Deutsche Unternehmen hinken hinterher
Anscheinend gibt es kein Entrinnen vor der digitalen Welt, wenn man als Unternehmen den Geschäftserfolg erhalten will. Eine im März veröffentlichte Studie des Analystenhauses Ernst & Young bestätigt dies, fördert aber gleichzeitig die Zurückhaltung deutscher Unternehmen zutage. Die Antworten der mehr als 1.000 Unternehmen in zwölf Ländern (davon 135 in Deutschland) zeigen die Dramatik der Situation auf: So musste mindestens jedes zweite Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren deutliche Änderungen am eigenen Geschäftsmodell vornehmen. Und der Trend wird anhalten: Über 80 Prozent der befragten deutschen Unternehmen erwarten, dass die Bedeutung digitaler Technologien in den nächsten fünf Jahren weiter steigt.
- Geschäftsmodelle im Wandel
Jedes fünfte deutsche Unternehmen (20 Prozent) erklärt, das Geschäftsmodell habe sich in den vergangenen fünf Jahren stark verändert. Das ist leicht über dem Durchschnitt von 17 Prozent. - Fünf-Jahres-Prognose
Insbesondere indische Entscheider gehen davon aus, dass sich ihr Unternehmen in den kommenden fünf Jahren weiter stark verändern wird. - Bedeutung digitaler Technologien
Lediglich 17 Prozent aller Befragten geben an, digitale Technologien spielten für das Geschäftsmodell ihres Unternehmens keine Rolle. - Kundenbeziehungen
Unternehmen nutzen digitale Tools vor allem für den Aufbau oder Ausbau ihrer Kundenbeziehungen. - Wachsende Relevanz
Inwieweit die Bedeutung digitaler Technologien zunimmt, wird in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich beurteilt. - Investitionen
Vor allem Schweizer Unternehmen geben an, in Digitalisierung investieren zu wollen. - Investitionshindernisse
Deutsche Entscheider geben überdurchschnittlich oft an, ihnen fehlten die Mittel für weitere Investitionen. - Chief Digital Officer (CDO)
Sofern es einen Chief Digital Officer (CDO) gibt, nimmt er bei Unternehmen aus IT und Elektronik eine besonders wichtige Rolle ein.
Die Unternehmen haben wohl erkannt, dass die Digitalisierung das Geschäftsleben überrollt. Doch handeln sie auch entsprechend? - Nein, sagt Ernst & Young. Zwar wollen 44 Prozent der befragten deutschen Unternehmen nennenswert in digitale Technologien investieren - damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich immerhin an vierter Stelle -, aber die dafür vorgesehen Budgets werden relativ gering sein. Etwa 0,8 Prozent des Jahresumsatzes sollen auf Investitionen in diesem Bereich entfallen. Das ist deutlich weniger als der internationale Durchschnitt.
Knapp ein Drittel der Unternehmen würde gern mehr investieren. Doch diese Firmen verfügen eigenen Angaben zufolge nicht über die notwendigen finanziellen Mittel. Fehlendes Know-how wurde ebenfalls oft als Hinderungsgrund genannt. Die Ergebnisse einer Befragung von Forrester Research zeigen ein ähnliches Ergebnis: 74 Prozent der befragten amerikanischen Geschäftsführer attestieren ihrem Unternehmen, eine digitale Strategie zu haben. Aber nur 15 Prozent gehen davon aus, dass ihr Unternehmen die richtigen Technologien nutzt und das nötige Know-how besitzt, um diese digitale Strategie auch umsetzen zu können.
Wie es konkret aussieht
Bisher gelingt es den Unternehmen offenbar zu wenig, ihre IT-Infrastrukturen und Applikationen so flexibel und agil zu gestalten, dass sie den neuen Anforderungen gewachsen sind. Dabei sind fehlende Investitionen sicher ein wichtiger Punkt, aber nicht der einzige. Es geht nicht nur um eine neue Infra-, sondern auch und um eine neue Denk-Struktur.
Die zentrale Rolle spielen die Schnittstellen (Application Programming Interfaces, kurz: APIs) zwischen den Prozessen, Medien und Dingen. Denn all diese Technologien - von Cloud Computing bis Internet of Things - lassen die physikalische Infrastruktur mehr und mehr mit den digitalen Aktionen verschmelzen. Alles ist integriert und dennoch unter Kontrolle.
