Digitalisierung im HR-Bereich steht nicht erst seit dem Ausbruch der Pandemie auf den To-Do-Listen von Unternehmen. Viele haben bereits vor Jahren die ersten Schritte unternommen. Die Nachzügler mussten spätestens mit der Abwanderung der Mitarbeiter ins Homeoffice damit beginnen. Erstaunlich dabei: Der Umstieg funktionierte bei vielen nicht nur deshalb relativ reibungslos, weil es zum Beispiel cloudbasierte, leicht bedienbare Lösungen für Zeiterfassung oder administrative Prozesse gibt. Ausschlaggebend war, dass sie bereits vor der Krise eine Kultur von Vertrauen und Zuversicht im Unternehmen aufgebaut hatten. Sie haben also darauf gesetzt, dass jeder eigenverantwortlich unter diesen Gegebenheiten gut weiterarbeiten kann.
Wenn also der Wille bereits vorher schon da war, woran lag es dann, dass viele bis zum großen Krisenknall gewartet haben? Schließlich hat die neue HR-Generation komplizierte und papierlastige Prozesse längst in Frage gestellt und fordert sowohl die Tool-Unterstützung als auch eine schnellere Umsetzung neuer Themen ein.
Ein Blick in den Rückspiegel zeigt die Antwort: Personaler brauchen Mut! Und den hatten in den Jahren vor Corona nicht alle. Niemand hat sich den Hut für die Digitalisierung aufgesetzt. Wessen Aufgabe wäre es auch gewesen? Die der Geschäftsführung oder der IT-Leitung? Von wem kommt der Impuls und wer treibt es wirklich voran? In der Vergangenheit wurde dies hin und her geschoben, HR hat die Verantwortung oftmals nicht übernommen. Mit Corona wurde der Druck plötzlich enorm groß: Es gab kein Onboarding mehr, die Prozesse haben nicht funktioniert, der Zugriff auf Akten und Dokumente war nicht möglich, weil mitunter auch die DSGVO schlichtweg nicht gelebt wurde. Doch genau dadurch hat HR nun die Chance, der wirkliche Treiber der Digitalisierung zu sein.
- Roman Schäfer, Blue Reply
„Digitalisierung im Bereich HR ist erfolgsversprechender, wenn die HR-Abteilung ihre Eigenständigkeit behält und technologisch weiter befähigt wird. Aufgrund der Sensibilität der Daten wird HR immer eine Sonderstellung in der Zusammenarbeit mit der IT einnehmen. Um die HR-Digitalisierung nicht durch unpassende IT-Prozesse und Verfahren einzubremsen, muss der Personalbereich der erste Aufschlagpunkt für Self Service-Lösungen und Technologien sein. Die benötigte Autarkie und die Möglichkeiten von Low-Code-Anwendungen gerade für Datenanalyse und Data Science sind füreinander gemacht. Die IT sollte hier mitspielen und ihre Organisation hierauf anpassen, um das stetige Spannungsfeld von IT und HR-Erfordernissen zu neutralisieren.“ - Reza Madjidi, KiwiHR
„Aufgrund der aktuellen Situation greifen viele Unternehmen das Thema HR auf und merken, dass sie in der Vergangenheit viel zu wenig gemacht haben. Je nach Unternehmensgröße haben Abteilungsleiter oder Fachbereichsleiter HR-Themen nebenbei mitgemacht. Jetzt haben sie entdeckt, dass es auch dafür Tools auf dem Markt gibt, mit denen man bestimmte Prozesse automatisieren kann. Und diese automatisierten Prozesse braucht es in der jetzigen Zeit, damit jeder im Klaren darüber ist, was eigentlich geschieht. Diese Transparenz muss man sowohl den Mitarbeitern als auch dem HR-Manager anbieten.“ - Ingolf Teetz, milch & zucker
