Um es vorwegzunehmen: An sehr gut per Funk versorgten Standorten kann Internet over LTE schon mit den schnellen leitungsgebundenen VDSL-50-Internet-Zugängen der Telekom konkurrieren. Allerdings mit einer Einschränkung: Es müssen die teuersten LTE-SIM-Karten von Telekom und Vodafone verwendet werden, um die maximale Leistung zu bekommen. Für unsere Tests haben wir verschiedene LTE-Geräte benutzt. Die Palette der Testkandidaten reichte vom stationären LTE-Router über LTE-Sticks bis hin zum vollmobilen LTE-Handy.
Im Download erreichten wir mit den besten LTE-Routern und LTE-Sticks in der Praxis schon einen Nettodurchsatz von 30 bis 45 Mbit/s. Und der Upload ist mit 20 bis 30 Mbit/s sogar dreimal schneller als bei VDSL 50. Bei den Ping-Zeiten haben wir in vielen Messungen Resultate von 30 bis 60 Millisekunden erhalten. An bestversorgten Messpunkten kamen wir auf Spitzenwerte von 20 bis 25 Millisekunden. Damit geht das Surfen oder Online-Arbeiten über das Highspeed-Netz flott von der Hand.
- LTE in der Praxis
Long Term Evolution ist angekommen. Konnte man den Highspeed-Nachfolger für UMTS anfangs nur auf dem Land testen und messen, ist die Technik nun in immer mehr Städten verfügbar. Wir haben den mobilen Datenfunk ausprobiert. - o2 LTE Router Huawei B390s-2
O2 und Deutsche Telekom lassen den schwarz-weißen LTE-Router Huawei B390s-2 optisch fast unverändert und passen lediglich die Verpackung, das Handbuch und die Software stark an die Firmenfarben an. Vodafone vertreibt das gleiche Gerät in einem rot-weißen Gehäuse. - o2 LTE Router Huawei B390s-2
Im O2-LTE-800-Netz zu Pfaffing kommt aus dem O2 LTE Router sogar mehr Upload-Leistung, als im O2-LTE-Tarif 7200/2000 avisiert wird. - Speedport LTE Neufinsing, Esso
Bei diesem Screenshot stand der Telekom Speedport LTE Router am 10. Februar 2012 gerade in Neufinsing bei Markt Schwaben im Auto auf dem Armaturenbrett. Dort funkt bereits ein LTE-800-Netz der Telekom: Die SIM-Karte wurde vom Router als gültig validiert = GRÜN. Der Router findet auch ein passendes 4G-Netz = GRÜN. Auch die LTE-Signalstärke reicht bestens zum Surfen, was durch fünf grüne Balken rechts oben angezeigt wird. - AVM FRITZ!Box 6840 LTE
Die AVM FRITZ!Box 6840 LTE hat sich im Test mit einer LTE-SIM-Karte von Vodafone gut vertragen. - AVM FRITZ!Box 6840 LTE
Die Downloadwerte der AVM 6840 waren im LTE-800-Funknetz von Vodafone in München ganz okay. Die Upload-Werte schwächelten aber im Vergleich zu anderen LTE-Routern. Trotzdem können auch diese LTE-800-Durchsatzwerte der 4G-Fritzbox noch locker mit einem mittelprächtigen VDSL-50-Anschluss konkurrieren. - AVM FRITZ!Box 6840 LTE Vodafone
In diesem Screenshot war die FritzBox-LTE mit einer LTE-800-Funkzelle von Vodafone in Vierkirchen bei Dachau verbunden. In München sieht es derweil ähnlich aus. - AVM FRITZ!Box 6840 LTE