- Cisco wittert einen Billionenmarkt
Cisco rechnet damit, dass 2020 rund 50 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden. Das Internet of Everything (Gartner-Terminus) soll zwei Jahre später dann ein weltweites Marktpotenzial von über 14,4 Billionen Dollar erreichen. - Cisco-Vize Oliver Tuszik
„Gerade in Deutschland bestehen mit die besten Voraussetzungen, um vom ‚next big thing‘, dem Internet der Dinge zu profitieren – vor allem in Kombination mit Industrie 4.0.“ - Gelebte Industrie 4.0 bei BMW
Im amerikanischen BMW-Werk in Spartanburg arbeiten Mensch und Maschine dank M2M schon Seite an Seite und nicht mehr durch strenge Gitter voneinander getrennt. Das ist gelebte Industrie 4.0, wie die Deutschen es gerne nennen. - Farming 4.0
Nicht nur wegen der erhöhten Produktivität, sondern auch wegen strenger Dokumentationspflichten sehen sich Landwirtschaftsbetriebe gezwungen, technisch hochzurüsten. Farming 4.0 ist daher längst Realität in vielen Betrieben und ein guter Nährboden für neue Geschäftsideen. 365FarmNet ist eine auf Claas zurückgehende Initiative zur Entwicklung entsprechender Software-Lösungen. - Mehr IoT als in einem Auto
In modernen Landmaschinen wie denen von Claas ist heute oft weit mehr IT und IoT drin als in einem modernen Auto. - RWE Smart Home mit Samsung-Smartcam
Im Bereich Smart Home bilden sich viele neue Allianzen und Partnerschaften, so hier eine zwischen RWE und Samsung als Lieferant für eine SmartCam zur Fernüberwachung der eigenen vier Wände. - Samsung Crystal Blue WW9000
Ein anderes Smart-Home-Beispiel: Ob man die passende Smartphone-App dazu wirklich braucht, steht auf einem anderen Blatt. Der Bedienkomfort der ursprünglich fast 2.000 Euro teuren Waschmaschine Crystal Blue WW9000 von Samsung wird hochgelobt, das Design auch. - Miele sieht sich weit vorn bei Smart Home
Mieles Interesse an Smart Home reicht weit zurück. Sicherheit, Erleichterungen im Alltag und intelligente Stromnutzung (Smart Grid) sind dabei wichtige Themen für den deutschen Hersteller. Derzeit wirkt er an einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Initiative der Universität Bielefeld mit, die sich KogniHome nennt und gerade auch für Senioren einen mitdenkenden Wohnbereich schaffen will. - Smart Grid – das intelligente Stromnetz
So sieht das Bundeswirtschaftsministerium das intelligente Stromnetz der Zukunft unter Einbeziehung von Elektroautos als fahrende Zwischenspeicher. - M2M-Anwendung Smart Metering
Voraussetzung für die Einbindung aller in den Haushalten vernetzten Geräte in ein Smart Grid sind sogenannte Smart Meters, intelligente Stromzähler, welche die alten schwarzen Blechkästen mehr und mehr ersetzen sollen. - Smart City und Manage Parking mit Streetline
In weniger als vier Jahren hat das kalifornische Unternehmen Streetline von 2010 bis 2014 weltweit bereits über 300 Millionen Suchenden zu einem Parkplatz verholfen. Cisco als Technologiegeber sieht darin 20 bis 22 Prozent mehr Umsatzpotenzial für die sogenannten Smart Cities. - Signalwechsel
M2M-Module mit integriertem 3G/4G-Empfänger erlauben es, ganz schnell den Signalwechsel auf der Autobahn herbeizuführen. Plänen für die Privatisierung maroder Autobahnteile in Deutschland könnten auf Betreiberseite auch solchen für M2M-gesteuerte Werbetafeln folgen. - E-Tanken mit PlugSurfing
PlugSurfing ist als Berliner Startup angetreten, das Auffinden, Tanken und Bezahlen an den wenigen E-Zapfsäulen zu erleichtern. Hier im Bild ein weißer Tesla an einer RWE-Ladestation. - Der Schlüssel zum E-Tanken
Dieser RFID-Schlüsselanhänger von PlugSurfing soll die RFID-Karten der Anbieter zum Bezahlen des Stroms über die Ladestationen für Elektro- und entsprechende Hybridfahrzeuge ersetzen.
Dazu bedarf es einer neuen API-Ebene, die als Stellwerk zwischen jeder Interaktion arbeitet. Sie sorgt zunächst für Integration und Management auf der technischen Ebene. Die Anbindung externer Ressourcen und mobiler Geräte an die vorhandenen Systeme sowie die Bereitstellung unternehmensweiter Anwendungen wird über flexible Schnittstellen geregelt und gesteuert.
Darüber hinaus sollten die Unternehmen ihre File Transfers sorgfältig managen. Denn die Daten, egal ob sie das Unternehmen verlassen oder von außen hineinkommen, können so sicher und korrekt transportiert werden. Hier geht es um die Einhaltung offizieller Regularien und Compliance-Anforderungen, aber auch um Service Level Agreements innerhalb und außerhalb der Unternehmensgrenzen.
Neue Schnittstellen nötig
In den meisten Unternehmen ist zudem ein technisches wie ein ideelles Update das EDI- und B-to-B-Community-Management notwendig. Die Zusammenarbeit mit dem Partnernetzwerk soll schließlich reibungslos funktionieren, und dafür werden interagierende Schnittstellen und Kommunikationsregeln benötigt.
Alle Daten müssen ständig optimal und sicher fließen. Darüber hinaus wird von den internen und externen Akteuren erwartet, dass sie die Datenflüsse, die hinter den Transaktionen stehen, jederzeit sehen, verstehen und kontrollieren können. Geschäftsführer nennen das Visibility und Operational Intelligence. Für Administratoren bedeutet es, jeden Datentransfer über alle integrierten Systeme und Partner hinweg nahtlos nachverfolgen und analysieren zu können. Diese Aufgabe lässt sich nur mit einer zentralisierten Management-Plattform lösen.
Am Ende der Transformation steht eine agile, transparente, hybride Plattform. Gewachsene On-Premise-Systeme sind darüber mit Cloud-Ressourcen und anderen externen Systemen integriert. Über die zentrale API-Schnittstellenebene können jederzeit neue Datenflüsse eingebunden oder überflüssig gewordene gekappt werden. Das System bleibt flexibel und trotzdem kontrollierbar. Beides ist unabdingbar in einer gnadenlos digitalen Geschäftswelt. (qua/sh)