„Es gab in HR schon immer eine kleine innovative Speerspitze, die Dinge vorangetrieben hat. HR ist also keineswegs der Schnarchverein, als welcher er gerne dargestellt wird. Aber die Personalabteilung hat zum Beispiel stark mit der DSGVO zu kämpfen und solche Dinge schlagen eben ein. Spätestens jetzt werden die Lücken in den Prozessen geschlossen. Ein gutes Beispiel: Mitbestimmung. Vieles musste bisher ausgedruckt werden und das funktioniert nicht mehr. Auch wird nun darüber nachgedacht, welche Arbeitsabläufe vereinfacht werden können.“ - Joachim Skura, Oracle
„Wir haben in einer Studie gemessen, ob der durchschnittliche Stresspegel im letztem Jahr bei den Mitarbeitern gestiegen ist. 16000 Leute rund um den Globus haben uns klipp und klar zwei Dinge gesagt: Sie haben wesentlich mehr Stress, weil sie Kochen, Einkaufen, Familie und den Hund zu Hause mit dem Büro koordinieren müssen. Der zweite Punkt: Sie arbeiten im Homeoffice im Schnitt zehn Stunden die Woche mehr. Das ist eine Facette des „New Normal“, die andere ist, dass, unabhängig von COVID, viele Geschäftsmodelle der Überarbeitung nicht mehr wie früher funktionieren. HR muss daher datengestützte Szenarien für das Management mitentwickeln können und den Balanceakt Individuum/Unternehmen schaukeln. Ohne integrierende Technologie ist das nicht zu leisten.“ - Katja Kolb, Persis
„Die neue Generation HR findet Tools viel schneller und ist auch weltoffener. Dadurch, dass sie hinterfragen, warum manche Dinge in ihren Augen so kompliziert gemacht werden, verändert sich der Horizont im Unternehmen. Es ist nicht so, dass HR diesen Horizont vorher nicht hatte, aber es fehlte einfach die Zeit, um sich damit zu beschäftigen. Jetzt bekommt HR die Aufmerksamkeit, die sie verdient.“ - Florian Walzer, rexx Systems
„Letztes Jahr kam mit dem Druck auch die Nachfrage nach der Digitalisierung, das hat den Mut bei manchen HR-ABteilungen erweitert. Die Umsetzung ging aber weit auseinander. Auf der einen Seite gab es die Unternehmen, die gesagt haben: „Jetzt haben wir Zeit, jetzt pushen wir und treiben die Entscheidungen voran. Wenn nicht jetzt, wann denn dann?“ Auf der anderen Seite herrschte Schockstarre. Den Unternehmen war bewusst, dass sie etwas unternehmen müssen und sie wollten es auch. Dennoch haben sie ihre Entscheidung auf 2021 verschoben. HR hat nun tatsächlich die Chance, der Treiber der Digitalisierung im Unternehmen zu sein.“ - Daniela Porr, Workday
„Die Krux bei der Digitalisierung im Personalbereich ist nicht nur die Technologie, sondern wie sie dabei unterstützt, das soziale Miteinander zu gestalten. Zum Beispiel sind Frauen in der Corona-Krise mit der Vereinbarkeit von Homeschooling und Home Office vielfach immer noch stärker belastet. In wie weit sind solche Entwicklungen für Arbeitgeber sichtbar, so dass sie in New Work und Digitalisierungsstrategien mit einfließen können? Hier stellen sich auch Fragen wie „Was sind neue Verantwortlichkeiten für die Personalarbeit und die Gestaltung der Arbeitskultur?“. Es gibt in der HR noch viele weitere Diversity-Themen und als Technologieanbieter haben wir nicht nur dafür zu sorgen, dass Technologie für alle funktioniert. Wir haben auch eine soziale Verantwortung, der wir gerecht werden müssen.“ - Dr. Jürgen Erbeldinger, ESCRIBA
"Enabling The Frontliners. Moderne NLC-Plattformen ermöglichen es den Fachexpert:innen in der HR-Abteilung, selbst Anwendungen (NLC-Apps) zu bauen und digitale Workflow in kürzester Zeit zum Leben zu erwecken. Gerade die Kombination aus No-Code (Fachseite) und Low-Code (IT-Seite / Software Expert:innen) ist besonders wirksam und hilft Gräben zu überbrücken. NLC gibt der IT-Freiräume und empowered die HR. Mit NLC boosten Sie die Digitalisierung."
