Wer vorhat, ein Notebook, einen Desktop- PC oder auch Typ-C-Peripherie wie Adapter oder Kabel zu kaufen, muss sich mit den Fähigkeiten der USB-C-Schnittstelle auseinandersetzen. Denn den verdrehsicheren USB-Anschluss nutzt inzwischen eine verwirrend hohe Anzahl möglicher Standards.
Neben USB 3.2x in allen Varianten sind USB 4 und Thunderbolt 3 sowie 4 bereits möglich. Die Spezifikationen enthalten nicht nur Vorgaben zum Datentransfer, sondern beziehen auch Videosignale per Displayport und sogar Netzwerkfunktionen per PCI Express ein. Gleichzeitig stellt Typ-C auch die Stromversorgung sicher. Das Laden von Geräten regelt der separate Standard USB Power Delivery.
Damit aber nicht genug: Mit den Ende 2022 veröffentlichten, jüngsten Fassungen USB 4 Version 2 und Thunderbolt Next Gen stehen bereits die nächsten Standardgenerationen in den Startlöchern. Hier verdoppelt sich die Transferleistung von bisher maximal 40 auf 80 Gigabit pro Sekunde. Gleichzeitig bleibt auch hier die Abwärtskompatibilität zu älteren Standards vorgeschrieben.
Kein Wunder, dass Sie oft ratlos vor dem an sich praktischen Anschluss stehen, weil Sie nicht auf Anhieb sagen können, welche Datentransfergeschwindigkeiten, Videoauflösungen und Ladeleistungen im konkreten Fall gegeben sind. Der Ratgeber nimmt sich diesem Dilemma an und zeigt, wie Sie die Fähigkeiten Ihres Typ-C-Anschlusses in fünf Schritten auf den Grund gehen.
Schritt 1: Vor dem Kauf die technischen Angaben studieren
Egal, welches USB-C-Gerät Sie benötigen - es lohnt sich, die technischen Angaben zum Typ-C-Anschluss aufmerksam zu lesen. Denn so gewinnen Sie einen ersten Eindruck, mit welchen Funktionen die jeweilige Schnittstelle am neuen Gerät ausgestattet ist. Dabei hängt es jedoch vom Hersteller ab, wie genau die USB-C-Fähigkeiten beschrieben sind.
Beispielsweise finden Sie zum Notebook HP Spectre X360 16-f1075ng als Beschreibung der beiden USB-C-Anschlüsse "Thunderbolt 4 mit USB 4" inklusive des Zusatzes "40 Gbit/s Signalrate". Diese Angaben werden Ihre Kaufentscheidung deutlich erleichtern. Denn in der Thunderbolt-4-Spezifizierung (TB 4) sind mehr Vorgaben enthalten, die auf jeden Fall eingehalten werden müssen, als es beim USB 4-Standard der Fall ist.
So können Sie bei TB 4 sicher davon ausgehen, dass sich zwei 4K-Monitore oder ein 8K-Schirm anschließen lassen. Bei USB 4 ist dagegen nur ein 4K-Bildschirm vorgeschrieben. Dazu muss ein TB-4-Port das Tunneln von PCIe-Verbindungen beherrschen, was USB 4 als optionale Funktion vorsieht.
Und auch beim Datentransfertempo gibt es Unterschiede: So erreicht ein TB-4-Typ-C-Port zwingend 40 Gigabit pro Sekunde, während bei einem USB-4-zertifizierten Anschluss auch die Hälfte vorgesehen ist. Das bedeutet: Der Vorteil an einer Typ-C-Anschluss-Kombination aus TB 4 und USB 4, wie sie das Beispiel des HP-Notebook-Modells vorsieht, liegt im Rundumschlag. Mit TB-4-Typ-C haben Sie am wenigsten Ärger, weil hier USB 4 eingeschlossen ist, Abwärtskompatibilität zu TB 3 vorhanden ist und sich vorhandene Geräte mit älteren USB-Standards weiter einsetzen lassen. Allerdings finden sich TB-4-Ports meist bei hochpreisigen Rechnern, die für den Business-Einsatz oder das Gaming gedacht sind.
Schritt 2: Vorhandene Typ-C-Beschriftung verstehen
Für Typ-C-Schnittstellen gibt es ein umfassendes Beschriftungsschema, das aus Symbolen und Zahlen besteht. Ein Blitz kennzeichnet die Thunderbolt-Anschlüsse, wobei nicht zwischen der Version 3 und 4 unterschieden wird, wenn sich der Port an einem Rechner befindet. Als erster, grober Hinweis auf die TB-Version dient das Rechneralter. Erst mit der den elften Intel-CPU-Generationen Tiger Lake für Mobilrechner und Rocket Lake-S für Desktop-PCs wird TB 4 und USB 4 überhaupt unterstützt. Ein Blick auf die eingebaute Prozessor-Generation bringt Sie damit schon einmal einen Schritt weiter. Dazu klicken Sie in den Windows-Einstellungen auf "System -› Info".
