Verfeinertes Routing für mehr Qualität und Dienste-Vielfalt
Um entsprechende NGN-Services einzuführen, müssen die Carrier aber nicht erst ihr Netz komplett auf IP und IMS umbauen. Dies verspricht zumindest Nominum, ein amerikanischer Anbieter von Technologien zur Namens- und Adressauflösung im Netzwerkbereich. Mit Navitas 3.0, einem IP-Application Routing Directory (IPRD), soll sich beispielsweise die Einführung von IP-Telefonie erheblich beschleunigen lassen, das es bisherige Rufnummernverzeichnisse und IP-Routing-IDs integriert. Zusätzlich konsolidiert und vereinfacht das IP-Routing-Verzeichnis das Management von Routing-Plänen. Mit Hilfe des Application-Routing-Moduls (ARM) lassen sich zudem Telefonie- und Multimedia-Übertragungswege verfeinern, indem Parameter wie Kosten, Qualität und Kapazität oder Inhalte wie Personenprofil oder Standort einbezogen werden. So können klassische, per SS7-vernetzte TK-Anlagen kostengünstig auf IP migrieren.
Neue Fronten: geschlossene NGNs versus offenes Internet
Der Aufbau beziehungsweise die Suche nach dem richtigen Migrationsweg ist jedoch nur ein Aspekt des NGN-Themenkomplexes. Ebenso große Bedeutung hat die Frage, ob die Telcos auf ihren NGNs wirklich einen offenen Wettbewerb der Dienstleister zulassen werden. Eine klare Kampfansage in Bezug auf NGNs richtete Harald Summa, Geschäftsführer des Kölner eco Verbands der deutschen Internetwirtschaft, anlässlich des Kongresses "Ist das Internet noch zu retten?" an die Adresse der Netzbetreiber. Allen Versuchen einer ganzen Reihe von Telekommunikationsgesellschaften, geschlossene Next-Generation-Netzwerke losgelöst vom offenen Internet zu errichten, erteilte er eine klare Absage: "Offenheit war und ist der entscheidende Wachstumsfaktor für das Internet. Der Wandel zu einem geschlossenen Netz wäre der Wachstumskiller." Deshalb werden die Carrier – so Summas Meinung - mit dem Versuch, ihre Netze auf das Internet Protocol umzustellen und trotzdem ihr bisheriges Geschäftsmodell geschlossener Netze beizubehalten, keinen Erfolg haben. Für den Verbandschef ist es ein Irrtum zu glauben, dass Netzbetreiber künftig weiterhin die Macht darüber haben, welche Dienste sie ihren Kunden anbieten. Der Verbraucher fühle sich zunehmend als Skype- oder Google-Kunde, und es sei ihm egal, über welche Netze die Services bereitgestellt würden. Deshalb liegt für Summa die Zukunft im universalen All-IP-Netz, das alle Dienste vom Handy bis ins Wohnzimmer transportiert. Die bisherige Trennung etwa zwischen Festnetz und Mobilfunk, Telefonnetz und Internet werde es in zehn Jahren nicht mehr geben. (hi)