Integrationsplattformen zur Prozessautomatisierung sind in der IT-Landschaft der Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Mehr denn je fungieren sie als interne Drehscheibe für die Vernetzung von Anwendungen und gelten damit als wichtiger Hebel zur weiteren Digitalisierung. Dies untermauern eindrucksvoll die Ergebnisse der aktuellen Studie "Integrationsplattformen" des Custom Research Teams von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE in Zusammenarbeit mit Axway, ONEiOCloud und INFORM DataLab.
Knapp 68 Prozent der befragten IT- und Business-Verantwortlichen setzen demnach entsprechende Lösungen ein. Nur noch 28 Prozent verzichten darauf, ein kleiner Rest der Unternehmen zeigt sich aktuell unentschlossen. Entsprechend einhellig ist auch die Erwartungshaltung bezüglich der weiteren Entwicklung. Mehr als 75 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass der Einsatz von Integrationsplattformen in den kommenden drei Jahren noch einmal deutlich zunehmen wird. Weitere 18 Prozent prognostizieren ein zumindest gleichbleibendes Niveau.
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Künstliche Intelligenz zunehmend im Fokus
Auch bei der Frage, welche Automatisierungs-Tools die Anwenderunternehmen bereits im Einsatz haben, weist die Untersuchung interessante Ergebnisse aus. Die Handlungsfelder Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) werden von knapp 40 Prozent mit Abstand am meisten genannt. Es folgen dies Disziplinen Process Mining, Robotic Process Automation (RPA) sowie API-Management, die für jeweils rund ein Viertel der Befragten essenziell sind. Deutlich dahinter rangieren die Themen Intelligent Document Processing sowie Integration-Platform-as-a-Service (IPaaS), die es im Nutzungsverhalten der Anwenderinnen und Anwender auf einen Anteil von jeweils rund 20 Prozent bringen.
Die genannten Kennziffern der Studie zeigen: Prozessautomatisierung ist nicht zwingend ein Standardservice, der sich ausschließlich via Plattform-Hosting einfach aus der Cloud beziehen lässt - auch wenn dieses Marktsegment stark im Kommen ist. Die Unternehmen spielen aktuell jedenfalls noch erkennbar auf der Klaviatur unterschiedlicher Betriebs- und Bezugsmodelle. Und: Künstliche Intelligenz ist das Trendthema schlechthin, dass sich auch im Kontext der Prozessautomatisierung beziehungsweise der Nutzung einschlägiger Tools eindeutig widerspiegelt.
IT-Budgets steigen kräftig
Das deutliche Bekenntnis der Unternehmen zu Integrationsplattformen schlägt sich erkennbar auch in den IT-Budgets nieder, die hierfür veranschlagt werden. Rund 14 Prozent der Befragten planen demnach 2023, für entsprechende Lösungen mehr als zehn Prozent mehr auszugeben als im vergangenen Jahr. Mehr als ein Drittel der Unternehmen plant, ihre Investments zwischen fünf und zehn Prozent zu erhöhen und noch einmal 28 Prozent der Befragten wollen immerhin bis zu fünf Prozent mehr Mittel in die Hand nehmen.
Die Tatsache, dass Gelder hier vergleichsweise locker sitzen, zeigt, welche zentrale und strategische Rolle Integrationsplattformen inzwischen in der Enterprise IT spielen. Denn im Kern geht es dabei längst nicht mehr um den Ansatz einer serviceorientierten Architektur (SOA) früherer Jahre, sondern um das Prinzip einer ganzheitlichen IT. Letztere erfordert, nicht nur eine durchgängige und weitgehend automatisierte IT-Infrastruktur zu implementieren, sondern zwingt die verantwortlichen IT-Executives auch weit über die Basis-IT hinaus zu stetigen Anpassungen und Veränderungen.
Gemeint sind hier unter anderem die weitere Digitalisierung von Geschäftsprozessen und die Eliminierung noch vorhandener Medienbrüche. Immer häufiger spielen aber auch die Verbesserung von Datenschutz und Datensicherheit mit Hilfe digitaler Verschlüsselungen sowie vor allem auch die nahtlose Integration der Schnittstelle zu den Kunden in die zentralen Kernprozesse eine Rolle.
Vielfältige Ansätze und Anwendungsfelder
Die Ansätze, die die Unternehmen bei der Verbindung unterschiedlicher IT-Systeme und Applikationen verfolgen, sind indes unterschiedlich. Rund 57 Prozent der Befragten setzen auf klassische Integrationsplattformen. Fast ebenso häufig wird mit direkten Schnittstellen gearbeitet. Auch API-Management-Plattformen stehen bei immerhin 47 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer hoch im Kurs, und fast ein Drittel der Unternehmen vertraut spezifischen Middleware-Lösungen, um einen konsistenten Datenfluss zu ermöglichen. Deutlich weniger Beliebtheit erfreuen sich der Studie zufolge mächtige EAI-Plattformen sowie die SOA-Ansätze früherer Jahre, die nur noch bei 16 beziehungsweise neun Prozent der Befragten eine Rolle spielen.
