Digital Mindset

Die digitale Transformation beginnt im Kopf

29.03.2018
Von   IDG ExpertenNetzwerk


Seit dem 1. April 2024 agiert Christian Mehrtens als Geschäftsführer von Sage Zentraleuropa. Bis Ende März 2024 war er Leiter des Geschäftsbereichs Mittelstand und Partner bei der SAP Deutschland SE & Co. KG. Davor arbeitete er unter anderem bei HP, Compaq, Microsoft und Oracle.

Der Kunde ist der Maßstab

Ein weiteres zentrales Element eines Digital Mindset ist die Fokussierung auf den Kunden. Theoretisch steht natürlich für jedes Unternehmen der Kunde im Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Doch die Wirklichkeit sieht in vielen Branchen anders aus - und diese Haltung zeigt Wirkung. Man denke nur an die Finanzbranche, die derzeit von Fintechs und Direktanbietern herausgefordert wird. Mit neuen Angeboten wie Sofortüberweisung per Smartphone oder einer Online-Vermögensverwaltung machen sie den etablierten Banken Konkurrenz.

Vergleichbare Ansätze gibt es in vielen Branchen, vom Taxigewerbe über Hotels bis zum Car-Sharing. Die Grundlage dafür ist stets dieselbe: Ein disruptiver Ansatz, mit dem ein Unternehmen Kunden einen neuartigen Service anbieten kann. Ein Digital Mindset bedeutet, offen zu sein, nach innen und nach außen, Ideen und Anregungen aufzugreifen und bereit zu sein, überkommene Ansätze über Bord zu werfen, wenn dies dem Kunden nutzt. WEIG dient auch hier als Paradebeispiel: Dank der Umstellung rücken die Kunden mit ihren Wünschen in den Mittelpunkt. WEIG kann ihnen nun höhere Individualität und Planbarkeit bieten und ermöglicht es ihnen sogar, selbst neue Aufträge zu platzieren oder Lagerbestände einzusehen. Die neugewonnene Flexibilität ist ein klarer Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen auch gegenüber großen Konzernen.

Ganz ohne Technik geht es nicht

Ein Digital Mindset ist ein unverzichtbares Element einer erfolgreichen Digitalisierungsstrategie. Doch ganz ohne Technologie geht es natürlich nicht. Die Studie von SAP und Oxford Economics ergab beispielsweise, dass "Leader" im Bereich digitale Transformation in innovative Lösungen investieren. Eine zentrale Rolle spielen dabei Big Data & Analytics und IoT. Mehr als 90 Prozent der Unternehmen, die mit Erfolg Digitalisierungsstrategien umsetzen, greifen auf Big Data-Lösungen zurück, mehr als drei Viertel auf IoT. Auch Themen wie maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz stehen hier hoch im Kurs.

Lesen Sie mehr zum Thema Machine Learning:

Die Grundlagen: Machine Learning - darum geht es

Machine Learning - das haben deutsche Unternehmen vor

Machine Learning - die Technik

Doch ebenso wie bei Denk- und Handlungsmustern der Mitarbeiter besteht auch bei diesen Technologien die Gefahr, dass sie in separaten Silos eingesperrt werden: hier die Data Scientists, dort die KI-Fachleute und im dritten Silo die IoT-Spezialisten. Es liegt auf der Hand, dass solche Silos eine Digitalisierungsstrategie ins Leere laufen lassen. Eine Option besteht darin, eine unternehmensweite Digitalisierungsplattform einzurichten. Sie kombiniert die Technologien und Services in einem intelligenten System, die im Rahmen einer digitalen Transformation wichtig sind. So hat beispielsweise die Heliotron GmbH, ein mittelständischer Kerzenhersteller und Versandhändler aus Freiburg, mit der Implementierung einer ganzheitlichen Cloud-ERP-Lösung seine Prozesse straffen und mithilfe von Echtzeitdaten und der hohen Transparenz in der Cloud seine Handlungsschnelligkeit signifikant steigern können. Neben einer besseren Verfügbarkeit der Daten und dem effizienteren Personalmanagement ermöglicht die Skalierbarkeit einer Cloud-Lösung zudem das weitere Unternehmenswachstum.

Marathon statt Sprint

Zugegeben, wer eine Kultur des digitalen Wandels im Unternehmen etablieren möchte, muss sich eher auf einen 10.000-Meter-Lauf gefasst machen als auf einen 100-Meter-Sprint. Vor allem in Deutschland setzen allzu viele Unternehmen noch auf eine Optimierung vorhandener Prozesse und Produktlinien statt auf Disruption. Hinzu kommt eine mentalitätsbedingte Vorliebe für straffe Hierarchien und separierte Unternehmens- und Tätigkeitsfelder.

Doch eines sollte allen Unternehmen klar sein: Das digitale Zeitalter ist da. Sich ihm zu verschließen scheint auf den ersten Blick vielleicht der einfachere Weg zu sein. Doch langfristig riskieren Unternehmen damit mehr als nur Umsatzeinbußen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sie sich eine neue Denkhaltung aneignen. Nur wer den digitalen Wandel annimmt und die Unternehmenskultur entsprechend anpasst, wird zu den Gewinnern zählen und auch in Zukunft erfolgreich sein.