Studie Integrationsplattformen

Drehscheiben des digitalen Wandels

22.03.2023
Von 

Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Integrationsplattformen sorgen für eine ganzheitliche IT mit automatisierter Infrastruktur und synchronisierter Anwendungslandschaft. Der Bedarf ist groß.
Integrationsplattformen zur Prozessautomatisierung sind in der IT-Landschaft der Unternehmen nicht mehr wegzudenken.
Integrationsplattformen zur Prozessautomatisierung sind in der IT-Landschaft der Unternehmen nicht mehr wegzudenken.
Foto: alphaspirit.it - shutterstock.com

Integrationsplattformen zur Prozessautomatisierung sind in der IT-Landschaft der Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Mehr denn je fungieren sie als interne Drehscheibe für die Vernetzung von Anwendungen und gelten damit als wichtiger Hebel zur weiteren Digitalisierung. Dies untermauern eindrucksvoll die Ergebnisse der aktuellen Studie "Integrationsplattformen" des Custom Research Teams von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE in Zusammenarbeit mit Axway, ONEiOCloud und INFORM DataLab.

Knapp 68 Prozent der befragten IT- und Business-Verantwortlichen setzen demnach entsprechende Lösungen ein. Nur noch 28 Prozent verzichten darauf, ein kleiner Rest der Unternehmen zeigt sich aktuell unentschlossen. Entsprechend einhellig ist auch die Erwartungshaltung bezüglich der weiteren Entwicklung. Mehr als 75 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass der Einsatz von Integrationsplattformen in den kommenden drei Jahren noch einmal deutlich zunehmen wird. Weitere 18 Prozent prognostizieren ein zumindest gleichbleibendes Niveau.

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Künstliche Intelligenz zunehmend im Fokus

Auch bei der Frage, welche Automatisierungs-Tools die Anwenderunternehmen bereits im Einsatz haben, weist die Untersuchung interessante Ergebnisse aus. Die Handlungsfelder Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) werden von knapp 40 Prozent mit Abstand am meisten genannt. Es folgen dies Disziplinen Process Mining, Robotic Process Automation (RPA) sowie API-Management, die für jeweils rund ein Viertel der Befragten essenziell sind. Deutlich dahinter rangieren die Themen Intelligent Document Processing sowie Integration-Platform-as-a-Service (IPaaS), die es im Nutzungsverhalten der Anwenderinnen und Anwender auf einen Anteil von jeweils rund 20 Prozent bringen.

Mehr als 40 Prozent der Unternehmen setzen künstliche Intelligenz als Automatisierungswerkzeug ein.
Mehr als 40 Prozent der Unternehmen setzen künstliche Intelligenz als Automatisierungswerkzeug ein.
Foto: IDG Research Services: Christine Plote

Die genannten Kennziffern der Studie zeigen: Prozessautomatisierung ist nicht zwingend ein Standardservice, der sich ausschließlich via Plattform-Hosting einfach aus der Cloud beziehen lässt - auch wenn dieses Marktsegment stark im Kommen ist. Die Unternehmen spielen aktuell jedenfalls noch erkennbar auf der Klaviatur unterschiedlicher Betriebs- und Bezugsmodelle. Und: Künstliche Intelligenz ist das Trendthema schlechthin, dass sich auch im Kontext der Prozessautomatisierung beziehungsweise der Nutzung einschlägiger Tools eindeutig widerspiegelt.

IT-Budgets steigen kräftig

Das deutliche Bekenntnis der Unternehmen zu Integrationsplattformen schlägt sich erkennbar auch in den IT-Budgets nieder, die hierfür veranschlagt werden. Rund 14 Prozent der Befragten planen demnach 2023, für entsprechende Lösungen mehr als zehn Prozent mehr auszugeben als im vergangenen Jahr. Mehr als ein Drittel der Unternehmen plant, ihre Investments zwischen fünf und zehn Prozent zu erhöhen und noch einmal 28 Prozent der Befragten wollen immerhin bis zu fünf Prozent mehr Mittel in die Hand nehmen.

Dreiviertel der befragten Unternehmen planen in diesem Jahr mehr Geld für Integrationsplattformen auszugeben. Bei 14 Prozent davon fällt das Budget sogar deutlich höher aus als im vergangenen Jahr.
Dreiviertel der befragten Unternehmen planen in diesem Jahr mehr Geld für Integrationsplattformen auszugeben. Bei 14 Prozent davon fällt das Budget sogar deutlich höher aus als im vergangenen Jahr.
Foto: IDG Research Services: Christine Plote

Die Tatsache, dass Gelder hier vergleichsweise locker sitzen, zeigt, welche zentrale und strategische Rolle Integrationsplattformen inzwischen in der Enterprise IT spielen. Denn im Kern geht es dabei längst nicht mehr um den Ansatz einer serviceorientierten Architektur (SOA) früherer Jahre, sondern um das Prinzip einer ganzheitlichen IT. Letztere erfordert, nicht nur eine durchgängige und weitgehend automatisierte IT-Infrastruktur zu implementieren, sondern zwingt die verantwortlichen IT-Executives auch weit über die Basis-IT hinaus zu stetigen Anpassungen und Veränderungen.

Gemeint sind hier unter anderem die weitere Digitalisierung von Geschäftsprozessen und die Eliminierung noch vorhandener Medienbrüche. Immer häufiger spielen aber auch die Verbesserung von Datenschutz und Datensicherheit mit Hilfe digitaler Verschlüsselungen sowie vor allem auch die nahtlose Integration der Schnittstelle zu den Kunden in die zentralen Kernprozesse eine Rolle.