Weitere Hinweise finden sich direkt am USB-C-Port. Dabei unterscheiden sich alte und neue Beschriftungen. Eine hochgestellte Zahl inklusive dem USB-Symbol und eventuellem Zusatz (etwa "SuperSpeed+ - SS+") zeigt bei älteren Typ-C-Ports an, welches USB-Tempo über die Schnittstelle möglich ist. Eine hochgestellte "10" steht für USB 3.2 Gen2 mit einer maximalen Transferrate von 10 Gigabit pro Sekunde und wurde früher unter der Bezeichnung USB 3.1 geführt. Findet sich zusätzlich noch ein "D" am Port, lassen sich Audio- und Videosignale per Alternate Mode (Alt Mode) übertragen. Die Ladefunktion per USB Power Delivery (PD) symbolisiert ein Batterie-Symbol.
Die vielen Kombinationsmöglichkeiten machen auch die Logo-Landschaft rund um Typ-C unübersichtlich. Seit dem Herbst 2022 sollen aktualisierte Portbeschriftungen Klarheit bringen. Sie gelten für USB, nicht aber für Thunderbolt, das weiter am Blitz-Symbol festhält. Neu ist, dass das USB-Symbol wegfällt. Die Betonung liegt jeweils auf der maximal möglichen Transfergeschwindigkeit. Lässt sich auch über den Typ-C-Anschluss laden, sind die Transferraten zusätzlich in einer Batterie eingebettet. Das Logo auf einer Verpackung soll anhand des Begriffs "Certified" außerdem verdeutlichen, dass die Angaben auf Tests beruhen und so auf jeden Fall geprüft sind.
Schritt 3: Typ-C-Port ohne Beschriftung entschlüsseln
Wenn mehrere USB-C-Anschlüsse im Gerät eingebaut sind, finden sich meist nur an den schnellsten Varianten entsprechend aussagekräftige Symbole und Ziffern. Vielfach fehlen bei langsameren Schnittstellen Hinweise auf die Transfergeschwindigkeit oder weitere Funktionen. Besonders auf schmalen Geräten wie etwa Ultrabooks fallen Beschriftungen am Port oft von vornherein weg, weil der Platz an den Gehäuseseiten nicht ausreicht. Ein weiteres Problem liegt darin, dass ein Typ-C-Port nicht alle Funktionen beherrschen muss. Er kann auch nur aufs Laden spezialisiert sein.
In vielen Fällen hilft ein Praxistest weiter. Um eine USB-C-Schnittstelle verlässlich zu untersuchen, muss die Verbindung aktiviert sein. Gleichzeitig müssen Sie sicher sein, dass ein möglichst schnelles USB-Peripheriegerät angesteckt ist. Da es derzeit jedoch noch an externen Geräten mit USB 4 oder TB 4 mangelt, ist das gar nicht so einfach. Hier hilft, dass beide Standards eng miteinander verknüpft sind und auf dem Vorgänger TB 3 basieren.
So sind etwa externe Festplatten nach TB-3-Norm gut erhältlich. Eventuell können Sie sich auch ein entsprechendes Gerät aus dem Freundeskreis für einen Test ausleihen. Ein externes TB- 3-Laufwerk bietet sich jedoch nur an, wenn Sie vermuten, dass es sich bei der zu testenden USB-C-Schnittstelle wirklich um TB 3, TB 4 oder USB 4 handelt. Bei einem reinen USB-Port aus einer früheren Generation wird ein externes TB-3-Laufwerk nicht erkannt, weil es einen entsprechenden Controller am Host voraussetzt.
Für den Test nutzen Sie das Systemtool Hwinfo. Schließen Sie zuerst das externe Laufwerk an den USB-C-Port an, den Sie untersuchen wollen, und installieren sowie starten Sie das Tool. Schließen Sie die "System-Zusammenfassung", die Sie kurz nach dem Start sehen. Suchen Sie links im Fenster nach "Bus", und öffnen Sie alle mit einem Plus gekennzeichneten Möglichkeiten, bis Sie die externe Festplatte finden. Wird Ihr Laufwerk korrekt erkannt, erscheint es unter dem entsprechenden PCIe-Controller - etwa als Thunderbolt-Gerät bei der CPU-Bezeichnung mit dem Zusatz "Integrated Thunderbolt". Dass auch die Lane-Versorgung ausreicht, erkennen Sie daran, dass der PCI-Express-Bus mit "x4" gekennzeichnet ist.
Weniger eindeutig fällt der Praxis-Check aus, wenn sich die Typ-C-Schnittstelle als reines USB herausstellt. Denn hier wird der USB-3.2-Controller aktiv. Ein nach USB 4 zertifizierter USB-C-Anschluss kann darüber Verbindungen mit 20 oder sogar 40 Gigabit pro Sekunde herstellen. Der Standard schreibt das hohe Tempo jedoch nicht zwingend vor. Vielmehr ist er auch erfüllt, wenn 10 Gigbit pro Sekunde und damit USB 3.2 Gen2 gegeben sind.