Bei den Veränderungen, die die IT im Jahr 2016 prägen werden, geht es nicht nur um technologische Neuigkeiten. In vielen Punkten heißt es auch für das Management, die Mitarbeiter rechtzeitig mit einzubeziehen und mitzunehmen. Crisp Research hat einige wichtige Trends für das kommende Jahr analysiert.
Software-Defined Products und IoT
Ob Zahnbürste, Kettensäge, Küchengerät oder Premium-Automobil. Die Produkte der Zukunft sind "Software-Defined", sprich ein wesentlicher Teil des Produktnutzens ergibt sich aus den software-basierten Funktionalitäten, Sensorik und der Vernetzung der Geräte zu einer ganzheitlichen IoT-Lösung.
Hardware und Materialeigenschaften treten zunehmend in den Hintergrund. Software-Entwicklung wird somit ein zentraler Aspekt der klassischen Produktentwicklung und des Produkt Lifecycle Managements. Dafür müssen Corporate IT und Product IT zusammenwachsen. In einer Welt der software-definierten und sensor-basierten Produkte werden auch die Geschäfts- und Preismodelle „programmierbar“. Diese werden zukünftig serviceorientiert, kontextbasiert und personalisiert ausgestaltet und individuelle, nutzungsabhängige Abrechnungs- und Pricing-Mechanismen in Echtzeit ermöglichen.
Universal Digital Customer Experience
Die Königsdisziplin für viele CIOs wird im kommenden Jahr die Unterstützung ihrer Marketing- und Vertriebskollegen sein. Denn die Digitalisierung der Kundenbeziehungen fordert den Einsatz und die Integration einer Vielzahl an neuen und bekannten IT-Technologien, Datenbeständen und Services. Im Kern wird es darum gehen, wie sich CRM, Kundenportale, eCommerce, Marketing Automation, Social Media und mobile Apps bestmöglich verzahnen lassen, um eine durchgängige und universelle Digital Customer Experience zu ermöglichen, die gleichzeitig den Umsatz und die Kundenbindung erhöht.
Dabei wird die „Enterprise Digital Marketing Plattform“ zur Zielarchitektur – ein umfassendes Analytics- und Steuerungs-Cockpit für die unternehmensweiten Marketing- und Sales-Aktivitäten. Neben den Marketing- und Kommunikationsprozessen steht auch häufig ein Upgrade der Service-, Support- und Maintenance-Prozesse an. Nur in wenigen Anwendungsbereichen kann die Kombination aus mobilen Endgeräten und digitalem Prozess mit Backend-Zugang einen so großen Wert stiften und Grundlage einer gelebten „Service-Kultur“ sein, die als langfristiges Differenzierungsmerkmal im globalen Wettbewerb taugt.
- App / Native App / Web App
Klar, Apps kennt und nutzt heute jeder, trotzdem kennen viele die kleinen Unterschiede der Apps nicht. Der Alltags-Begriff ist einfach die Kurzform für „Applikation“, also ein Programm dass auf einem Computer, in diesem Fall also dem Smartphone läuft. Meistens ist mit dem etwas schwammigen Begriff eine „native“ App gemeint, die direkt auf dem mobilen Betriebssystem laufen kann. Eine Web App ist ein Programm, das zum Ausführen den mobilen Webbrowser als Umgebung braucht. - API
Entwickler verbinden oft ihre eigens entwickelten Apps über APIs (Application Programming Interface) mit bestehenden Apps oder Plattformen. Beispiel: Wenn aus einer App etwas auf sozialen Netzwerken geteilt werden soll, kommen Plattformen wie Facebook oder Twitter ins Spiel. Beide bieten eine entsprechende Schnittstelle, also die Facebook- oder Twitter-API, die das Einbauen solcher Funktionen einfach und umkompliziert möglich macht. - Android / iOS
Wie Computer brauchen auch Smartphones und Tablets ein Betriebssystem, auf dem die Programme (hier Apps genannt) laufen. Die wichtigen mobilen Plattformen sind Googles Android und Apples iOS. Mit Windows 10 will Microsoft künftig eine größere Rolle im Markt der Mobilgeräte erobern, als es mit dem nie aus der Nischenrolle gekommenen Windows Mobile gelang. - App Store
Ein wichtiger Teil des Erfolgs von mobilen Apps ist sie an den User zu bringen. Das läuft über die App Stores der verschiedenen Plattformen, den Apple Store für iOS und Google Play für Android-Apps. - ASO
ASO steht für App Store Optimization. Extrem wichtig für den Erfolg einer App ist, dass sie überhaupt im riesigen Angebot der App Stores gefunden wird. Verschiedene Maßnahmen helfen dabei, zum Beispiel das Icon der App aussagekräftiger zu machen, die App in die richtige Kategorie einzuordnen oder die Beschreibungstexte mit den richtigen Schlagwörtern zu versehen. - Build
Entwickler schreiben Quellcode und kombinieren ihn mit Grafiken und Inhalten. Damit daraus eine fertige App wird, muss alles kompiliert und als App für das Endgerät verpackt werden. Diesen Prozess und das Endprodukt nennt man Build. Verschiedene Builds enthalten oft Fehlerbehebungen und werden mit Versionsnummern gekennzeichnet. - Device Orientation
Eine Besonderheit unterscheidet mobile Apps wesentlich von anderen Programmen: Sie müssen oft in horizontaler und vertikaler Ausrichtung funktionieren. Die Entwickler fragen dazu die "Device Orientation" vom Kippsensor ab und schalten die Darstellung in den jeweiligen Modus... - Device Orientation /2
