Capgemini nennt IT-Trends

Die DSGVO nervt IT-Chefs auch 2019

19.02.2019
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Die "Hoffnungsträger" 2019

Die Trendthemen werden auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 6 (unwichtig) besonders hoch bewertet. Die von Capgemini identifizierten "Hoffnungsträger" gelten derzeit noch als weniger wichtig, doch das könnte sich schon bald ändern.
Die Trendthemen werden auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 6 (unwichtig) besonders hoch bewertet. Die von Capgemini identifizierten "Hoffnungsträger" gelten derzeit noch als weniger wichtig, doch das könnte sich schon bald ändern.
Foto: Capgemini

In der jährlichen Umfrage lehnt sich Capgemini auch aus dem Fenster und nennt die "Hoffnungsträger": Technologien, von denen eine starke Entwicklung erwartet wird. In diesem Jahr gehören wie schon im Jahr davor Virtual und Augmented Reality (VR/AR) dazu. Die Marktforscher glauben aber, dass sich im deutschsprachigen Raum nur bestimmte Branchen mit der Technologie beschäftigen, weshalb das Thema ein wenig stagniere.

In der Autobranche und in Industriekonzernen hat VR/AR demnach einen höheren Stellenwert und Umsetzungsgrad als in anderen Branchen. Oft werde aber auch hier noch nach den geeigneten Einsatzszenarien gesucht. Laut Capgemini könnten sich diese mit der Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G ergeben. Dann dürften rechenintensive Anwendungen auch über die Cloud genutzt werden, was der VR/AR-Technologie Auftrieb verleihen werde.

Vielversprechend: Cognitive Computing

Als vielversprechend gilt auch Cognitive Computing: Darunter versteht Capgemini Computermodelle und -systeme, die intelligente Technologien wie Deep Learning oder Data Mining nutzen, um menschliche Lern- und Denkprozesse zu simulieren. Kognitiv arbeitende Systeme werden nicht programmiert, um konkrete Probleme zu lösen, sie sollen vielmehr selbständig Strategien entwickeln aufgrund der sehr schnellen Analyse großer Datenmengen. Solche Systeme können idealerweise in Echtzeit mit ihren Umgebungen interagieren und so zum Beispiel Geschäftsprozesse steuern - doch solche Technologien stehen noch ganz am Anfang.

Im Vergleich zum Vorjahr ist auch die Bedeutung der Mobile Wallet ein wenig gestiegen - ebenfalls ein Hoffnungsträger nach der Definition von Capgemini. Mit dem Start von Apple Pay und verschiedenen Partnern in Deutschland komme endlich Bewegung in den Markt. Jetzt würden auch die deutschen Banken aktiv und entwickelten eigene Geldbörsen für das Smartphone. Den Beratern zufolge fürchten die Finanzinstitute, dass die großen Technologieanbieter auch Finanzdienstleistungen über ihre elektronischen Geldbörsen anbieten und ihnen damit weiteres Geschäft wegnehmen könnten.

Digital Twins als Abbilder physischer Produkte sind vor allem für das produzierende Gewerbe und die Service-Industrie interessant, deren Geschäft die Wartung und Pflege von Maschinen ist. Die digitalen Zwillinge ermöglichen, in der Produktentwicklung verschiedene Situationen zu simulieren, anstatt sie realistisch nachstellen zu müssen. Zum anderen liefern sie Informationen für die Wartung und Reparatur von Maschinen. Seit der letzten Umfrage haben Digital Twins deutlich an Bedeutung gewonnen, obwohl sie noch immer kaum im Tagesgeschäft genutzt werden. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern, da sich bereits rund ein Viertel der Befragten mit der Planung und Implementierung beschäftigt.

Infrastructure-as-Code

Bei Infrastructure-as-Code (IaC) wird die Konfiguration einer Maschine als Code beschrieben. So lassen sich einzelne Änderungen besser nachvollziehen, außerdem können viele Systeme gleichzeitig konfiguriert werden. Clouds werden erst durch die Konfiguration der Infrastruktur mittels Code so flexibel, wie sie sind. Auch die automatische Implementierung von Releases im Rahmen von DevOps ist ohne IaC nicht möglich.

Capgemini geht davon aus, dass viel mehr als die erhobenen 2,6 Prozent der Befragten IaC nutzen. Sie wissen es nur nicht, weil sich die Methode in täglich eingesetzten Tools versteckt. Tatsächlich können knapp 38 Prozent der Befragten gar nichts mit dem Begriff anfangen. Durch die Kopplung verschiedener Tools dürften in den kommenden Jahren auch Rechenzentren nach diesem Prinzip gesteuert werden können.

Die Aufsteiger des Jahres 2019 sind laut Umfrage die Cloud-Migration, Robotic Process Automation (RPA) und DevOps. Im Zuge der digitalen Transformation sind die Unternehmen getrieben von Anforderungen wie kürzere Release-Zyklen und höherer Flexibilität. Deshalb reden sie nicht nur über diese Technologien, sie nutzen sie auch. Anders verhält es sich mit den Digital Twins, wo Theorie und Praxis noch ein gutes Stück auseinander liegen.

RPA ist vor allem für Versicherungen interessant

Am stärksten gestiegen ist der Einsatz von RPA. Die Technologie verspricht Effizienz durch Automatisierung und bietet die Möglichkeit, Prozesse im Umfeld alter Systeme zu automatisieren, ohne dass diese grundlegend angepasst werden müssten. Dafür interessieren sich derzeit vor allem Versicherungen, die ihre Prozesse beschleunigen wollen.

Während RPA bislang vor allem auf einfache, regelbasierte Prozesse abzielte, gibt es jetzt auch Tools, die in Kombination mit intelligenten Technologien das Anwendungsspektrum stark erweitern. Da RPA-Tools einfach zu nutzen sind und sich aufgrund niedriger Implementierungskosten schnell amortisieren, wird die Nachfrage nach ihnen in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen.

So wichtig die Trendtechnologien auch sind, gearbeitet wird in diesem Jahr vor allem an der Anwendungslandschaft: Zwei von drei Unternehmen migrieren weitere Applikationen in die Cloud und 58 Prozent bauen neue Plattformen für den Vertrieb, Kundenkontakt, Kernsysteme oder das Internet of Things auf. Solche Architekturen sind unerlässlich, um Daten zu vereinheitlichen und beispielsweise die Kontakthistorie von Kunden komplett darzustellen, Prozesse zu harmonisieren, die Fertigung zu vernetzen oder intelligente Technologien nutzen zu können. Sie bilden das Fundament, um mit der Digitalisierung auch Mehrwert zu erzeugen.

Test-Automation gilt als großer Effizienzhebel

Die Hälfte der Teilnehmer arbeitet zudem an der Automatisierung von Softwaretests. Die Fortschritte hier hängen mit der inzwischen breiten Nutzung von DevOps zusammen. Die Entwicklung hunderter Testfälle ist aufwendig, außerdem müssen diese anschließend permanent gepflegt werden. Darüber hinaus ist noch nicht klar, wie viele und welche Testszenarien automatisiert werden müssen, um möglichst wirtschaftlich zu arbeiten. Antworten auf diese Frage werden die kommenden Jahre liefern.