Vielfältige Ansätze und Anwendungsfelder

Die Ansätze, die die Unternehmen bei der Verbindung unterschiedlicher IT-Systeme und Applikationen verfolgen, sind indes unterschiedlich. Rund 57 Prozent der Befragten setzen auf klassische Integrationsplattformen. Fast ebenso häufig wird mit direkten Schnittstellen gearbeitet. Auch API-Management-Plattformen stehen bei immerhin 47 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer hoch im Kurs, und fast ein Drittel der Unternehmen vertraut spezifischen Middleware-Lösungen, um einen konsistenten Datenfluss zu ermöglichen. Deutlich weniger Beliebtheit erfreuen sich der Studie zufolge mächtige EAI-Plattformen sowie die SOA-Ansätze früherer Jahre, die nur noch bei 16 beziehungsweise neun Prozent der Befragten eine Rolle spielen.

Vielfältig sind auch die Geschäftsbereiche und Anwendungsfelder, in denen Integrationsplattformen genutzt werden. Am häufigsten kommen sie laut Studie in der Logistik zum Einsatz. Exakt die Hälfte der Unternehmen können hier fundiert aus der Praxis berichten. Platz zwei im Ranking aktueller Anwendungsbereiche belegt mit einem Anteil von 39 Prozent das IT-Service-Management - dicht gefolgt von der derzeit in aller Munde befindlichen Smart Factory, also der Vernetzung von Werkstücken, Maschinen und Produktionssystemen. Gleichauf in der Beliebtheitsskala liegen E-Commerce-Architekturen zur Vernetzung von Kunden und Lieferanten sowie der Optimierung der Customer Experience. Darüber hinaus fallen die eher klassischen Disziplinen Fertigung und Qualitätssicherung, Supply Chain sowie Rechnungswesen beim Nutzungsverhalten ins Gewicht.

Vor allem in der Logistik kommen Integrationsplattformen heute schon vermehrt zum Einsatz.
Vor allem in der Logistik kommen Integrationsplattformen heute schon vermehrt zum Einsatz.
Foto: IDG Research Services: Christine Plote

Kostenreduktion und Flexibilität treiben

In zwei weiteren Ergebniskapiteln der Untersuchung kommt klar zum Ausdruck, dass die Aspekte Kostenreduktion und das Gewinnen von mehr Handlungsspielräumen für die Gestaltung des Digitalen Wandels die übergeordneten Ziele beim Einsatz von Integrationsplattformen sind. So ist für fast die Hälfte der befragten Unternehmen eine mittel- bis langfristige Kostensenkung im Bereich IT-Infrastruktur ein wesentliches Momentum. Deutlich mehr als ein Drittel verfolgen gleichzeitig auch das Ziel, in absehbarer Zeit die Personalkosten abzuschmelzen.

Auch bei der Anwendungskonsolidierung spielen Integrationsplattformen naturgemäß eine wichtige Rolle. Fast ein Drittel der Befragten nutzen diese, um sich erst einmal einen Überblick über ihre Applikationslandschaft zu verschaffen. Für rund 25 Prozent der Unternehmen ist es zudem wichtig, dass es mit dem Einsatz von Integrationsplattformen gelingt, vorhandene Datensilos aufzubrechen.

Gleichzeitig ist für mehr als ein Viertel der Befragten eine integrierende IT auch essenzielle Voraussetzung dafür, um überhaupt neue digitale Geschäftsmodelle ausrollen zu können. Für ein weiteres Viertel spielt dieser Aspekt zumindest eine wichtige Rolle im Sinne der Fähigkeit, einschlägige Middleware als Bindeglied zwischen alter Bestandssoftware sowie neu entwickelten Applikationen zum Einsatz zu bringen. Zudem erhoffen sich die Unternehmen dadurch auch eine Beschleunigung ihrer internen Transformationsprozesse und damit einen signifikanten Beitrag zum Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit.

Augenmerk auf Lizenz- und Betriebskosten

Interessant sind zudem die aktuellen Auswahlkriterien der für die Studie Befragten beim Investment in Integrationsplattformen. Hier dominiert im Ranking möglicher Mehrfachnennungen das Thema Lizenz- und Betriebskosten noch vor der nahtlosen Synchronisation von Integrationsplattformen in die bestehende IT-Infrastruktur sowie die jeweilige Cloud-Umgebung des Unternehmens. Wichtig sind in diesem Kontext auch entsprechende Modularität sowie möglichst geringe Implementierungsaufwände. Auch die Aspekte Benutzerfreundlichkeit sowie Zukunftssicherheit der Plattform fließen nach wie vor in die Entscheidungsfindung mit ein.

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Jetzt im Shop: die Studie "Integrationsplattformen 2023".
Jetzt im Shop: die Studie "Integrationsplattformen 2023".
Foto: Foundry Research Services: Christine Plote

Studiensteckbrief

Herausgeber: CIO, CSO und COMPUTERWOCHE

Studienpartner: Axway, ONEiOCloud (Gold), INFORM DataLab (Silber)

Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche in Unternehmen der DACH-Region: Beteiligte an strategischen (IT-)Entscheidungsprozessen im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs); Entscheidungsbefugte sowie Experten und Expertinnen aus dem IT-Bereich

Teilnehmergenerierung: Persönliche E-Mail-Einladung über die exklusive Unternehmensdatenbank von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE sowie – zur Erfüllung von Quotenvorgaben – über externe Online-Access-Panels

Gesamtstichprobe: 312 abgeschlossene und qualifizierte Interviews

Untersuchungszeitraum: 13. bis 20. Dezember 2022

Methode: Online-Umfrage (CAWI)

Fragebogenentwicklung und Durchführung: Custom Research Team von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE in Abstimmung mit den Studienpartnern