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Auch für 2017 rechnen die Vermittler von IT-Freiberuflern mit steigenden Umsätzen. Diese Zuversicht teilten alle Personaldienstleister, die die COMPUTERWOCHE zum Gipfeltreffen geladen hatte. Aufschwung erwarten sie sich durch die digitale Transformation, so Maxim Probojcevic, Marketingleiter bei Solcom: "Digitalisierung ist ein Prozess, der immer wieder neue Projekte und Veränderungen nötig macht. Die heute hohe Nachfrage nach IT-Freiberuflern wird steigen, weil im IT-Umfeld neue Themen angestoßen werden, die Firmen weder von der Kapazität noch vom Know-how her abdecken können."
Hoher Bedarf im Bereich SAP, Netzwerke und Infrastruktur
Dass sich digitale Projekte schon deutlich auf den Freiberuflermarkt niederschlagen, konnte Stefan Frohnhoff, Geschäftsführer von Emagine Deutschland, nicht bestätigen: "Die Digitalisierung ist noch nicht in allen Branchen angekommen. Auch wenn wir eine hohe Kompetenz in dem Bereich haben, so vermitteln wir nach wie vor die meisten Freiberufler in Projekten, die im Infrastruktur-, Netzwerk- oder SAP-Bereich angesiedelt sind." Für iPAXX-Vorstand Shahin Pour treiben "Logistik, Pharma und Telekommunikation die Digitalisierung voran, und wir können sie als Vermittler von freiberuflichen IT-Profis gut unterstützen."
Ob die Vermittler die Kundennachfrage bedienen können, hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist der Freiberufler selbst. Geco-Geschäftsführer Markus Reefschläger: "Der Zugriff auf Freiberufler in Feldern wie Javaentwicklung ist stark limitiert." Aufgrund der starken Nachfrage habe die Fluktuation zugenommen, so Reefschläger: "Projekte werden zum Teil vorzeitig abgebrochen, um bessere Angebote wahrzunehmen." Luuk Houtepen, Director Business Development DACH bei Sthree, kann das nachvollziehen: "Ein Freiberufler ist in erster Linie selbst Unternehmer. Er muss auf wirtschaftliche Entscheidungen achten. Bekommt er zwei bis drei Projektanfragen in der Woche, ist es selbstverständlich, dass er sich für das schnellste Angebot entscheidet."
Vermittler müssen schneller werden
Dienstleister müssten schneller werden, so Houtepen: "Ein Vermittlungsauftrag sollte binnen 48 Stunden unter Dach und Fach sein, sonst besteht die Gefahr, dass der umworbene Freiberufler ein weiteres Angebot angenommen hat." Die Rechnung geht nur auf, wenn die Einsatzunternehmen mitziehen. In der Realität ist das oft nicht der Fall. "Leider haben diverse Kunden ihre Onboarding-Prozesse nicht auf die Marktsituation angepasst. Sie agieren oft zu träge und nehmen den Absprung von guten freiberuflichen Kandidaten in Kauf, " sagt Geco-Mann Reefschläger. Mitunter vergehen bis zu zwei Monate, bis der Kunde ein Feedback gibt, ob er den IT-Freiberufler einsetzen will. Dann ist es zu spät.
Finden Vermittler genügend Freiberufler?
Laut Frohnhoff suchen Freiberufler "die Gewinnmaximierung ihres Einkommens. Dies führt in Einzelfällen dazu, dass jemand kurz vor Projektbeginn noch abspringt, obwohl die vertragliche Einigung bereits erzielt wurde." Unter solchen Vorzeichen werde die Frage, ob man effizient liefern könne, zum entscheidenden Erfolgsfaktor für Personaldienstleister, so Frohnhoff weiter: "Die Fokussierung auf Skills oder Fachbereiche wird dabei immer wichtiger. Die Anzahl neuer Vermittlungsaufträge ist nicht mehr alleiniger Erfolgsfaktor. Es macht keinen Sinn, sich 100 neue Vermittlungsaufträge zu sichern, wenn vorher schon klar ist, dass in bestimmten Feldern die nötigen Experten nicht vorhanden sind."
Marco Raschia, Director Global Competence Center Finance bei top itservices, ist sich bewusst, dass Dienstleister "immer die Interessen zweier Kundengruppen im Blickfeld haben müssen: Die der beauftragenden Unternehmen und die der IT-Freiberufler." Auch die Unternehmenskunden machen die Vermittlung nicht immer einfach, so Pour von iPAXX: "Wir stehen oft vor der Herausforderung, dass die Anforderungen des Kunden zu unspezifisch sind. Aus den gesuchten Profilen geht nicht genau hervor, welchen IT-Experten er genau sucht. Dann müssen wir uns etwas einfallen lassen."