In diesem Fenster sieht man, ob die LTE-Antennen am Router einen guten Empfangspegel haben. Falls nicht, dreht man so lange an den Antennen herum, bis beide dBm-Werte möglichst hoch sind. - LANCOM 1781-4G-
Der LANCOM 1781-4G-LTE-Business-Router versteht LTE bei 800, 1800 und 2600 MHz. Findet er überhaupt kein LTE-Netz, dann schaltet er auf GPRS, EDGE, UMTS, HSPA oder HSPA+ zurück. Er brachte schöne Messwerte in allen getesteten LTE-Netzen von Telekom, O2 und Vodafone. - LANCOM 1781-4G Netzliste 1
Der LANCOM-Router zeigt den Modus (hier LTE), das Mobilfunkband (hier LTE 1800 MHz) und sogar die Kanalbandbreite (hier 20 MHz) in der Bediener-Software an. So differenziert hat das der Tester noch bei keinem anderen LTE-Router gesehen. - LANCOM 1781-4G Vodafone Netzliste 2
Netzliste: Hier steckte eine geeignete SIM-Karte von Vodafone im LANCOM 1781-4G-LTE-Business-Router. Damit ist der Zugriff auf die Vodafone-Netze per GPRS, UMTS und LTE gestattet. Außerdem funken noch LTE/UMTS/GPRS-Netze von der Telekom sowie LTE-lose UMTS/GPRS-Netze von E-Plus und O2 im Büro des Testers. Auf die drei Letztgenannten war der Zugriff mit der verwendeten LTE-SIM-Karte von Vodafone jedoch „verboten“. - LANCOM 1781-4G
VDSL-Feeling im Auto: So lange LTE-1800 noch nicht mit Bestwerten direkt ins Büro des Testers funkt, wird der LANCOM 1781-4G Router für die Speed-Messungen eben an den Messesee nach München-Riem gefahren. Über das blaue Ethernet-Kabel hängt der Laptop an einem Gigabit-Port des silbergrauen Routers. Das Router-Netzteil wird mit 230 Volt aus einem Spannungswandler versorgt. - LANCOM 1781-4G
Topwert: Eine Messung ergab im LTE-1800-Netz der Telekom in Riem einen DL von 42,40 und einen UL von 27,96 Mbps bei einer Pingzeit von 25 Millisekunden. - LANCOM 1781-4G T-SIM---LANCOM---Riem---Ping 25ms
Die Messung wurde gegen 00:23 Uhr nachts vorgenommen - der Tester hatte vermutlich "freie Bahn". - LANCOM 1781-4G
Bei über 40 Durchsatz-Messungen stellten sich am 26. März 2012 im LTE-1800-Netz der Telekom in Riem sehr schöne Mittelwerte von 42 Mbps im DL und 28 Mbps im UL bei einer mittleren Pingzeit von 31 Millisekunden ein. - Huawei E398u-15-Telekom Speedstick LTE
Im Juni 2011 verkündete die Telekom den Ausbau des Kölner LTE-Netzes bei 1800 MHz. Dabei hat sie auch gleich den Alles-Könner-LTE-Stick Huawei E398u-15 unter dem Namen Telekom Speedstick LTE kommuniziert. Er versteht LTE bei 2600, bei 1800 und seit 2012 nun endlich auch bei 800 MHz. - LTE T-SIM-T-Stick
Im Münchener LTE-1800-Funknetz war der „Telekom Speedstick LTE“ alias Huawei E398u-15 im Download so schnell wie ein sehr guter VDSL-50-Anschluss, knapp 50 Mbps. Im Upload war er sogar mehr als doppelt so schnell. VDSL-50 erreicht im Upload in der Praxis meist „nur“ 6 bis 9 Mbps. - HTC Velocity 4G
Dieser beste Messwert aus einem 2,6 km langen Fußmarsch in München hat große Ähnlichkeit mit typischen VDSL-50-Praxiswerten. Nur die Pings dauerten länger als bei VDSL üblich.