Vielfältig sind auch die Geschäftsbereiche und Anwendungsfelder, in denen Integrationsplattformen genutzt werden. Am häufigsten kommen sie laut Studie in der Logistik zum Einsatz. Exakt die Hälfte der Unternehmen können hier fundiert aus der Praxis berichten. Platz zwei im Ranking aktueller Anwendungsbereiche belegt mit einem Anteil von 39 Prozent das IT-Service-Management - dicht gefolgt von der derzeit in aller Munde befindlichen Smart Factory, also der Vernetzung von Werkstücken, Maschinen und Produktionssystemen. Gleichauf in der Beliebtheitsskala liegen E-Commerce-Architekturen zur Vernetzung von Kunden und Lieferanten sowie der Optimierung der Customer Experience. Darüber hinaus fallen die eher klassischen Disziplinen Fertigung und Qualitätssicherung, Supply Chain sowie Rechnungswesen beim Nutzungsverhalten ins Gewicht.
Kostenreduktion und Flexibilität treiben
In zwei weiteren Ergebniskapiteln der Untersuchung kommt klar zum Ausdruck, dass die Aspekte Kostenreduktion und das Gewinnen von mehr Handlungsspielräumen für die Gestaltung des Digitalen Wandels die übergeordneten Ziele beim Einsatz von Integrationsplattformen sind. So ist für fast die Hälfte der befragten Unternehmen eine mittel- bis langfristige Kostensenkung im Bereich IT-Infrastruktur ein wesentliches Momentum. Deutlich mehr als ein Drittel verfolgen gleichzeitig auch das Ziel, in absehbarer Zeit die Personalkosten abzuschmelzen.
Auch bei der Anwendungskonsolidierung spielen Integrationsplattformen naturgemäß eine wichtige Rolle. Fast ein Drittel der Befragten nutzen diese, um sich erst einmal einen Überblick über ihre Applikationslandschaft zu verschaffen. Für rund 25 Prozent der Unternehmen ist es zudem wichtig, dass es mit dem Einsatz von Integrationsplattformen gelingt, vorhandene Datensilos aufzubrechen.
Gleichzeitig ist für mehr als ein Viertel der Befragten eine integrierende IT auch essenzielle Voraussetzung dafür, um überhaupt neue digitale Geschäftsmodelle ausrollen zu können. Für ein weiteres Viertel spielt dieser Aspekt zumindest eine wichtige Rolle im Sinne der Fähigkeit, einschlägige Middleware als Bindeglied zwischen alter Bestandssoftware sowie neu entwickelten Applikationen zum Einsatz zu bringen. Zudem erhoffen sich die Unternehmen dadurch auch eine Beschleunigung ihrer internen Transformationsprozesse und damit einen signifikanten Beitrag zum Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
- Dietmar Koch, Axway
„Fachabteilungskompetenz ist wichtig, es muss aber auch eine zentrale Kompetenz geben, um Richtlinien festzulegen und die entsprechenden Tools zu beschaffen. Wir alle wissen, dass im Fachbereich zwangsläufig Inseln entstehen, weil jeder ganz schnell ein Tool findet und implementiert. Aber wie schaffen wir es, dass dieses Asset auf Unternehmensebene auch sichtbar wird und somit wiederverwendet werden kann? Das ist die zentrale Rolle, die organisiert werden muss, damit das Tool in der Breite effizient und sicher genutzt werden kann.“ - Sridhar Narini, beON
„Mit Open-Source-basierten Plattformen vermeiden Sie die Bindung an einen bestimmten Anbieter, allerdings auf Kosten der Bindung an eine bestimmte Technologie. Sie werden immer von der Toolchain abhängig sein, die jemand für seine eigenen Integrationszwecke entwickelt hat, oder von der Technologie, auf der Ihre eigenen Integration Services basieren. Diesen Aspekt sollten Sie auf jeden Fall berücksichtigen." - Marius Merkel, IBM
„Beim Thema Digitalisierung habe ich immer den klassischen Spruch im Kopf: Schuster bleib bei deinen Leisten. Warum muss ein produzierendes Unternehmen auf einmal eine Hülle und Fülle von digitalen Services oder neue Geschäftsmodelle selbst entwickeln? Wieso nutzt man nicht durch die Möglichkeiten von Technologien, Schnittstellen und Integration einfach Drittservices? Partnerschaften zu gründen ist wesentlich effektiver als Dinge selbst zu bauen, an denen man sich am Ende die Finger verbrennen kann. Selbst wir als Technologiekonzern verfolgen diesen Ökosystemgedanken.“ - Sven Schlünzen, IKOR
