Werkstudentin im Homeoffice

Digital studieren und remote arbeiten

22.07.2021
Von 
Silke Blumenröder ist freie Journalistin und Kommunikationsberaterin aus Frankfurt am Main.
Masterstudentin Sophie Gräfnitz verbindet Softwareentwicklung und Studium von ihrem Homeoffice aus. Dabei profitiert sie von ihrem Hobby – dem Kickboxen.
Ihren Master in Informatik an der TU Braunschweig macht Sophie Gräfnitz aufgrund der COVID-19-Pandemie derzeit im virtuellen Studium. Parallel dazu jobt sie als Werkstudentin im Homeoffice für die Münchner Softwarefirma Snapview.
Ihren Master in Informatik an der TU Braunschweig macht Sophie Gräfnitz aufgrund der COVID-19-Pandemie derzeit im virtuellen Studium. Parallel dazu jobt sie als Werkstudentin im Homeoffice für die Münchner Softwarefirma Snapview.
Foto: Sophie Gräfnitz

Sophie war neun, als sie sich Excel beibringen ließ und danach den virtuellen Familienkalender pflegte. Als Technikbeauftragte in der Familie lag es an ihr, diverse Laptops und Handys einzurichten. Später dann in der Oberstufe schrieb sie kleine Java-Programme und verfeinerte im Rahmen ihres Bachelors an der University Tartu in Estland ihr Know-how rund um Deep Learning und Machine Learning. In der Abschlussarbeit befasste sie sich mit maschinellen Lernverfahren bei Roboter-Haptik-Daten. Parallel zum Studium jobbte sie in Hamburg als Systemadministratorin und übernahm im IT-Support die dritte Eskalationsstufe.

Mit ihrem Mann, einem angehenden Mathematiker, zog Sophie nach Groß Lafferde, einem 2500-Seelen-Dorf im Landkreis Peine in Niedersachsen. "Wieso sollten wir während Corona teure Mieten in Hamburg bezahlen, wo wir hier viel günstiger leben können?", fragt die 23-Jährige, die inzwischen ihren Master in Informatik an der TU Braunschweig macht und parallel dazu einen Werkstudentenjob bei der Münchner Softwarefirma Snapview angenommen hat.

Werkstudentin im Homeoffice

Bei ihrem neuen Arbeitgeber arbeiten fast alle im Homeoffice - nicht erst seit Corona. "Bei Snapview ist es egal, von wo aus Kollegen ihrem Job nachgehen - München, Hamburg oder eben Groß Lafferde", sagt sie. Wichtig seien eine gute Internet-Verbindung und die Fähigkeit, virtuell zusammenzuarbeiten. Treffen im realen Leben gebe es zweimal pro Jahr - sofern keine COVID-19-Pandemie grassiert. Ihre Kollegen lernt sie vorab in Video-Meetings oder im firmeninternen Online-Café kennen. Mit Geschäftsführer Erik Boos trifft sie sich ab und an auf einen virtuellen Kaffee. New Work ganz pragmatisch.

Gräfnitz merkt schon in den ersten Arbeitstagen während der virtuellen Einarbeitung, wo in der Softwareschmiede Verbesserungspotenziale liegen. Eine Chance sehen und zuschlagen ist eine Attitüde, die sie speziell im Boxtraining trainiert. Kickboxen gehört neben Songwriting zu ihren Leidenschaften. Das kommt ihr im Job zugute. "Ich habe den Produktmanager einfach angesprochen", sagt Gräfnitz, die daraufhin mit seiner Hilfe Prozesse optimiert. So managt sie Tool-Migrationen und verbessert Software-Entwicklungsprozesse, indem sie auf moderne Cloud-Lösungen setzt.

Im weiteren Verlauf kann die Werkstudentin ihre Kollegen davon überzeugen, Bewährtes hinter sich (und Snapview) zu lassen, etwa wenn Programmierer offener Software ihre Plug-ins nicht weiterentwickeln.

Uniwissen ins Unternehmen einbringen

Sophie arbeitet sich an der Uni tief in die Welt der unterschiedlichen Tools ein und schlägt ihrem Arbeitgeber immer wieder technische Innovationen vor. Dank ihres Wissens bekommt sie das nötige Vertrauen, die Umsetzung im Team gelingt. "Der DevOps-Ansatz, nach dem wir neue Werkzeuge implementieren, liegt mir sehr, weil er Softwareentwicklung und IT-Betrieb vereint", so Gräfnitz, die - ganz dem Ansatz folgend - neben ihrem technischen Wissen auch ihr Entwicklerkönnen in ihre Arbeit mit einbringen kann.