Holm Landrock, Experton
Geburtsdatum: 5. Dezember 1965
Job: Lead Advisor Big Data bei der Experton Group AG
Lieblingsgericht: keines, aber ich fahre gern Motorrad
In der Jury seit: 2015 (de-facto seit 2013, zuvor aber mit meinem Vorstandskollegen)
COMPUTERWOCHE: Was genau machen Sie tagtäglich, wenn Sie nicht gerade Bewerbungen für den Best-in-Big-Data-Award lesen und streng bewerten?
Holm Landrock: Sie werden vielleicht schmunzeln: Wir bewerten die Anbieter für verschiedene Trendthemen der ICT-Branche in unseren Benchmarks. Zu meinen Aufgaben gehört der Big Data Vendor Benchmark. Bei den Anwendern leisten wir einen Beitrag für das Gelingen von Big-Data-Projekten, gerade im Moment zum Beispiel bei einem Finanzdienstleister.
CW: Welches der bisher eingereichten Big-Data-Projekte bzw. der bisher eingereichten Lösungen ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben und warum?
Landrock: Das letztjährige Swisscom-Projekt mit seinen vielfältigen Auswirkungen auf die komplexen Prozesse eines Logistik-Unternehmens. Und weil es ein Beispiel war, wie man einen Service, ein Unternehmen verbessern kann, ohne dem Endverbraucher etwas extra zu verkaufen.
CW: Welche Rolle spielt Big Data und der Umgang mit Daten in Ihrem Alltag?
Landrock: Wenn ich mich als Advisor mit der Big-Data-Idee auseinandersetze, spielen Big Data und der Umgang mit Daten natürlich eine große Rolle. Mich faszinieren die Chancen. Mich erschrecken aber auch die Missbrauchsmöglichkeiten. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten darauf achten, nur Szenarien zu entwickeln, die ethisch vertretbar sind, die sicher und ohne Eingriff in die Privatsphäre sind und die trotzdem eine Geschäftsmodellinnovation ermöglichen. Erstaunlicherweise ist das, das zeigen unser Gespräche mit dem Markt, einfacher als man vielleicht denkt.
CW: Wie würden Sie das Verhältnis von Big Data und Cloud Computing beschreiben?
Landrock: Nur weil die Cloud virtuell unbegrenzt ist, ist nicht alles in der Cloud automatisch auch "big". Big-Data-Szenarien ermöglichen Geschäftsmodellinnovationen. Also vielleicht sogar ganz neue Geschäftsmodelle auf der Basis der Daten im Unternehmen - dazu ist ein Kulturwandel möglicherweise wichtiger als die Verlagerung von Daten oder Applikationen zu einem Dienstleister. Cloud-Services können aber helfen, kapitalbindende Investitionen in eine eigene Big-Data-Infrastruktur zu minimieren.
CW: Man hat das Gefühl, dass Cloud-Computing langsam aber sicher auch in Deutschland ankommt und auch die Zahl der umgesetzten Projekte in der Public-Cloud steigt an. Bei Big Data sind die Kunden dagegen eher verschwiegen. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?
Landrock: Die Anwenderunternehmen haben es richtig verstanden, dass der Wechsel auf ein anderes Konzept der indizierten Speicherung von Dateien oder der Sprung auf den Open-Source-Bandwaggon allein noch keine Verbesserungen bringen. Jetzt - das sehen wir in der Praxis - entstehen komplexe Projekte, die wirkliche Wettbewerbsvorteile hervorbringen.
CW: Wenn Sie tippen müssten was das nächste "große Ding" in der IT wird: Worauf würden Sie setzen?
Landrock: Prothesen mit künstliche Nervensträngen, wie sie im Zusammenhang mit dem Human Brain Project unter anderem an der LMU erforscht werden, wären ein wirklich tolles "next big thing", weil so etwas im Gegensatz zum Selbstfahrauto oder Automatenhaus nicht nur dem Verbraucher in den Industrieländern helfen würde.
CW: Was unterscheidet für Sie als Juror ein gutes Big-Data-Projekt von einem weniger guten?
Landrock: Der Grad der datengetriebenen Innovation der Geschäftsmodelle.
CW: Haben Sie am 17. September 2015 schon was vor?
Landrock: Ich werde sehr Small-Data-mäßig einen Arbeitstag gestalten und seit langem mal wieder München besuchen. Vielleicht sehen wir einander bei Data+.
CW: Da bin ich mir sicher. Danke für das Gespräch!