Stammdatenmanagement im Rahmen von Industrie 4.0
Besonders in der Pharmaindustrie ist das Stammdatenmanagement ein wichtiger Stellhebel für den Geschäftserfolg. Verstärkt wird der Handlungsbedarf durch die branchenübliche Vielzahl an Mergers & Acquisitions, die zu fragmentierten Datenbeständen über verschiedene Systeme führt. Produkt- und kundenbezogene Daten bilden unter anderem den Ausgangspunkt für erfolgreiche Initiativen in der Forschung & Entwicklung sowie für Sales- und Marketing-Analysen, zum Beispiel für zielgruppengerechte Promotion-Aktionen.
Eine der größten Herausforderungen im Stammdatenmanagement ist die Einhaltung von Compliance-Anforderungen, die gerade im Pharmabereich sehr hoch sind und sich von Land zu Land unterscheiden. Ebenfalls zu beachten sind Regularien wie die "GxP"-Richtlinien und der "Sarbanes-Oxley Act", die Vorschriften für gute Arbeitspraktiken zusammenfassen. Ein integriertes Stammdatenmanagement-System kann helfen, diese Anforderungen zu erfüllen.
Industrie 4.0 erzeugt, nutzt und verändert Stammdaten. So werden durch die Einführung neuer intelligenter Fertigungsmaschinen, bestückt mit Sensoren, oder erweiterter Realitäten, wie "Smart Glasses" oder "Tablet"-PC, neue Stammdaten im System angelegt. Die Stammdaten verändern sich, weil sie durch die zunehmende Individualisierung der Produkte immer mehr Ausprägungen berücksichtigen müssen und erweitert werden.
- Vuzix M100
Reparatur und Wartung sind neben der Lagerarbeit ein starker Fall für Smart Glasses wie die Vuzix M100. Die Brille nimmt dabei nicht nur wichtige Informationen auf, sondern vermittelt dem Fachmann auch solche. - Vuzix M100 II
Die Datenbrillen zeigen den Mitarbeitern die Position der gesuchten Ware im Lager. - Vuzix M100 III
Die entsprechende Software für die Datenbrillen hat beispielsweise SAP entwickelt. - Marktaussichten
Noch sind Sport-und Fitness-Tracker ganz weit vorn im Wearable-Markt. ABI Research zufolge werden sich bis 2017 aber Smartwatches an die Spitze drängen. Der Gesamtmarkt soll sich bis 2018 ungefähr verzehnfachen - Hands free
Ob im Warenlager, bei der Kommissionierung oder Wartung von Maschinen, erlauben Smart Glasses das freihändige Arbeiten.... - Hands free II
SAP hat mit Brillen von Google und Vuzix schon entsprechende AR-Lösungen vorgestellt. - Google
Im Ausland kann sich beim Lesen von Straßenschildern die Übersetzungshilfe von Google Glass bezahlt machen. Gleiches gilt natürlich auch im Lager. Denn Postsprache ist immer noch Französisch. - Google II
Google Glass ist noch gar nicht auf dem Markt, dennoch wurden wie hier von Onoffre Consulting am brasilianischen Instituto Lubeck schon mehrere OPs damit geführt, oft über Hunderte von Kilometern. - Google III
Ein Szenario, das Google für die eigenen Smart Glasses mit integriertem GPS aufzeigt, ist die Navigation einschließlich Anzeige von Mautstellen. - Metaio
AR-Spezialist Metaio hat im September 2013 die erste interaktive Bedienungsanleitung auf Google-Glass-Basis mit neuer 3D-Tracking-Technologie vorgestellt. - Metaio II
Vorläufer der Metaio-Lösung ist die eKurzinformation für Audi. - Navigationsjacke
Ein australisches Unternehmen namens We:Ex (Wearable Electronics) hat unter anderem diese Navigate Jacket entwickelt, welche die Trägerin über optische und haptische Signale sicher zum Ziel führen soll. - BioHarness
Zephyrs Bioharness 3 wird zusammen mit dem PSM Responder ECHO im amerikanischen Profisport zu Trainingszwecken eingesetzt. - Smartwatches
Smartwatches wie die Samsung Galaxy Gear, Sony Smartwatch 2, Pebble und Co. werden meist als reine Consumer-Gimmicks gesehen. Gepaart mit Health oder Fitness Tracking wird daraus aber auch schnell ein B2B-Fall. - Adidas MiCoach
Dieses MiCoach genannte System von Adidas wird unter anderem zum Training der deutschen Fußballmannschaft im Vorfeld der WM 2014 in Brasilien eingesetzt. - Zeiss Cinemizer Oled
- Zeiss Bajohr Lupenbrille
Die 3D-Brillen von Zeiss werden unter anderem als Ablenkung bei Angstpatienten eingesetzt.
Ein verlässliches Stammdatenmanagementsystem stellt eine einheitliche Sprache zur Verfügung, die von Industrie 4.0 bedingt wird. Auch in der Pharmaindustrie muss die Stammdatenmanagement-Strategie im Industrie 4.0-Zeitalter bestimmte Anforderungen, wie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, erfüllen, um Änderungen schnellstmöglich adaptieren zu können. Denn nur so können Geschäftsabläufe effizient und ressourcenschonend abgewickelt werden.