Kunde verlagert Verantwortung auf Dienstleister
Zudem prägt die Verunsicherung hinsichtlich der Scheinselbständigkeit den Markt, so Ulrich Wantia, Geschäftsführer von Questax und Vorstandsvorsitzender der Conet-Gruppe. Sthree-Mann Houtepen kann das bestätigen: "Der Vermittler soll eine Lösung liefern und alle Organisation und Risiken abnehmen. Damit verlagert sich die Verantwortung in Richtung Dienstleister." Dem pflichtet Raschia von top itservices bei: "Die Kunden gehen mehr in Richtung Fixpreis und Gewerke - sie wollen ein definiertes Leistungsspektrum bezahlen."
Eine große Rolle im Vermittlungsgeschäft spielen die richtigen Themen. Laut Rolf Schultheis, Leiter des Geschäftsfelds IT bei Ferchau Engineering, werden Freiberufler eingesetzt, wenn es "um exotische Skills oder hohe Seniorität geht. Die Branchenexpertise ist entscheidend. Einen freien Mitarbeiter, der technologienah im Automotive-Umfeld tätig war, können wir häufig nicht ad hoc im Maschinenbau platzieren."
Innovative Projekte locken Freiberufler
Umgekehrt messen auch Freiberufler den Themen eine hohe Bedeutung zu, so Schultheis: "Loyal gegenüber Kunden oder Vermittler verhalten sich Freiberufler, wenn die Aufgaben stimmen. Im Engineering stehen Loyalität und Innovationsgrad des Projektes in direkter Abhängigkeit: Bei Projekten mit hohem Innovationsgrad wie autonome Fahrzeuge, Big Data oder Robotik bleiben Freelancer uns gern treu. In Grenzen hält sich der Willen zur Bindung, wenn ein Freiberufler im Prozess Management unterwegs ist und die hundertste Aris- oder BPM-Tapete erstellen soll - dann ist Loyalität eine Frage der Konditionen und des Projektstandortes."
Solcom-Mann Probojcevic hat die Erfahrung gemacht, dass "IT-Freiberufler überdurchschnittlich leistungsbereit sind: Sie wollen viel und in unterschiedlichen Projekten arbeiten, um ihr Know-how zu erweitern." Damit sie gefragt bleiben, sollten sie sich "genau anschauen, wie sich die Themen entwickeln und dementsprechend ihr Wissen erweitern. Nischenskills und neue Technologien können schnell an Bedeutung gewinnen, etablierte Qualifikationen stagnieren oder im schlimmsten Fall zunehmend verdrängt werden." Aus der Erfahrung von Raschia sind derzeit Datenanalysten sehr gefragt: "Viele Unternehmen sammeln sehr viele Daten, aber haben Probleme, diese auch auszuwerten."
Dass Freiberuflichkeit auch für die Generation Y eine Alternative ist, davon ist Conet-Chef Wantia überzeugt: Es werden sich immer mehr für eine Tätigkeit als Freiberufler entscheiden, da das ihrem Bestreben nach flexiblerem Arbeiten mehr entgegenkommt. Viele jüngere Mitarbeiter fragen mich nach Home Office, Sabbatical oder einer Vier-Tage-Woche."
Digitalisierung in der Personaldienstleistung?
Dazu meint Shahin Pour von iPAXX: "Wenn unsere Kunden es geschafft haben Kandidaten ohne persönliche Vorstellungsgespräche oder Telefoninterviews zu beauftragen, dann ist die Digitalisierung auch bei uns angekommen. Der Faktor Mensch unterliegt nach wie vor einer Individualität, welche noch nicht mit Big-Data-Rasterung automatisiert werden kann, so wie viele dies gerne annehmen möchten. Es reicht nicht aus, nur ein schönes Webinterface bereitzustellen, ein paar Textbausteine für Anforderungen und erwartete Erfahrungen aufzulisten. Vielmehr sind nach wie vor der erste Eindruck, die Chemie, der " Nasenfaktor" und die fachliche Kompetenz durch ein persönliches Gespräch in beide Richtungen gleichermaßen entscheidend."
- Die zehn größten Freiberufler-Vermittler ...
... hat Lünendonk in der Studie "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland" im Jahr 2016 ermittelt - gemessen an ihren Umsätzen. - IT-Freiberufler-Vermittlung ist ein boomendes Geschäft
Das Marktvolumen betrug in Deutschland im Jahr 2015 9,2 Milliarden Euro. Zwei Drittel der Umsätze werden mit Freiberufler-Vermittlung generiert Externes Third Party Management und Zeitarbeit spielen dagegen nur eine geringe Rolle. - Platz 10: top itservices ...
