Überblick

Die besten Virtualisierungs-Tools für Windows

09.04.2023
Von Michael Rupp

Microsoft Hyper-V

Mit der Bordfunktion Hyper-V können Sie in Windows 10 und 11 virtuelle Maschinen erstellen, sofern Sie als Host die Pro- oder Enterprise-Version (64 Bit) verwenden. Hyper-V muss als Zusatzfunktion nachträglich unter "Windows-Features aktivieren oder deaktivieren" installiert werden. Drücken Sie Win-R, geben Sie Windows-Features ein, und gehen Sie auf den ersten Treffer. In Windows Home 64 Bit lässt sich die Funktion über Umwege aktivieren.

Hyper-V von Microsoft ist Bestandteil von Windows 10 und 11 Pro und Enterprise, muss jedoch in der Systemsteuerung nachträglich installiert werden.
Hyper-V von Microsoft ist Bestandteil von Windows 10 und 11 Pro und Enterprise, muss jedoch in der Systemsteuerung nachträglich installiert werden.

Hyper-V ist auf Windows als Gastsystem optimiert und mit einer minimalistischen Bedienungsoberfläche namens Hyper-V-Manager ausgestattet. Auf technische Raffinessen verzichtet das Programm zugunsten einer schnörkellosen, aber gewöhnungsbedürftigen Handhabung. Die Palette möglicher Betriebssysteme hat Microsoft dabei auf Windows ab XP beschränkt. An Linux-Distributionen unterstützt Hyper-V offiziell nur Suse Linux Enterprise Server, Red Hat Enterprise Linux und Cent OS, einige weitere Distributionen lassen sich dennoch als virtuelles Gastsystem einrichten.

Pluspunkt von Hyper-V gegenüber den Virtualisierungsplattformen von Oracle und Vmware ist die dynamische Arbeitsspeicherverwaltung. Beim Starten eines virtuellen PCs wird der zugewiesene Arbeitsspeicher nicht sofort in einem Stück belegt, sondern es wird nur so viel vom echten Arbeitsspeicher beansprucht, wie der virtuelle PC tatsächlich benötigt. So können mehrere VMs parallel laufen, ohne dass es zu spürbaren Leistungseinbrüchen kommt.

Vergleich: Hyper-V und Virtualbox

Oracle Virtualbox sowie Vmware Workstation Pro und Player sind auf Desktop-PCs zugeschnittene Virtualisierer, während Hyper-V aus dem Server-Bereich von Microsoft stammt. Dementsprechend fehlen einige am Desktop nützliche Funktionen, die man aus Virtualbox und Vmware Workstation Pro kennt, etwa die Unterstützung für Sound und der Zugriff auf USB-Geräte. Auch auf einen Austausch von Dateien zwischen dem Desktop des Hauptrechners und einem virtuellen PC muss man verzichten, ebenso auf eine gemeinsame Zwischenablage zur Übergabe von Daten.

Manche älteren Betriebssysteme kommen mit der von Hyper-V emulierten Hardware nicht zurecht, da entsprechende Treiber fehlen. Windows ab Vista sowie neuere Linux-Pakete bringen die passenden System- und Grafikkartentreiber für die Hyper- V-Umgebung mit. Bei betagten Linux-Distributionen empfiehlt es sich, gegebenenfalls nach einer neueren Distributionsversion Ausschau zu halten.

Hardware-Emulation

Die von Virtualbox, Vmware und Hyper-V nachgebildeten Rechner nutzen ältere Hardware. Damit soll die bestmögliche Kompatibilität von virtueller Hardware und Gastbetriebssystem sichergestellt werden. Durch Gasterweiterungen (Additions) für die Virtualisierungsprogramme von Oracle und Vmware lässt sich das Gastbetriebssystem auf die bereitgestellte Hardware und die Zusammenarbeit mit dem Hauptbetriebssystem optimieren. Die Installation der mitgelieferten Erweiterungen ist Voraussetzung für den flüssigen Wechsel des Mauszeigers zwischen Hauptbetriebssystem und virtueller Maschine. Für Hyper-V steht kein solches Treiberpaket bereit.

