IMS macht das NGN zur Dienste-Drehscheibe
Herzstück des Netzumbaus ist das IMS (IP Multimedia Subsystem). Diese Architektur aus Software und Netzelementen macht das Next Generation Network zur multifunktionalen und interaktiven Drehscheibe für neue Dienste. Daraus soll eine technische Plattform für Festnetz und Mobilfunk entstehen, auf der sämtliche Arten von Diensten und Endgeräten zusammenarbeiten.
Zentrales Element eines IMS ist die Call Session Control Function (CSCF). Sie etabliert, überwacht, unterstützt und initiiert so genannte Multimedia Sessions, beispielsweise ein Telefonat zwischen zwei Smartphone-Nutzern, die ein Kino-Portal besuchen, dort einen Film auswählen, das nächstgelegene Kino suchen und sich dann verabreden. Hierfür koordiniert die CSCF auch die Service-Interaktionen des Nutzers. Weitere Kernkomponenten sind die Media Gateway Controller Function (MGCF) für das Internetworking auf Call-Control-Ebene, das Media Gateway (MGW), die Breakout Gateway Control Function (BGCF) und der Multimedia Resource Function Controller (MRFC). Das aus der Internet-Telefonie bekannte Session Initiation Protocol (SIP) wird als Call-Control-Protokoll für die Kommunikation zwischen den Netzelementen und den Endgeräten der Nutzer verwendet.
Vor dem Hintergrund, sehr komplexe Zusatz-Infrastruktur aufbauen und mit bestehenden Netzen integrieren zu müssen, sind NGNs auf IMS-Basis allerdings nach wie vor schwer zu realisieren. IMS-Experten wie Florian Schreiner vom Berliner Fraunhofer Institut für offene Kommunikationssysteme Fokus sieht neben der Integration und Koexistenz bisheriger Netzinseln oder -teilsysteme, noch einen anderen Problembereich. "Heute wandeln Gateways einen eingehenden Ruf, der über das herkömmliche PSTN (Telefonnetz) ankommt, völlig ohne Probleme in das IMS-Basisprotokoll SIP um", erklärt Schreiner zwar. Fallstricke sieht er aber bei der Migration in IP-basierte Geschäftsprozesse. So sollte ein Netzbetreiber Schreiner zufolge gerade bei IMS-Projekten unbedingt verhindern, sich an einen Technikanbieter zu binden, Stichwort "Vendor-Locking". Kaufe ein Carrier seine Kernkomponenten bei Anbieter A, stelle dann bei Funktionserweiterungen oder dem Aufsetzen neuer Geschäftsmodelle aber fest, dass weitere Netzelemente dieses Herstellers zu teuer seien oder nicht die gewünschten Funktionen liefern, müsse er auf andere Anbieter ausweichen können.