… hat 2015 mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern einen Umsatz von 61,1 Millionen Euro erzielt und hält damit Platz 10 des Rankings. Der Gesamtumsatz des Unternehmens betrug 94,5 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter konnte gegenüber 2014 von 783 auf 824 Angestellte gesteigert werden. - Platz 9: Questax
Hervorgegangen aus der ehemaligen Quest Softwaredienstleistung und der krisengeschüttelten Reutax, kommt der Vermittler auf 64,4 Millionen Euro Umsatz durch Freiberuflervermittlung und beschäftigt 76 Mitarbeiter. 2014 arbeiteten noch 126 Angestellte für Questax. - Platz 8: Westhouse Consulting
… ist unter anderem auf die Vermittlung von SAP-Freiberuflern spezialisiert. 2015 erwirtschaftete Westhouse mit der Freiberuflervermittlung 68,1 Millionen Euro (2014: 60,8 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz betrug 141 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl wuchs von 174 auf 215. - Platz 7: Etengo
Etengo-Vorstandschef Nikolaus Reuter kann sich über 73 Millionen Euro Umsatz und damit 16 Millionen mehr als 2014 freuen. Die Mitarbeiterzahl der Mannheimer wuchs von 61 auf 84 im Jahr 2015. - Platz 6: Sthree
Im Vorjahr war die Freiberufler-Vermittlung SThree noch auf Platz vier: Der Umsatz mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern weist mit 85 Millionen Euro ein kleines Plus von 3,7 Millionen gegenüber dem Vorjahr aus. Der Gesamtumsatz stieg ebenfalls von 173 auf 179 Millionen Euro. - Platz 5: Solcom Unternehmensberatung
Wie im Vorjahr auf dem fünften Platz. Die Solcom Unternehmensberatung hat mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern 86,2 Millionen Euro und damit gut zwölf Millionen Euro mehr umgesetzt als im Vorjahr. Auch die Zahl der Angestellten ist um zehn auf 130 angewachsen. - Platz 4: 1st solution consulting
Mit 86,9 Millionen Euro Umsatz durch die Freiberuflervermittlung im Jahr 2015 hat 1st Solution - hier im Bild Geschäftsführer Frank Shams - den Wert des Vorjahres deutlich gesteigert (65,2 Mio). Auch der Gesamtumsatz konnte in diesem Zeitraum von 38 Millionen auf 120 Millionen Euro zulegen. 1st solution beschäftigt 116 Mitarbeiter (2014: 74). - Platz 3: Allgeier Experts
Bronze geht wie im Vorjahr an Allgeier Experts: Das Unternehmen erzielte mit der Vermittlung von Freiberuflern 148,1 Millionen Euro Umsatz, 2014 waren es noch 181,1 Millionen. Das liegt daran, dass Umsätze aus der Freiberufler-Vermittlung in die Arbeitnehmerüberlassung verlagert wurden. Gesamtumsatz und Mitarbeiterzahl des Unternehmens steigerten sich, von 226,2 Millionen auf 249,7 Millionen Euro beziehungsweise von 417 auf 453 Mitarbeiter. - Platz 2: Gulp Information Services
Die Top Drei der IT-Freiberufler-Vermittlungen bleiben dieses Jahr unter sich: Auch die Randstad-Tochter Gulp macht da mit Silber keine Ausnahme und untermauert die "Vizemeisterschaft" mit 227 Beschäftigten, einem Vermittlungsumsatz von 299,8 Millionen Euro (2014: 297,6 Millionen Euro) sowie der Steigerung des Gesamtumsatzes auf 323,3 Millionen Euro (2013: 313,3 Millionen Euro). - Platz 1: Hays
Unangefochten an der Spitze der IT-Freiberufler-Vermittlungen bleibt Hays: Das Unternehmen setzte 2015 mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern sagenhafte 847,9 Millionen Euro um, was im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 66,7 Millionen bedeutet. Auch die Mitarbeiterzahlen sind wesentlich höher als bei der Konkurrenz, 2015 arbeiteten 1500 Beschäftigte für Hays (2013: 1.400). Der Gesamtumsatz wurde auf 1,5 Milliarden Euro und im Vergleich zu 2014 um 150 Millionen Euro gesteigert. - Wachstumskurs setzt sich fort
Die Markt für Freiberuflervermittlung wird immer größer: Die Anzahl der freiberuflichen IT-Experten in Deutschland lag 2015 bei 92.000. Die Umsätze durch die Freiberuflervermittlung konnten auf nun 9,2 Milliarden Euro (2014: 9 Milliarden Euro) gesteigert werden. 2016 wollen die wichtigsten Vermittler um weitere zwölf Prozent wachsen. - SAP- und Security-Profis…
... profitieren vom der Nachfrage der Firmen besonders. Ihre Honorare steigen stark. - Welche Kompetenzen Kunden erwarten
Projekt- und Qualitätsmanagement-Kompetenz ist die am häufigsten nachgefragte Fähigkeit. Auf Platz zwei und drei folgen Security und Business Intelligence sowie Business Analytics