CW: Sie kehrten vor einigen Jahren in den Hörsaal zurück, um neben ihrem Manager-Job am Executive-MBA-Studiengang der WHU teilzunehmen. War Ihnen langweilig?
Henkel: Davon kann keine Rede sein. Im Gegenteil, ich war mehr als gut beschäftigt. Aber der Schritt schien mir die logische Weiterentwicklung für mehr Wissen zu sein. Ich hatte nach dem Studium der Betriebswirtschaft rund zehn Jahre Berufserfahrung in verschiedenen Unternehmen und Branchen gesammelt. Vor diesem Hintergrund wollte ich meine Kenntnisse auffrischen und erweitern. Mit dem praktischen Wissen hatte ich nun eine andere Basis als im Standardstudium, um die Relevanz der wissenschaftlichen Theorie auch einschätzen zu können.
CW: Erfüllte das MBA-Studium Ihre Erwartungen?
Henkel: Auf jeden Fall. Im Vergleich zum Studium ohne Praxis war der Executive MBA extrem aufschlussreich. Viele Theorien lassen sich umso besser zu verstehen. Noch dazu, wenn die Professoren wie an der WHU meist einen praktischen Hintergrund mitbringen. Durch ihre Tätigkeiten als Unternehmensberater oder Aufsichtsräte gewinnt das vermittelte Wissen noch einmal an Qualität.
CW: Die Anzahl der Business-Schulen ist riesig. Warum haben Sie sich damals für die WHU entschieden?
Henkel: Wenn man sich näher mit der Auswahl beschäftigt, erkennt man schnell Qualitätsunterschiede. Ein MBA ist nicht gleich ein MBA. Weder was die Qualität der Lehre noch den Ruf in den Unternehmen betrifft. Die WHU war mir nicht fremd, aber eigentlich hatte ich sie nicht auf dem Schirm. Das sollte sich schnell ändern. In den Business-School-Rankings verschiedener Medien wie Financial Times oder Wall Street Journal lag die Kellogg Business School schon damals immer unter den ersten fünf. Und da die WHU die Partneruniversität für das europäische Programm von Kellogg war, fiel die Entscheidung dann recht bald.
CW: Das Executive MBA ist ein Studiengang für Führungskräfte - wie muss man sich das vorstellen?
Henkel: Um die Gleichzeitigkeit von Beruf und Studium zu ermöglichen, sind die Themen in verschiedene Blöcke unterteilt - General Management, Financial Management, Marketing und anderes. Diese werden immer an drei aufeinander folgenden Wochenenden gelehrt. War ein Block abgeschlossen, blieben uns zwei Wochen, um auf die Prüfung zu lernen. Für den jeweils nächsten Themenblock bekamen wir Unterrichtsmaterialien zur Vorbereitung - im Schnitt zwischen 600 bis 800 Seiten. Das war eine toughe Zeit und im Nachhinein fragt man sich, wie man sie überlebt hat.
CW: Und, wie haben Sie die Zeit überlebt?
Henkel: Nur mit dem Prinzip "was nicht zum unmittelbaren Tod führt …". Das Studium war ja nicht die einzige Belastung. Ich war damals schon bei Amer Sports und hatte die Aufgabe, unsere Distributionslogistik in Europa umzustellen und ein 15.000 Quadratmeter großes Verteilerzentrum im Saarland aufzubauen. Also bin ich meist am Mittwochabend nach Saarlouis gereist, habe dort zwei Tage mit dem Bau- und Projektteam gearbeitet, um dann weiter nach Vallendar zu fahren. Ich blicke eigentlich gern auf diese intensive Zeit zurück, auch wenn ich gelegentlich schon am Stock ging.