Unternehmen sind im Zugzwang die versäumten Aktivitäten nachzuholen. Nicht zuletzt, weil Google ab sofort mobile Webseiten in den Suchergebnissen besonders hervorheben wird. Hier zeichnet sich ein klarer Trend ab: Während die Nutzung von Desktop-Geräten eher rückläufig ist, werden die mobilen Endgeräte immer stärker frequentiert. Zwar wird der stationäre Internetzugriff weiterhin einen wesentlichen Teil der Internetnutzung ausmachen. Dennoch prognostiziert Crisp Research, dass mittelfristig etwa die Hälfte des Online-Datenverkehrs über mobile Endgeräte generiert wird (siehe Abb. 1).
Exemplarisch für die große Bedeutung eines mobilen Web Auftrittes ist das eCommerce-Geschäft. Sofern die Shops heute nicht über eine mobil-optimierte Webseite verfügen, reduziert sich das eigene Geschäftspotenzial bereits merklich, da wichtige Absatzkanäle nicht oder nur unzureichend gepflegt werden.
Bei der Entwicklung des mobilen Geschäftsauftrittes geht es dann auch immer stärker um die gebotene User Experience. Mittlerweile wurden erste Richtlinien und Anforderungsprofile etabliert, welche direkten Einfluss auf die Attraktivität des Portals und die Aktivität der Nutzer haben.
Der Kunde steht damit noch stärker als zuvor im Fokus des Geschäftsmodell-Designs. Unternehmen müssen in der Lage sein, dem Kunden eine "Mobile Web Experience" zu bieten, die ihm die optimale Nutzererfahrung bietet, so dass ein reibungsloser Ablauf bei allen Kontaktpunkten mit dem Unternehmen gewährleistet wird. Diese Entwicklung hat im B2C-Segment bereits einen Höhepunkt erreicht. Doch auch im B2B-Geschäft ist es an der Zeit für die Unternehmen, sich nun mit dem Thema Mobile Web auseinanderzusetzen.
Google treibt die Unternehmen zu "Mobile First"
In vielen Unternehmensstrategien und Marketing-Phrasen wird "Mobile" dem Namen nach an erster Stelle kommuniziert. Auch Google setzt mit dem Motto "Think Mobile First" ein klares Zeichen. Und der Suchmaschinengigant lässt seinen Ankündigungen auch Taten folgen.
Mit den kürzlich durchgeführten Anpassungen des Such-Algorithmus und der Markierung mobil-optimierter Webseiten stellt Google die User Experience in den Vordergrund und bestraft diejenigen Unternehmen, die nicht reaktionsschnell genug sind, um ihren Web-Auftritt für die mobile Nutzung zu optimieren. Bei genaueren Tests zeigt sich sogar, dass die Markierung der mobilen Seiten auch durch den Grad der User Experience und Performance beeinflusst wird. So kommt es, dass manche Webseiten, die zwar augenscheinlich für die mobile Nutzung optimiert sind, nicht als solche gekennzeichnet werden. Google verlangt von den Webseiten also nicht nur die Verbesserung des mobilen Auftritts sondern setzt auch gewisse Mindestanforderungen für die Güte der User Experience.
Googles Weckruf an die Unternehmen ist für viele notwendig. Denn bereits bei flüchtigen Analysen einiger Webseiten fällt auf, dass diese hinsichtlich ihrer User Experience noch Nachholbedarf besitzen.
Schlankes Design: Silpion setzt auf ein modernes Paralax-Scrolling Design und verzichtet gänzlich auf Drop-Down in der Header Navigation.
Medieneinsatz: Cancom breitet beispielsweise das Thema Mobility durch klassischen Texteinsatz auf, unterstützt diesen aber mit weiterführendem Content in Form von Video (sowohl im Header als auch in der Sidebar) und Blog-Beiträgen.
Menü und Style: Auch Nasdo setzt auf Parallax-Scrolling, doch hier findet sich oben eine klassische Menüleiste mit Drop-Down, über die alle wichtigen Aspekte und Themen zu finden sind.
Die Kachel-Optik von Datagroup gehört heute schon zu den Klassikern des Webdesigns, ist aber auch funktional und sieht gut aus.
Gute Texte: Allgeier setzt zwar auf viel Text, bereitet diesen aber business-gerecht auf, reduziert Fachjargon und setzt auf Aufzählungen.
Fritz & Macziol zeigt zentral den Service-Bereich.
Bechtle zielt wohl auf Conversions ab und weist auf der Startseite – sowohl im Bild als auch einem ganz oben eingeblendeten Text – auf den Shop hin.
Das Systemhaus Cancom setzt mit einem Blog auf dynamischen Content.
Auch die Hartl Group setzt auf Farbe und Parallax-Scrolling für ihren Webauftritt.
Ciscos Top-Partner und Collaboration-Spezialist Avodaq kommt in seinem Webauftritt ganz modern daher.
User Experience als Ausgangspunkt
Das Ziel für die Unternehmen muss es also sein, einen Unternehmensauftritt präsentieren zu können, der dem Qualitätsanspruch der Kunden gerecht wird. Die User Experience ist damit der Grundbaustein eines jeden erfolgreichen Webauftritts. Etliche Tools und Frameworks wurden bislang entwickelt, die genau an dieser Problemstellung anknüpfen. Beispielsweise wurde mit der Einführung von HTML5 das Einbinden von externen Plug-Ins für Multimedia-Inhalte hinfällig. Dies hat zur Folge, dass plattformübergreifend auf die Inhalte zugegriffen werden kann, ohne dass dies zu größeren Kompatibilitätsproblemen oder Verzögerungen führt.
Problematisch ist, dass die Unternehmen keine feste Bezugsgröße für die User Experience besitzen. Es existieren zwar einige Referenzpunkte, wie beispielsweise die Nutzung von HTML5 oder die Größe der Navigationselemente, die dazu dienen, konkrete Ansätze zur Verbesserung aufzuzeigen. Letztendlich ist die User Experience allerdings ein überwiegend subjektiver und schwer kontrollierbarer Faktor, der für viele Unternehmen aber erfolgsentscheidend ist. Dies gilt insbesondere für die Neukundengewinnung. Denn wenn der erste Kontaktversuch des Kunden mit dem Unternehmen bereits fehlgeschlagen ist, hat sich das zuvor entstandene Potenzial nahezu auf Null minimiert.