Das langjährige Wachstum rund um das Thema Internet of Things ist vorläufig gebremst. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen IoT-Studie, die CIO und COMPUTERWOCHE gemeinsam mit den Partnern plusserver, Device Insight und o2/Telefónica realisiert haben. Dazu wurden 350 Entscheider aus der DACH-Region zu ihren Ansichten, Plänen und Projekten rund um das Internet of Things befragt.
Die Zahl der Firmen, die IoT-Projekte umgesetzt haben, ist mit 50 Prozent ähnlich hoch wie im Vorjahr. Damit ist nach stetig steigenden Zahlen in den letzten Jahren aktuell ein Sättigungs-Plateau erreicht. Möglicherweise verschieben viele Firmen ihren IoT-Start, weil sie mit den Folgen der Coronapandemie kämpfen. Die Details: 14 Prozent der Firmen haben bereits erste IoT-Projekte umgesetzt (Vorjahr: 18 Prozent), in 17 Prozent der Firmen gibt es bereits einige IoT-Anwendungsfälle (Vorjahr: 16 Prozent), in neun Prozent sehr viele (Vorjahr: 13 Prozent).
Ein Wachstum gibt es hingegen beim breiten Roll-out von IoT-Projekten. Mittlerweile hat jedes zehnte Unternehmen (Vorjahr vier Prozent) einen breiten Roll-out geplant oder umgesetzt. Einzig bei diesem Punkt haben die großen Firmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern einen kleinen Vorsprung (13 Prozent). Die mittleren Firmen zwischen 500 und 999 Beschäftigten erreichen hier neun Prozent, die kleinen Firmen bis 499 Mitarbeiter acht Prozent.
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Kleine Firmen schließen die Lücke
Anders sieht es bei den Punkten erste/einige/sehr viele umgesetzte IoT-Projekte aus. Hier sind nur Unterschiede von ein bis zwei Prozentpunkten festzustellen - in den letzten Jahren lagen die großen Firmen hier meist um fünf Prozentpunkte und mehr vorne. Das heißt: Die mittleren und vor allem die kleinen Unternehmen haben bei der Umsetzung von IoT-Projekten die Lücke zu den großen Firmen nahezu geschlossen.
Dieser Trend gilt auch beim Reifegrad der IoT-Deployments, sei es bei der Produktverbesserung durch IoT-Daten, der Vernetzung von Produkten und Geräten, bei der verbesserten Wartung durch Predictive Maintenance oder dem Schaffen neuer Geschäftsmodelle durch digitale Services wie etwa Product as a Service oder Pay per Use. In all diesen Punkten liegen die großen Firmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern vorne, die mittleren und kleinen Unternehmen haben aber bei den meisten Punkten (Ausnahme: Verbesserte Wartung) etwas aufgeholt. Damit bestätigt sich auch hier das zentrale Ergebnis dieser Studie: Die kleinen Firmen ziehen beim Thema IoT nach und verringern ihren Rückstand.
IoT-Investitionen gehen leicht zurück
Grundsätzlich investieren Unternehmen weiterhin großzügig in IoT-Projekte, allerdings auf etwas niedrigerem Niveau als im letzten Jahr. In 55 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 57 Prozent) kommt es durch IoT-Projekte in "sehr starkem Maße" oder in "starkem Maße" zu zusätzlichen Investitionen. Ein überraschendes Ergebnis zeigt sich hier beim Blick auf die Unternehmensgröße: Während die Werte bei den großen und mittleren Unternehmen von 66 und 63 Prozent im Vorjahr auf aktuell 58 und 53 Prozent gesunken sind, sind sie bei den kleinen Firmen von 44 Prozent im Vorjahr auf aktuell 54 Prozent gestiegen. Damit bestätigt sich auch hier ein wichtiges Ergebnis der aktuellen IoT-Studie: Die kleinen Firmen schließen beim Thema IoT zusehends die Lücke zu den mittleren und großen Unternehmen.
30 Prozent der Firmen haben ihre Investitionen in IoT-Projekte während der Coronapandemie verstärkt - im Vorjahr waren es allerdings noch 42 Prozent. 29 Prozent haben ihr IoT-Budget wegen Corona eingefroren (Vorjahr nur sechs Prozent), aber "nur" 15 Prozent (Vorjahr 27 Prozent) haben ihre IoT-Investitionen wegen Corona gekürzt.
Den Schwerpunkt der Ausgaben bilden weiterhin Cloud Services (46 Prozent) und künstliche Intelligenz (35 Prozent). Neu auf dem dritten Platz liegen Investitionen in IoT-Mobility-Konnektivität/Netzwerk-Technologien (WiFi 6, LTE, 5G, LoRa, NB-IoT o. ä.) mit 35 Prozent (Vorjahr: 27 Prozent). Interessant im Vergleich zum letzten Jahr sind vor allem der Schwund bei Analytics/Big Data (27 statt 35 Prozent) sowie der Anstieg bei den Investitionen in Security-Technologien von 21 auf 26 Prozent.