Virtuelles PC-Bios

Ein virtueller PC verfügt wie ein echter Rechner über ein eigenes Bios, das für das Gastbetriebssystem die grundlegende Kommunikation mit der Hardware übernimmt. Beim Starten einer Maschine meldet sich das Bios des virtuellen PCs und über die F12-Taste (Virtualbox) beziehungsweise die Taste F2 (Vmware) kommen Sie wie bei einem echten PC in das Bios-Setup.

Gast-PCs anpassen

Virtuelle Maschinen lassen sich in Virtualbox, Vmware und Hyper-V gleichsam jederzeit umkonfigurieren, beispielsweise, um den bereitgestellten Hauptspeicher zu vergrößern oder zu verkleinern und Schnittstellen oder weitere Laufwerke hinzuzufügen. Was den Komfort bei Konfigurationsänderungen betrifft, liegen Vmware Workstation Pro und Virtualbox vorne.

Die Festplatten der virtuellen Rechner speichern Virtualbox, Vmware und Hyper-V in Containerdateien auf der echten Festplatte. Dabei geben Sie die maximale Größe der Platte vor, die dann dynamisch anwächst. Die Datei belegt also nur ungefähr so viel Platz wie das Gastsystem samt installierter Anwendungen, Daten und temporärer Dateien benötigt.

Virtuelle Rechner umziehen

Virtualbox, Vmware und Hyper-V speichern virtuelle Festplatten in Containerdateien. Zu jedem eingerichteten System gibt es zudem eine oder mehrere Konfigurationsdateien sowie eventuell Sicherungsdateien für Schnappschüsse. Normalerweise liegen diese Dateien in einem gemeinsamen Ordner. Dadurch ist es einfach, ein System auf ein anderes Laufwerk zu verschieben oder auf einen anderen Rechner umzuziehen.

Es genügt, den Ordner mit sämtlichen Dateien auf das Ziellaufwerk zu befördern. Für einen Umzug der virtuellen Maschine kopieren Sie den Ordner beispielsweise auf eine externe Festplatte und dann am Ziel-PC wieder auf die Festplatte oder SSD.

Starten Sie auf dem Ziel-PC die von Ihnen genutzte Virtualisierungssoftware, und öffnen Sie die Konfigurationsdatei des VPCs über den entsprechenden Menübefehl – etwa „File –› Open“ bei Vmware Workstation Pro und „Player –› File –› Open“ beim Player. In Virtualbox wählen Sie „Datei –› Appliance exportieren“ auf dem Ausgangs- PC und anschließend „Datei –› Appliance importieren“ auf dem Ziel-PC.

Fazit: Vom Allrounder zum Profi

Die kostenlose Software Virtualbox 7.x von Oracle ist mit ihrer eingängigen Bedienerführung für Privatanwender der beste systemübergreifende Allrounder. Das Programm vereint eine gute Ausstattung mit intuitiver Nutzung.

Der Vmware Workstation Player empfiehlt sich vor allem dann, wenn Sie fertige virtuelle PCs im Vmware-Format nutzen möchten. Überaus zuverlässig ist der Player auch in Verbindung mit dem Vcenter Converter von Vmware (Seite 40).

Die rund 250 Euro teure Vmware Workstation Pro glänzt mit einer breiten Hardware-Unterstützung, einem Netzwerkeditor, Gruppenfunktionen und vielen Extras, die vor allem für Unternehmensnutzer interessant sind.

Wer deutliche Abstriche beim Bedienkomfort akzeptiert und nur virtuelle Rechner mit Windows einrichten möchte, der sollte das in Windows 10 und 11 Pro und Enterprise integrierte Hyper-V ausprobieren.

(PC-Welt)