umweltpolitik mit Strategie zur drastischen Reduktion von CO2 entwickelten, erzielt bei kleineren und mittelständischen Unternehmen der "Dreh an der richtigen Stellschraube" oft schon große Erfolge bei der Energieeinsparung.

Zunächst griffen bei Ampeg Sofortmaßnahmen. Nach Projektstart sind die Stromeinsparungen deutlich gesunken. Das größte Potenzial lag in der Virtualisierung der Server.
Zunächst griffen bei Ampeg Sofortmaßnahmen. Nach Projektstart sind die Stromeinsparungen deutlich gesunken. Das größte Potenzial lag in der Virtualisierung der Server.
Foto: Ampeg

"Ein Unternehmen auf Energieeffizienz zu trimmen, ist kein Hexenwerk", sagt Peter Graf, Geschäftsführer von AMPEG, Software-Hersteller, Systemintegrator und Spezialist für IT-Sicherheit aus Bremen. Seiner Ansicht nach gehört allerdings eine "gute Portion Idealismus dazu, wenn so ein Projekt unter Klimaschutzaspekten betrachtet wird". Ampeg selbst hat gute Erfahrungen gemacht und konnte den jährlichen Stromverbrauch um über 30 Prozent senken - vorwiegend durch Virtualisierung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Geschäftsführer Graf den Klimaschutzgedanken fest in die Firmenpolitik verankerte und schon vor sechs Jahren zunächst mit einigen Sofortmaßnahmen wie der Anschaffung von Green-IT-PCs begann, die Vorgehensweise danach aber zunehmend systematisiert. "Wir haben das Thema Stromeinsparung anfangs immer punktuell betrachtet und nicht in Frage gestellt, inwiefern wir die eingesetzten Geräte tatsächlich benötigen", so Graf. Erst als die großen Stromfresser mit einem Messgerät identifiziert wurden, war klar, an welchen Stellschrauben zu drehen ist und "wir beschlossen, so viel Hardware wie möglich zu virtualisieren". Davon waren in erster Linie die 34 Server betroffen, deren Auslastung bei nur wenigen Prozenten lag. "Pro Server, den wir abschalten konnten, ergab sich ein Stromsparpotenzial von 1560 kWh pro Jahr - so viel wie ein Einpersonenhaushalt im Jahr Strom verbraucht", rechnet Graf. Heute sind noch 16 Server im Einsatz. Beim Einkauf neuer Hardware werden Leistung und Stromverbrauch gleichermaßen berücksichtigt, selbst wenn die Anschaffung damit teurer wird.

Wichtig ist für Graf der Aspekt, dass Stromsparen keine reine IT-Angelegenheit ist. Sie funktioniere am besten, wenn der Gedanke in den Köpfen aller Beteiligten verankert sei. Um das Bewusstsein für das Thema zu schärfen, empfiehlt der AMPEG-Chef jedem Betroffenen den Selbstversuch: "Man rufe nur mal den Task-Manager seines PCs auf und sehe sich die CPU-Auslastung an - das sind meist nur zwei bis fünf Prozent". Ähnlich stelle sich die Situation bei den meisten Servern in Rechenzentren dar, die durch Virtualisierung effizienter zu betreiben seien.