... Manche Apps laufen ganz bewusst nur in einer Ausrichtung wie zum Facebook nur im Hochformat. - Fragmentierung
Der große Unterschied der beiden Konkurrenten ist, dass iOS exklusiv mit Apple-Hardware wie iPhone, iPads und iPod Touch läuft, Android hingegen ist auf einer Vielzahl von Geräten und Herstellern präsent. Dazu kommen noch die vielen verschiedenen Versionen der Systeme, die verbreitet sind - von Android Ice Cream Sandwich bis Lollipop sind längst nicht alle User auf der neuesten Version unterwegs. Android ist also offen und sehr flexibel, aber auch stark fragmentiert - was ein Horror für Entwickler sein kann. Sie müssen dafür sorgen dass ihre Apps auf allen Geräten und Systemversionen möglichst stabil und fehlerfrei laufen, das Chaos auf der Android-Plattform ist aber kaum zu überblicken. - In-App Purchase
Nutzer können nicht nur Apps im Store kaufen, sondern auch Zusatzinhalte und -services direkt aus Apps kaufen und bezahlen, ohne die App verlassen zu müssen. In-App Käufe sind einerseits eine gute Möglichkeit den Usern das Ausprobieren der App kostenlos möglich zu machen. Andererseits wird Apps mit In-App Käufen oft angekreidet, später die User immer wieder zur Kasse zu bitten. - MEAP
Multiplattform-Entwicklung ist oft aufwändig, zum Beispiel wegen der aufwändigen Anpassung und dem Testen auf vielen Plattformen. Dabei hilft der Einsatz einer Mobile Enterprise Application Plattform (MEAP). Entwickler können sich dabei im Wesentlichen auf die Funktionen der App konzentrieren, um die Anpassung, die Auslieferung und das Testen für verschiedene Plattformen kommen sich die Produkte und Dienste der MEAP. Beispiele für MEAPs sind zum Beispiel <a href="http://www.swiftmeap.com" target="_blanik">Swift MEAP</a> und <a href="http://www.movilitas.de" target="_blank">Movilitas</a>. - Location Data
Eine große Stärke und Besonderheit der mobilen Geräte ist, dass sie über verschiedene Technologien wie GPS (Global Positioning System) oder NFC (Near Field Communication) ihren Ort ermitteln können. Mit diesen Daten in Apps lässt sich eine Menge anfangen, zum Beispiel Fotos mit Ortsdaten speichern oder in Shopping-Apps Angebote aus der Umgebung einblenden bis hin zu mobilen Bezahlsystemen, bei denen es reicht die Kasse zu passieren. - Minnows / Whales
Kleine und große Fische gibt es auch aus Sicht der App Entwickler: Minnows sind die User, die kein oder nur wenig Geld für oder in einer mobilen App ausgeben. Sie laden meistens nur kostenlose Apps oder Free to play-Spiele, die zunächst kostenlos zu haben sind. User, die viel Geld für oder in Apps ausgeben, nennen Entwickler Whales. - Monetization
App-Entwicklung ist teuer und bei jedem Projekt ist die Finanzierung der Kosten ein wichtiges, wie spannendes Thema, bei dem gute Ideen gefragt sind. Apps sind oft kostenlos oder für 0,79 Cent zu haben und müssen bei der Monetarisierung auf clevere Konzepte wie Werbeeinblendungen, Abos oder bezahlpflichtige Zusatzinhalte zurückgreifen, um sich zu refinanzieren. - Mobile App Analytics
Ähnlich wie auf Websites kann in mobile Apps die Aktivität der User ausgewertet werden. Die Tracking-Daten liefern den Entwicklern wertvolle Erkenntnisse was in der App funktioniert und wo nachgebessert werden muss. - Push Notification
Push-Benachrichtigungen machen es App-Entwicklern möglich kurze Nachrichten an die User zu schicken, sogar ohne dass die App überhaupt geöffnet ist. Sie sind eine Basis für praktische Features wie Erinnerungs-Funktionen, aber auch verlockendes Marketing-Instrument, zum Beispiel um auf Sonderangebote aufmerksam zu machen. Push sollte aber sehr sparsam eingesetzt werden, sonst droht der genervte User mit dem Abstellen der Benachrichtigungen - oder gar dem Löschen der ganzen App. - SDK
Das "Software Development Kit" liefert dem Entwickler seinen Werkzeugkasten für verschiedene Plattformen - zum Beispiel das Android SDK oder das iPhone SDK. SDKs liefern Werkzeuge wie Umgebungen um App-Oberflächen zu gestalten oder Simulatoren fürs Testen. - Touch User Interface Gestures
Eine Besonderheit von mobilen Apps ist dass sie über den Touchscreen bedient werden. Neben dem normalen Antippen gibt es Gesten wie das Wischen über dem Bildschirm oder das Zusammen- / Auseinander ziehen von zwei Fingern ("Pinch"), die oft für Vergrößerungsfunktionen genutzt werden. - UDID
Der Unique Device Identifier ist eine alphanumerische Zahl, die ein Endgerät identifiziert. Im Normalfall weist der Hersteller einem Gerät eine einmalige UDID zu. UDIDs sind oft wichtig um User oder Endgeräte zu identifizieren. - Universal App (auch: Hybrid App)
Eine mobile App, die auf mehreren Endgeräten laufen kann, aber die gleiche Plattform als Basis nutzt. Ein Beispiel ist eine mobile App für iOS, die auf iPhone, iPod Touch und iPad läuft.
