Hyperledger Global Forum

Die Blockchain-Community drängt in die Unternehmen

21.12.2018
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Swisscom bastelt an der Schweizer Blockchain

Der TK-Anbieter Swisscom etwa baut zusammen mit der Schweizerischen Post eine Infrastruktur für Blockchain-Anwendungen auf. Das System basiert auf der Hyperledger-Fabric-Plattform und soll künftig auch anderen Unternehmen zur Verfügung stehen. Erste Pilotanwendungen wollen die Partner im zweiten Quartal 2019 vorstellen.

Die American Association of Insurance Services (AAIS), spezialisiert auf anbieterunabhänige Versicherungsberatung, präsentierte das Pilotprojekt openIDL (Open Insurance Data Link). Auf Basis von Hyperledger Fabric sollen Versicherungsunternehmen damit ihren Berichtspflichten gegenüber Aufsichtsbehörden einfacher nachkommen und Daten sicher austauschen können.

Eine Blockchain-Plattform für die Automobilindustrie stellte der amerikanische IT-Anbieter Filament vor. Mit "Blocklet" sollen sich sogenannte Trusted Vehicle Applications (TVA) entwickeln lassen Die Lösung nutzt die Rahmenarchitekturen Hyperledger Fabric und Hyperledger Sawtooth. Dazu gehört auch spezielle Hardware von Filament sowie eine Mobilfunkverbindung, die Umwelterkennung und der Zugang zur Fahrzeugdiagnose. Automobil-, Fracht- und Transportunternehmen könnten mit der Lösung neue Konnektivitätsdienste und intelligente Vertragsanwendungen auf einer vertrauenswürdigen Blockchain-Basis entwickeln, verspricht der Anbieter.

Blockchain steuert Wertpapierhandel

Die indische Softwareschmiede KrypC zeigte eine produktionsreife Anwendung für den Finanzsektor. Sie basiert auf Hyperledger Fabric und herstellereigenen Komponenten und soll als elektronischer Handelsfinanz-Marktplatz dienen. Banken, Finanzinstitute und Finanzbehörden könnten damit Informationen und Wertpapiere auf sichere und effiziente Weise austauschen, so der Anbieter.

Ebenfalls in der Finanzbranche aktiv ist der kalifornische Softwarehersteller Altoros. Seine Blockchain-Plattform für den Peer-to-Peer-Handel mit standardisierten Finanzinstrumenten und Waren erlaubt es Benutzern, die gesamte Historie von Geboten, Angeboten und Abschlüssen auf einer Oberfläche anzuzeigen. Wie so oft fungiert die Hyperledger-basierte Blockchain dabei als gemeinsame, unveränderliche und transparente "Quelle der Wahrheit". Handeltreibende können sich damit auch einen umfassenden Überblick über die Preis- und Volumenentwicklung etwa eines Handelstags verschaffen und dazu individuelle Reportings generieren. Unterm Strich lasse sich im Vergleich zu herkömmlichen Handelsprozessen Zeit sparen, Transaktionen würden deutlich effizienter abgewickelt, argumentiert Altoros.

Identity Management über die Blockchain

Ein anderes aufkommendes Anwendungsfeld für Blockchain-Techniken ist Identity Management. Wie das in der Praxis funktionieren kann, demonstrierte SecureKey mit seinem Verified.Me-Netzwerk, das Anfang 2019 zunächst für kanadische Verbraucher verfügbar sein soll. Verified.Me ist ein digitales Identitätsnetzwerk, das auf Hyperledger Fabric in der Version 1.2 aufsetzt. Benutzern soll es die volle Kontrolle über ihre Informationen ermöglichen. Sie könnten selbst entscheiden, wann und mit wem sie Daten austauschen, wirbt der kanadische Anbieter.

Blockchain braucht Cloud Computing

Wie wichtig Cloud-Plattformen für die Verbreitung von Blockchain-Techniken geworden sind, zeigte unter anderem der Vortrag von Gari Singh, CTO von IBMs Blockchain-Sparte. Neben etlichen anderen IT-Konzernen offeriert auch IBM Blockchain-Funktionen in Form von Cloud-Services. Einschlägige Angebote werden meist unter dem Begriff Blockchain as a Service (BaaS) gehandelt. Weil Unternehmen dazu keine eigene Infrastruktur aufbauen müssen, sinkt damit tendenziell die Einstiegshürde für Blockchain-Initiativen.

Ihr volles Potenzial entfalte die Blockchain erst mit möglichst vielen Teilnehmern, erläuterte Singh. Dazu müssten die Anbieter bereit sein, mit Konkurrenten zusammenzuarbeiten. Auch IBM habe diese Lektion erst lernen müssen und offeriere seine Blockchain-Plattform mittlerweile auch in der Amazon-Cloud. AWS hatte erst kürzlich einen Managed Blockchain-Service und eine selbst entwickelte Distributed Ledger-Datenbank vorgestellt, die Cloud-Kunden nutzen können. Auch andere Branchenschwergewichte sind in diesem Segment aktiv, darunter Microsoft, Oracle, HPE, Huawei und die deutsche SAP.

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