Firmen benötigen wie letztes Jahr vor allem zur Auswahl und Implementierung von IoT-Plattformen (32 Prozent) sowie für die IoT-Projektsteuerung (31 Prozent) zusätzliche interne oder externe Ressourcen. Auf dem dritten Platz landet IoT-Lösungsarchitektur, gefolgt von Business-Case-Beratung sowie Security- und Safety-Konzepten. Nachlegen müssen die Unternehmen auch bei Netzwerk-Technologien, bei der Integration von Anwendungen oder der Softwareentwicklung.
Mehrwert meist erreicht
Die Erfolgsquote der IoT-Projekte ist im Vergleich zum Vorjahr allerdings gesunken. Während letztes Jahr nur vier Prozent der Firmen keinen Mehrwert wie höhere Produktivität oder niedrigere Kosten feststellen konnten, sind es dieses Jahr 12 Prozent. Ein Fünftel der Firmen misst den Erfolg von IoT-Projekten nicht; aus Sicht der Unternehmenssteuerung ist das unverständlich bis fahrlässig. Das sollte sich ändern.
90 Prozent der Unternehmen hingegen, die den Erfolg messen, sind sehr zufrieden bis eher zufrieden mit den Ergebnissen ihrer bisherigen IoT-Projekte. Nur zehn Prozent sind eher nicht oder nicht zufrieden. Das sind ähnliche Werte wie im Vorjahr. Interessant sind hier die Unterschiede beim Punkt "Sehr zufrieden": Während 17 Prozent der kleinen Unternehmen sich sehr zufrieden über den Erfolg ihrer IoT-Projekte zeigen, sind es bei den mittleren Firmen zwischen 500 und 999 Mitarbeitern nur elf Prozent, bei den großen Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern hingegen 24 Prozent.
Bei den Kriterien für den Erfolg von IoT-Projekten gibt es nach mehreren Jahren eine Wachablösung. Kostensenkung (49 Prozent, Vorjahr 48 Prozent) und steigende Umsätze (46 Prozent, Vorjahr 40 Prozent) lösen den langjährigen Spitzenreiter Produktivitätssteigerung (43 Prozent, Vorjahr 49 Prozent) ab. Weitere wichtige Kriterien für die Erfolgsmessung sind eine höhere Zufriedenheit bei Kunden, Partnern, Mitarbeitern, geringere Ausfallzeiten/höhere Auslastung, ROI-Betrachtung oder bessere Einblicke in die Produktion/Lieferkette.
Qualitätskontrolle bleibt wichtigste IoT-Anwendung
Die Palette der Einsatzszenarien des IoT in Unternehmen ist vielfältig und breit. Wie bereits letztes Jahr liegt Qualitätskontrolle mit 50 Prozent auf dem ersten Platz bei den IoT-Anwendungsfällen in Unternehmen. Insbesondere die großen Firmen ab 1.000 Mitarbeiter (56 Prozent) setzen das Internet of Things dafür ein. Wie bereits letztes Jahr liegt Qualitätskontrolle mit 50 Prozent auf dem ersten Platz bei den IoT-Anwendungsfällen in Unternehmen.
Mit einem großen Abstand von 16 Prozent (!) folgt Connected Industry/Vernetzte Produktion, die Nummer zwei. Dieses Einsatzszenario erreicht 34 Prozent, acht Prozent mehr als im Vorjahr. Auch hier steigt die Quote mit der Größe des Unternehmens. Weitere wichtige Anwendungsfälle für das Internet of Things sind Logistik und Smart Connected Products. Damit dominieren Industrie-4.0-Themen die Szenerie. Unter diese Kategorie fallen zudem Predictive Maintenance oder der Aufbau einer smarten Supply Chain. Rund ein Fünftel der Firmen setzt das IoT jeweils für diesen Zweck ein. Weitere Anwendungsfälle des IoT sind etwa Service Quality, Connected Building/Gebäudemanagement, Sales (Verkaufssteuerung) oder Kundenbindung/Customer Loyalty.