APIs und Data Streams
In der von IoT-Lösungen und mobilen Endgeräten vernetzten Welt, steigt das Datenvolumen in den kommenden Jahren exponentiell an. Zudem lassen tausende Cloud-Dienste wie IaaS, SaaS oder PaaS über Schnittstellen den Datenstrom anwachsen und stellen Kunden und Partnern über ihre Schnittstellen Daten, Content und Funktionen bereit.
Derzeit stehen Entwicklern über 15.000 APIs über das Internet bereit. Diese reichen von der Anbindung an die großen Cloud-Plattformen Google, Facebook. Salesforce und Twitter, über Live-Verkehrsdaten bis hin zu Video-Satellitendaten aus dem Weltraum. APIs bilden einerseits die Basis für neue Geschäftsmodelle und Services, sogenannte „API-based Products“, deren Mehrwert in der intelligenten und nutzerfreundlichen Verzahnung unterschiedlicher Dienste besteht. zum Beispiel Slack. Sie können andererseits auch genutzt werden, um unternehmensintern Prozessinnovationen zu treiben, indem externe Cloud-Dienste mit den eigenen Prozessen in Form von so genannten API-based-Operatios verwoben werden.
Die Bereitstellung und das Management von APIs werden in der digitalen Wirtschaft zu einem strategischen Erfolgsfaktor, ohne den sich Ökosysteme und Plattformen rund um die eigenen Produkte nicht aufbauen und nachhaltig entwickeln lassen. Denn in der digitalisierten und auf Echtzeitdaten fokussierten Welt, müssen Daten fließen, um einen Mehrwert zu generieren und kommerzialisierbar. API-Governance und Data Asset Management werden somit zu Kerndisziplinen für das Top-Management.
Machine Intelligence
Für eine Vielzahl an Use Cases der digitalisierten Welt sind neue Processing- und Analysetechnologien gefragt. So spielt die Mustererkennung von Bildern, Personen oder Gegenständen zum Beispiel in der Gesundheitsvorsorge, der öffentlichen Sicherheit und auch dem Automobilsektor - Stichwort autonomes Fahren - eine immer größere Rolle.
Auch die maschinelle Verarbeitung von Sprache in digitalen Assistenten wird in mobilen Einsatzszenarien immer wichtiger. Machine Learning-Verfahren und selbstlernende Systeme werden somit eine unerlässliche Grundlage, um große, komplexe Datenmengen in Echtzeit verarbeiten zu können. Dies gilt auch für die Kontextualisierung von Apps sowie für die Personalisierung von Cloud-Diensten und der Online Shopping-Experience. Ebenso für die autonome Steuerung von Maschinen und die Analyse von IoT-Daten im Kontext von Predictive Maintenance.
Das Zusammentreffen von ausgereiften Machine Learning-Verfahren und nahezu unlimitierter, kostengünstiger Rechenleistung in der Cloud, ermöglicht Unternehmen einen „barrierefreien“ Einstieg in das Thema. So bieten mittlerweile fast alle globalen Cloud Provider „Machine Learning-as-a-Service“ an.
Infrastructure as Code
Der Administrator 1.0 klickt – der Administrator 2.0 programmiert- So lässt sich der fundamentale Wandel im Rechenzentrum beschreiben, der angetrieben durch Cloud Computing und die Automatisierung der Bestell-, Konfigurations-, Deployment- und Administrationsprozesse in vollem Gange ist.
„Infrastructure as Code“ ist für IT-Infrastrukturentscheider der kommende Evolutionsschritt auf dem Weg zu einer dynamischen, und autonomen Infrastrukturbasis. Er ist die logische Folge von „Infrastructure-as-a-Service“, sprich Cloud-Infrastrukturdiensten, die via API auf Cloud-Plattformen zur Verfügung gestellt und über Befehle auf der Kommandozeile konfiguriert werden. Scripten statt Schrauben heißt es für Administratoren zukünftig. Denn die IT-Infrastruktur der Zukunft, die „Digital Infrastructure Platform“, stellt nicht mehr Hardware sondern Infrastruktur als Dienstleistung zur Verfügung. Unternehmen, die sich diesem Trend nicht mit eigenen Personalressourcen stellen wollen oder können, werden in den nächsten Jahren für eine enorme Nachfrage nach sogenannten „Managed Public Cloud Services“ sorgen.