Vertrauen ist gut, Kontakt ist besser
Nicht selten kam es vor, dass IT und HR-Abteilung im Alltag zu wenig zusammenarbeiteten und HR-Software-Themen dementsprechend nicht in der angebrachten Geschwindigkeit voran getrieben wurden. Hier hat die Pandemie eindeutig etwas Gutes, denn spätestens seit dem Homeoffice-Shift müssen beide zusammenarbeiten, weil viele Arbeitsweisen oder Prozesse aktuell nicht wie gewohnt fortgeführt werden können. Excel-Sheets oder Dokumente auf Papier zum Beispiel. Sie zählen bei vielen Unternehmen heute noch zum Standardwerkzeug. Erstrebenswert sind aber automatisierte Prozesse und Tools, durch die jeder in der Prozesskette auch Transparenz über die aktuellen Geschehnisse erhält. Ein heikler Punkt, wenn es um die Zeiterfassung geht. Die Nachfrage nach diesen Tools ist - aufgrund eines EuGH-Urteils - momentan natürlich hoch, schließlich ist man als Mitarbeiter im Homeoffice quasi unsichtbar. Manche Mitarbeiter werten die Einführung der Zeiterfassung als Kontrollfunktion, was letzten Endes wieder der Unternehmenskultur geschuldet ist. Die aktuellen Erfahrungen haben gezeigt, dass gerade junge Teams auf Vertrauensbasis arbeiten und damit kein Problem haben. Zumal die Zeiterfassung auch projektbezogen erfolgen kann.
Ebenfalls stark nachgefragt werden derzeit All-in-One-Lösungen oder Tools, in denen alles entsprechend miteinander verbunden und ein einheitliches Arbeiten möglich wird. Klar ist es für den Anwender wesentlich einfacher, wenn für die Themen Recruiting, Auszubildende oder Gehalt nicht verschiedene Anwendungen notwendig sind. Richtig brauchbar ist eine All-in-One-Lösung trotz Chatbots oder KI-Unterstützung aber vor allem dann, wenn sie nicht nur verwaltet, sondern Kontakt erlaubt. Schließlicht geht es im HR-Bereich um Menschen. Und da darf ein Festnetztelefon nicht das einzige Mittel sein, das dem HR-Manager zur Verfügung steht, um sich nach dem Befinden der Mitarbeiter zu erkundigen.
Studie "Digitalisierung im Personalwesen 2021": Sie können sich noch beteiligen! |
Zum Thema Digitalisierung im Personalwesen führt die COMPUTERWOCHE derzeit eine Multi-Client-Studie unter IT-Entscheidern durch. Haben Sie Fragen zu dieser Studie oder wollen Sie Partner werden, helfen Ihnen Regina Hermann (rhermann@idgbusiness.de, Telefon: 089 36086 384), René Krießan (rkriessan@idg.de, Telefon: 089 36086 322) und Bastian Wehner (bwehner@idg.de, Telefon: 089 36086 169) gerne weiter. Informationen zur der Studie Digitalisierung im Personalwesen finden Sie auch hier zum Download (PDF). |
Einfluss auf die Organisation wird stärker
Was den Veränderungsimpuls von HR, den Innovationswillen und die Kompetenz von Unternehmen angeht, treffen wir hierzulande auf eine Normalverteilung. Sicher gibt es welche, die mit innovativen Projekten die Digitalisierung im Personalwesen schon weit voran getrieben haben. Beobachtungen zeigen aber auch, dass manche nicht so können wie sie gerne würden. Und das liegt an den extrem unterschiedlichen Rahmenbedingungen und der individuellen Situation der einzelnen Unternehmen.
Dennoch: Bezogen auf die Akzeptanz von Technologie sind überall positive Veränderungen zu sehen. Und die werden in den kommenden Jahren von HR getrieben deutlich stärker werden. Warum? Langfristig angelegte Themen wie Remote Work oder die Veränderung von Business Cases haben nichts mit der aktuellen Situation, sondern mit kontinuierlicher Digitalisierung zu tun. Hier wird schrittweise nachgebessert. Zum anderen wird HR im Zusammenspiel mit der Organisation stärker tätig werden. Heißt: HR macht es sich zur Aufgabe, mit Kernprojekten den langfristigen Geschäftszweck zu unterstützen und daraus die Bedarfe ableiten. Gleichzeitig werden bestimmte Teilaufgaben, die nur bedingt wertstiftend sind, viel stärker automatisiert werden müssen. Die Lösungen hierfür, wie digitale Assistenten oder Bots, sind natürlich vollintegriert, um die gewünschten Effizienz- und Effektivitätsgewinne auch zu erhalten.