Die IT-Abteilung und der CIO dominieren weiterhin das Thema IoT in Unternehmen. Das Ergebnis bleibt, obwohl auf die Frage "Wer in Ihrem Unternehmen ist verantwortlich für das Thema IoT?" in diesem Jahr keine Mehrfachnennungen mehr möglich waren. Zählt man den CIO und die IT-Abteilung zusammen, übernimmt in 54 Prozent der Unternehmen die IT die Verantwortung für die Planung und Umsetzung von IoT-Projekten. In 35 Prozent der Firmen ist der IT-Leiter mit seiner Abteilung für das Thema IoT verantwortlich. Auffällig hoch sind hier die Werte bei der IT-Abteilung selbst (50 Prozent) und bei mittleren Unternehmen zwischen 500 und 999 Mitarbeitern (40 Prozent). Der CIO oder IT-Vorstand übernimmt in 19 Prozent der Firmen das IoT-Zepter, vor allem aber in den großen Firmen ab 1.000 Mitarbeitern. Wie erwartet, ist auch hier das Selbstvertrauen der CIOs beziehungsweise der Manager aus dem C-Level sehr hoch (37 Prozent).
In jedem zehnten Unternehmen gibt es ein spezielles IoT-Team zur Entwicklung, Planung und Umsetzung der IoT-Aktivitäten und in nur neun Prozent hält der Geschäftsführer beim Thema IoT die Fäden in der Hand. Bei den kleinen Firmen liegt der Wert hier bei 15 Prozent. Grundsätzlich herrschte bei den IoT-Zuständigkeiten in den Firmen in den letzten drei Jahren eine erstaunlich hohe Fluktuation. Während es in nur 15 Prozent der Unternehmen hier keine Veränderung gab, wechselten 61 Prozent der Firmen die IoT-Verantwortlichen in diesem Zeitraum einmal (48 Prozent) oder mehrmals (13 Prozent). In 22 Prozent der Unternehmen gab es bereits vor dem genannten Zeitraum einen Wechsel in der IoT-Verantwortung.
Mehrere IoT-Plattformen parallel
Sehr interessant ist der Blick auf die Art der IoT-Plattform und deren Einsatz. In etwas mehr als der Hälfte der Unternehmen laufen mehrere IoT-Plattformen parallel, die nicht miteinander vernetzt sind. Der Anteil der Firmen, die auf eine (universelle) IoT-Plattform setzen, ist im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 29 Prozent gesunken. Über eine heterogene Plattform-Landschaft verfügen neun Prozent der Firmen.
Bei der Art der IoT-Plattform gibt es eine Wachablösung. 42 Prozent der Unternehmen (identisch mit dem Vorjahr) setzen auf die IoT-Plattformen der großen Hyperscaler wie Microsoft Azure, AWS oder Google. Weitere 17 Prozent der Firmen nutzen IoT-Applikations-Frameworks auf Basis von Hyperscaler-Clouds. Der letztjährige Spitzenreiter, die IoT-Plattform(en) Industrie-orientierter IoT-Player wie Siemens MindSphere oder Bosch IoT Suite, rutscht von 54 Prozent auf 31 Prozent und damit den dritten Platz ab. Dazwischen schieben sich mit 32 Prozent die IoT-Plattform(en) der Telekommunikationsanbieter. Hier haben die Lösungen der Deutschen Telekom die Nase vorn, gefolgt von Vodafone und o2/Telefònica. Ein Fünftel der Firmen (Vorjahr 15 Prozent) nutzt IoT-Plattform(en) von Spezialisten einzelner IoT-Teilbereiche wie Device Insight etc., sieben Prozent haben eine eigene IoT-Plattform entwickelt.
Die Mehrzahl der Unternehmen bezieht ihre IoT-Plattformen wie im Vorjahr direkt aus der Public Cloud (45 Prozent) oder einer Hybrid Cloud (33 Prozent). Wie im Vorjahr nutzen elf Prozent eine lokal installierte IoT-Plattform, insbesondere aber die kleinen Unternehmen mit bis zu 499 Mitarbeitern (16 Prozent). Acht Prozent kombinieren ihre Cloud-Lösung mit einer On-Premises-Lösung.
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Studiensteckbrief
Herausgeber: COMPUTERWOCHE und CIO
Gold-Partner: PlusServer GmbH
Silber-Partner: Device Insight GmbH; Telefónica Germany GmbH & Co. OHG
Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche von Unternehmen in der D-A-CH-Region: strategische (IT-)Entscheider im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs), IT-Entscheider und IT-Spezialisten aus dem IT-Bereich, IT-Security-Spezialisten
Teilnehmergenerierung: Stichprobenziehung in der IT-Entscheider-Datenbank von IDG Business Media sowie zur Erfüllung von Quotenvorgaben über externe Online-Access-Panels; persönliche E-Mail-Einladungen zur Umfrage
Gesamtstichprobe: 350 abgeschlossene und qualifizierte Interviews
Untersuchungszeitraum: 8. bis 17. September 2021
Methode: Online-Umfrage (CAWI)
Fragebogenentwicklung: IDG Research Services in Abstimmung mit den Studienpartnern
Durchführung: IDG Research Services