Business-Anwendungen via LTE
Obige Messwerte belegen klar: LTE taugt auch für anspruchsvolle Business-Anwendungen bis hin zur Standortvernetzung mittels VPN over LTE. Hohe LTE-Datenraten und kurze LTE-Ping-Zeiten sind noch unter einem anderen Aspekt von Bedeutung: Cloud-Anwendungen lassen sich auf den Endgeräten auch unterwegs reibungslos zum Arbeiten nutzen. Doch unsere Messwerte lassen noch einen weiteren Schluss zu: An gut versorgten Standorten reicht LTE für Voice over IP, Videotelefonie, Videoconferencing oder Videoüberwachung aus. Bei aller Freude über die in unserer Versuchsreihe gemessenen Werte gibt es jedoch einen Vorbehalt zu bedenken: Die dabei genutzten Netze werden noch weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit betrieben. Deshalb können sich die Ergebnisse später im Regelbetrieb mit vielen Usern ändern, auch wenn LTE technisch besser für große Benutzerzahlen gerüstet ist als der Vorgänger UMTS.
LTE-800-Router dominieren
Da die Mobilfunk-Provider, politisch gewollt, erst die weißen Flecken ohne Breitband-zugänge mit LTE zu versorgen hatten, dominierte LTE 800 anfangs den Markt als alternativer Internet-Zugang - die Zahl bezeichnet das Megahertz-Frequenzband der jeweiligen LTE-Variante. Dabei holen die LTE-Router quasi das Internet aus der Mobilfunkluft und geben es per LAN oder WLAN an die lokalen Surfgeräte weiter.
Die ersten LTE-800-Router kamen und kommen von Huawei. Das Modell "B390s-2" wird seit 2011 von Vodafone, Telekom und O2 in Deutschland vertrieben. Der B390 beherrscht nur LTE 800, das jedoch ziemlich gut, denn dafür ist er optimiert.
Wer in der Firma oder im Home Office also "nur" eine stabile LTE-800-Versorgung hat und den Huawei-Router auch nur dort verwenden will, kann damit sehr gut fahren. Bei einer LTE-800-Kanalbandbreite von 10 Megahertz schaffen die B390-Router-Varianten schon seit 2010 ungedrosselt in leeren LTE-Netzen fast 50 Mbit/s im Download. In der Praxis werden die Huawei-B390-Router von O2, Telekom und Vodafone aber meist nur als stationärer DSL-Ersatz vermarktet, mit bezahlbaren Tarifen, die nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein gutes DSL-6000-Feeling vermitteln sollen. Die LTE-Geschwindigkeit wird hier von den Providern künstlich gebremst.
LTE 800 in der Praxis
Bei Messungen im März 2012 brachte der O2-LTE-Router im O2-LTE-800-Vorzeigenetz in Pfaffing bei Ebersberg extrem stabile Downloads von 7,2 bis 7,3 Mbit/s. Auch bei den Uploads zeigten sich nur geringe Schwankungen um einen stabilen Mittelwert von 6,8 Mbit/s herum. Die in den O2-Router seitlich eingesteckte SIM-Karte hatte dabei einen Tarif von bis zu 7,2 Mbits im Download und bis zu 2,0 Mbit/s im Upload. Offenbar bekommt der ländliche O2-Kunde in der Senderichtung also das Dreifache der vertraglichen LTE-Leistung - zumindest in der näheren Umgebung der LTE-Basisstation. Residiert der LTE-Kunde jedoch am Rande der LTE-800-Funkzelle, bei ungehinderter Funkausbreitung also in sechs bis zehn Kilometer Entfernung zur LTE-Basisstation, dann geht das Netto-Tempo natürlich stark herunter und versiegt am Rand der Zelle völlig.
Telekom LTE 800 mit stabilen Raten
Bei den LTE-800-Messungen mit dem "Telekom Speedport LTE" alias Huawei B390s-2 in Neufinsing bei Markt Schwaben steckte eine SIM-Karte mit dem Tarif "Telekom Call & Surf Comfort via Funk" im Router. Auch damit kamen die Messwerte stabil knapp über den angekündigten Telekom-Wert von 7200 Kbit/s im Download und 1400 Kbit/s im Upload. Die Telekom scheint die Beschneidung des Durchsatzes gut zu beherrschen. So will der Bonner Carrier erreichen, dass das Netz länger stabil bleibt, wenn viele Nutzer darauf zugreifen.