Im Ansatz zielt das Stammdatenmanagement, auch Master Data Management (MDM) genannt, auf die Verdichtung und Vereinheitlichung der Stammdaten zur Schaffung einer einheitlichen Datenbasis. So wird durch das Zusammentragen aller Stammdatensätze ein "Single Point of Truth" geschaffen, der einerseits die Planung, Steuerung und Ausführung des operativen Geschäfts vereinfacht, standardisiert und beschleunigt, andererseits der Durchführung verlässlicher Analysen dient. Um erfolgreiches Stammdatenmanagement zu gewährleisten, muss es ganzheitlich betrachtet werden. Dazu zählen nicht nur informationstechnische Aspekte, wie Datenmodelle und IT-Applikationen, sondern auch betriebswirtschaftlich-organisatorische.
Grundlegend für den Erfolg von Stammdatenmanagement-Projekten ist die Definition einer Strategie, die auf Basis einer Vision mit Bezug zu den Geschäftsprozessen formuliert wird und einen Projektfahrplan mit Kommunikations- und Change-Management-Maßnahmen umfasst. Dieser strategische Ansatz macht das Stammdatenmanagement zu einem Thema, das vom Management aktiv vorangetrieben und mit ausreichenden Personal und finanziellen Ressourcen unterstützt werden sollte.
Der Bereich "Prozesse" befasst sich mit der Umsetzung der operativen Pflegeprozesse, zum Beispiel der Anlage und Änderung von Daten, und deren Ausprägungen. Diese Prozesse sollten einerseits bestehenden Geschäftsprozessen, andererseits neuen Anforderungen Rechnung tragen, die dann an die Arbeitsweisen und -abläufe angepasst werden. Zu berücksichtigen sind auch die entsprechenden Autorisierungs- und Authentifizierungskonzepte.
Im Bereich "Organisation & Governance" wird sowohl der strukturelle Aufbau der Stammdatenorganisation, einschließlich Primär- und Sekundärorganisation, als auch die Rollen, Verantwortlichkeiten, Standards und Richtlinien des Stammdatenmanagements festgelegt. Der Bereich "Stammdaten" beschäftigt sich mit der Definition des Stammdatenobjekts, seiner Semantik und Nomenklatur.
Mit der informationstechnischen Umsetzung und dem Aufbau der Lösungsarchitektur im Bereich "IT-Systeme" wird das Stammdatenkonzept vollendet. Dabei ist darauf zu achten, dass die Vorgaben der Stammdatenmanagement-Strategie in der IT-Struktur konsequent umgesetzt werden. So muss das IT-System in der Lage sein, die vordefinierten Prozesse und Strukturen zu integrieren, die Geschäftsregeln zu implementieren und externe Services einzubinden. Gestaltungsparameter, die den operativen Betrieb betreffen, also auch Supportfunktionen, Datenqualitätsmanagement und weitere Services, fallen in den Bereich "Betrieb & Support".
Einbettung in die Geschäftsprozesse erforderlich
Ein integriertes Stammdatenmanagement und Industrie 4.0 ergänzen und bedingen sich. Denn beide Entitäten haben das Ziel, die Effektivität und Verlässlichkeit von Geschäftsprozessen zu steigern. Auf Basis verlässlicher Stammdaten können sich entweder Anwendungsfelder für Industrie 4.0 ergeben oder Schwachstellen ermittelt werden, die eine Einführung von Industrie 4.0 verhindern.
Alle Informationen zur Beschreibung von Geschäftsprozessen und Produkten sind in den Stammdaten hinterlegt. Da die mit dem Industrie 4.0-Konzept einhergehende Automatisierung und Vernetzung auch das Stammdatensystem betrifft, müssen die Pflege- und Nutzungsprozesse digital in einen gesamtbetrieblichen Kontext integriert werden.
Eine der Hauptanforderungen von Industrie 4.0 ist daher die Einbettung der Stammdatenprozesse in die Geschäftsprozesse durch ein vernetztes System. Dabei ist höchster Wert auf eine korrekte Verwaltung der Stammdaten zu legen, da automatisierte Prozessketten auf Basis von Daten handeln. Ebenfalls ein wichtiger Aspekt ist die Aktualisierung des Stammdatenmanagement-Systems in Echtzeit, da Verzögerungen in Stammdatenprozessen zu Behinderungen im operativen Geschäft führen. Eine Rolle spielt auch die voranschreitende Individualisierung der Produkte durch Industrie 4.0, denn sie verlangt nach Stammdaten, die konfigurierbare Produkte zulassen.
Die Praxis zeigt, dass eine schlanke Prozessarchitektur mit klar definierten Stammdaten, die einem auf das Unternehmen angepassten Rahmenwerk unterliegen, den optimalen Ausgangspunkt für den Aufbruch ins Industrie 4.0-Zeitalter bieten.
Ebenso wichtig ist die Auswahl des passenden IT-Systems für die Ausführung und Erfüllung der vordefinierten MDM-Prozesse und Anforderungen. Um die Integrität in einem gesamtbetrieblichen Kontext zu fördern, muss das Stammdatenmanagement-System zu den anderen vorhandenen IT-Systemen kompatibel und in der Lage sein, vielfältige Systeme durch klar definierte Schnittstellen anzubinden. Denn nur so ist ein Informationsaustausch verlässlicher Daten über die verschiedenen Systeme hinweg gewährleistet. (bw)