Eine weitere Feststellung aus der Expertenrunde: Bei Technologiekonzernen liegt bereits eine völlig neue Unternehmensform vor, eine ganz andere Kollaborativität der Zusammenarbeit. In dieser füllt die HR nicht mehr die Funktion aus, die sie in der Vergangenheit inne hatte. Der Trend: In Zukunft werden die klassischen Hierarchien ebenso wegfallen wie möglicherweise der Begriff "HR" selbst, denn Menschen als Ressource zu bezeichnen ist falsch. Alternative Begriffe wie People Management weisen bereits darauf hin, inwiefern HR sich wandeln muss: Statt die Mitarbeiter zu verwalten, muss HR sie befähigen, sich entwickeln zu können. Und dafür braucht es HR und Geschäftsführung auf derselben Augenhöhe.
- Tipps für erfolgreiches Recruiting in der Personalsuche
Auch in der IT-Branche müssen Firmen enorme Anstrengungen unternehmem, um die besten Kandidaten in Zeiten des Fachkräftemangels für sich zu gewinnen. Die Unternehmen forcieren deshalb ihre Recruiting-Maßnahmen mit Nachdruck. Agnes Koller von Best Recruiters gibt einige Tipps für die Personalsuche sowie erfolgreiche Rekrutierung von neuen Mitarbeitern. - Es muss nicht teuer sein
Oft zeigen kleine Maßnahmen, die auch mit schmalem Budget umgesetzt werden können, eine große Wirkung. - Persönliche Beziehungen sind Trumpf
Ein persönliches Gespräch sagt mehr als tausend Seiten Text. Geben Sie Talenten daher schon auf Karriereseite und in der Stellenanzeige die Chance, Sie zu kontaktieren. - Kurze Kommunikationswege im Social Web
Verpacken Sie Ihre freien Stellen und Arbeitgeberinfos in interessante Geschichten. Haben Sie dabei stets auch ein Auge auf eingehende Fragen per Direct Messages und beantworten Sie diese zeitnah. - Straffes Anforderungsprofil
Die eierlegende Wollmilchsau war gestern. Überlegen Sie sich für Ihre Stellenanzeigen genau, was der neue Mitarbeiter tatsächlich können muss. Ein zu "episches" Anforderungsprofil - wie es gerade im IT-Umfeld besonders oft der Fall ist - wirkt leicht abschreckend. - Stellenanzeigen als Personalmarketing-Tool nutzen
Achten Sie beim Text auf ein ausgewogenes Verhältnis von Anforderungen und Anreizen und eine passende visuelle Gestaltung. - Kandidaten finden viele Kanäle
Während Kommunikationsprozesse für Bewerbungen vielerorts automatisiert ablaufen, rutschen Anfragen abseits dieser Trampelpfade gerne durch. Beobachten Sie, auf welchen Wegen Bewerber mit Ihnen Kontakt aufnehmen, und definieren Sie auch hierfür entsprechende Prozesse.
Low-Code befähigt die Eigenständigkeit
Auch das technologische Enablement der HR-Mitarbeiter spielt eine zentrale Rolle, da Data Science der Schlüssel zum Erfolg in der Personalabteilung sein wird. Dafür muss man ihnen die Möglichkeit geben, umfassend auf relevante Daten zuzugreifen und eigenverantwortlich mit diesen umgehen zu können. Und zwar mit Lösungen, die sie ohne Programmierkenntnisse eigenständig bedienen können. Low-Code, Self Service und Autarkie lauten die Hausaufgaben, welche die IT dafür zu erledigen hat. Denn gerade das hat die Pandemie verdeutlicht: Täglich mussten neue Analysen und Szenarien zu Kapazitätsbedarfen oder individuelle Modellrechnungen für Gehaltsanpassungen aufgrund Kurzarbeit durch die HR-Abteilung erstellt werden. Nur was macht HR, wenn deren Programme das nicht können? Personaler werden in Zukunft weiter stark datengetrieben arbeiten, aber auch weiterhin administrative Tätigkeiten übernehmen. Flexibel und ohne viel Aufwand zu reagieren, muss zum Standard werden.
Wir steuern auf eine Welt zu, in der wir deutlich mehr agile Projekte in allen Organisationen wollen. Ohne technologische Tools wird das nicht gehen. Wichtig ist, dass diese uns unterstützen und nicht entmündigen. Das letzte Wort in der komplexen Analyse muss uns vorbehalten bleiben, denn Technologie allein ist nicht der Treiber für Produktivität. Es kommt darauf an, wie wir sie in punkto adaptiver Führungskultur, temporärer Arbeitsorganisation oder Data-Driven Decision Making nutzen, um den Unternehmenserfolg zu sichern.
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