„Dienstleister, die integrativ schnell sind, schieben sich immer mehr in die Geschäftsmodelle anderer Unternehmen. Beispielsweise Lieferando, die Lebensmittel ausliefern oder Modelle mit McDonalds zur Auslieferung gefunden haben. Diese Veränderung des Marktes beginnt gerade, wird aber enorme Dimensionen in der Schnelligkeit annehmen. Unternehmen müssen darauf reagieren und sich verändern. Wenn es keine Antworten auf die Veränderung und auf die Integration gibt, dann werden Unternehmen sterben. Wer also nicht wie Kodak zu einem Liebhaberstück verkommen will, der sollte sich auf den Weg machen.“ - Philipp Ziemer, INFORM DataLab
„Vor fünf bis zehn Jahren ging es häufig nur darum, Daten auf einem Dashboard und irgendwo im System zu haben. Man hat sich keine Gedanken darüber gemacht, dass man diese eventuell an anderer Stelle in Zukunft nochmal brauchen könnte. Heute wird viel besser verstanden, warum Systeme miteinander sprechen müssen. Auch, dass Aufwände immer wieder anfallen, wenn man nicht zentral integriert. Mittlerweile ist auch auf Geschäftsführerebene klar, dass Daten und alles, was damit zu tun hat, für das Unternehmen wichtig sind, um daraus konkrete Mehrwerte zu generieren.“ - Dennis Hauck, Ivanti
„Integration ist sehr anwendergetrieben, jedoch stoßen Fachbereiche früher oder später an ihre technischen Grenzen. Man kann vieles erreichen ohne Einbeziehung der IT-Abteilung, aber ab einem gewissen Punkt sollte man statt die 1-zu-1-APIs im Unternehmen weiterzuverbreiten den Gedanken hin zu einer Datendrehscheibe, die alles verbinden kann, entwickeln. Mit einer zentralen Steuerung welche die Leitplanken festlegt.“ - Simon Sonnenschein, MHP
„Eine Plattform ist heute ja keine zentrale Instanz mehr, die auf einem Server läuft. Statt dessen ist ein und dieselbe Lösung auf unterschiedlichen Instanzen installiert, zum Beispiel in verschiedenen Bereichen oder Werken. Daher ist ein wichtiger Punkt, dass Integrationsplattformen auf beiden Welten leben können. Die hybriden Plattformen werden sich durchsetzen und je besser die Tools das in beiden Welten können, sodass der Bediener gar keinen Unterschied merkt, ob die Plattform nun On-Premises oder in der Cloud läuft, umso besser ist das natürlich.“ - Sven Schindler-Grünholz, ONEiO Cloud
„Aus Business-Sicht müssen die Prozesse klar sein. Ich kann noch so eine gute Plattform haben oder eine noch so toll entwickelte API – wenn man die Prozesse nicht kennt oder diese sich permanent ändern, dann funktioniert das alles nicht. Man möchte meinen, dass das allen Unternehmen klar ist. Erstaunlicherweise ist das aber nicht der Fall. Die Hauptvoraussetzung ist zu wissen, wie man arbeiten möchte.“
Augenmerk auf Lizenz- und Betriebskosten
Interessant sind zudem die aktuellen Auswahlkriterien der für die Studie Befragten beim Investment in Integrationsplattformen. Hier dominiert im Ranking möglicher Mehrfachnennungen das Thema Lizenz- und Betriebskosten noch vor der nahtlosen Synchronisation von Integrationsplattformen in die bestehende IT-Infrastruktur sowie die jeweilige Cloud-Umgebung des Unternehmens. Wichtig sind in diesem Kontext auch entsprechende Modularität sowie möglichst geringe Implementierungsaufwände. Auch die Aspekte Benutzerfreundlichkeit sowie Zukunftssicherheit der Plattform fließen nach wie vor in die Entscheidungsfindung mit ein.
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Studiensteckbrief
Herausgeber: CIO, CSO und COMPUTERWOCHE
Studienpartner: Axway, ONEiOCloud (Gold), INFORM DataLab (Silber)
Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche in Unternehmen der DACH-Region: Beteiligte an strategischen (IT-)Entscheidungsprozessen im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs); Entscheidungsbefugte sowie Experten und Expertinnen aus dem IT-Bereich
Teilnehmergenerierung: Persönliche E-Mail-Einladung über die exklusive Unternehmensdatenbank von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE sowie – zur Erfüllung von Quotenvorgaben – über externe Online-Access-Panels
Gesamtstichprobe: 312 abgeschlossene und qualifizierte Interviews
Untersuchungszeitraum: 13. bis 20. Dezember 2022
Methode: Online-Umfrage (CAWI)
Fragebogenentwicklung und Durchführung: Custom Research Team von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE in Abstimmung mit den Studienpartnern