Stand der Dinge Cloud Computing

Die Hybrid Cloud wird der Standard

01.01.2016
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Cloud Computing hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert. Schon bald könnten Hybrid Clouds zum Normalfall werden. Eine Bestandsaufnahme.
  • Hybrid Clouds sind laut einer IDC-Studie bei etwa 70 Prozent der Anwender im Einsatz oder geplant
  • Die meisten Anwender lautet das wichtigste Argument für Hybrid Cloud die höhere Geschwindigkeit, mit der IT-Ressourcen bereitgestellt werden können
  • Künftig geht es darum, einzelne Cloud-Inseln - Schatten-IT und eingekauften Cloud-Services – zusammenzuführen und zu einer Hybrid Cloud zu verknüpfen
  • Doch das dafür notwendige Wissen, Prozesse und Tools sowie Mitarbeiter mit Erfahrung gibt es meist nur in Konzernen

Vor knapp zehn Jahre tauchte der Begriff Cloud Computing erstmals in der IT-Szene auf. In der Anfangsphase herrschte bei Analysten, Marktforschern, Hard- und Software-Anbietern und erst recht bei den Anwendern noch große Unklarheit darüber, was Cloud Computing eigentlich bedeutet. Unterdessen hat sich eine Vielzahl von erprobten Modellen und Verfahren etabliert, die inzwischen einen festen Platz im Alltag der Unternehmens-IT gefunden haben.

Das Versprechen von Cloud Computing: Standardisierte und modulare IT-Services, die bei Bedarf kurzfristig genutzt, nach einen Mengenmodell (wie CPU-Leistung, Storage-Kapazität, Anzahl User etc.) abgerechnet werden (Pay-per-Use) - und ebenso schnell wie gebucht auch wieder abbestellt werden können. Letztlich geht es um die Industrialisierung von IT-Ressourcen und Services.

Ein vollkommen neuer Ansatz

Dies war insofern ein vollkommen neuer Ansatz, als bis dahin das Auslagern von IT-Aufgaben - oder der Einkauf von IT-Services - in einem völlig anderen Rahmen stattfand. Zwar gab es auch damals schon das Hosting von Anwendungen wie etwa SAP-Applikationen oder das Anmieten von Speicherplatz für Datensicherung und Archivierung beim Hosting-Provider. Aber diese basierten nicht auf standardisierten Services oder Modulen, sondern fast immer auf individuellen Vereinbarungen.

Und "Outsourcing" - der Begriff, unter dem Cloud Computing in der Anfangsphase subsumiert wurde - hieß seinerzeit immer, einen Großteil oder gleich die gesamte IT an einen einzigen Outsourcing-Partner auszulagern. In den meisten Fällen sogar mit Übernahme der Hardware und des IT-Personals.

Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass die Anwender sich mit Cloud Computing anfänglich schwer taten: "Wir hatten im Jahr 2009 eine Umfrage in Deutschland durchgeführt - damals wussten drei von vier IT-Entscheidern nicht, worum es beim Cloud Computing überhaupt geht", blickt Matthias Kraus, Research Analyst beim Marktforscher IDC, zurück.

Das hat sich grundsätzlich geändert. Alle aktuellen Studien zeigen, dass der überwiegende Teil der deutschen Unternehmen unterdessen in der einen oder anderen Weise Cloud Computing nutzt. So kommt die IDC Studie "Hybrid Cloud in Deutschland 2014" zu dem Schluss, dass über 80 Prozent der Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern bereits auf Cloud Services zurückgreift oder sich in der Planungs-/Implementierungsphase befindet.

Vier von fünf Unternehmen setzen Cloud Computing ein oder planen dies für die nächsten 12 bis 15 Monate.
Vier von fünf Unternehmen setzen Cloud Computing ein oder planen dies für die nächsten 12 bis 15 Monate.
Foto: IDC