Frank Obermeier ist seit Februar 2015 als Country Leader Oracle und Head of Technology Sales für das Deutschland-Geschäft von Oracle verantwortlich. Er berichtet direkt an seinen Vorgänger Jürgen Kunz, der als Senior Vice President Northern Europe Oracle in Nordeuropa führt. Obermeier blickt auf eine über 20-jährige Karriere in leitenden Funktionen innerhalb der IT -Industrie zurück und war in dieser Zeit unter anderem für Dell und Hewlett-Packard tätig.
Zuletzt führte er als Vice President Worldwide Channel Sales das weltweite Channel-Geschäft der Firmenkunden-Sparte von HP (Enterprise Group). Von 2011 bis 2013 war er dort als General Manager und Vice President für den Geschäftsbereich Personal Systems Group in Deutschland verantwortlich. Vor seinem Einstieg bei HP, leitete Frank Obermeier als Executive Vice President den internationalen Vertrieb und das Marketing beim Service Provider Teleplan International. Von 2007 bis 2010 war er bei Dell beschäftigt, zunächst als General Manager & Sales Director Global Segment Germany, ab 2009 als Area Vice President Global500 Central Europe. Frank Obermeier studierte an der Berufsakademie Stuttgart Wirtschaftsinformatik.
CW: Sie sind seit einem guten halben Jahr Deutschland-Chef von Oracle. Was stand für Sie am Anfang im Fokus?
Frank Obermeier: Die ersten Monate habe ich genutzt, um die Teams, die Kunden und die Partner kennenzulernen – und von deren Seite so viel Feedback wie möglich aufzunehmen. Da gibt es sicher die eine oder andere Herausforderung. Mir war zunächst wichtig zu verstehen: Wo steht die Mannschaft, wo stehen die Kunden, was läuft gut, was läuft weniger gut.
CW: Und wie sieht Ihre erste Bilanz aus?
Frank Obermeier: Es steckt unglaublich viel Energie in dem Laden. Das muss man zwar an der einen oder anderen Stelle herauskitzeln, aber wenn man offen auf die Menschen zugeht, dann merkt man schnell, was da an Potenzial da ist. Wir haben uns überlegt: Für was steht Oracle hier in Deutschland? Und welche Themen, wollen wir treiben?
CW: Welche sind das?
Frank Obermeier: Das erste, wofür Oracle in Deutschland steht, ist: Wir wollen unsere Kunden auf dem Weg in die Cloud begleiten. Das ist unser oberstes Ziel. Daran schließt der zweite Punkt an: unsere Kunden stehen im Fokus. Wir wollen ihre Business-Ziele verstehen und und sie mit unserem Oracle Portfolio unterstützen. Drittens wertschätzen wir unsere Mitarbeiter, und kommunizieren offen, klar und authentisch. Und der letzte Punkt ist: Wir sind ein amerikanisches Unternehmen – all das tun wir im Rahmen unserer Corporate Strategy und konzentrieren uns darauf, was wir auch beeinflussen können.
CW: US-Firmen werden meist sehr zentralistisch gesteuert. Inwieweit haben Sie überhaupt Freiräume, um auf die Besonderheiten des deutschen Markts und der deutschen Kunden eingehen zu können?
Frank Obermeier: Wenn Sie ein Land wie Deutschland vertreten, dann liegt es an Ihnen, dass Sie in der Corporation die Bedürfnisse dieses großen Marktes auch entsprechend nachhaltig darstellen und repräsentieren. Sie müssen ein klares Bild des Marktes und der Bedürfnisse der Kunden zeichnen. Dann bekommen Sie auch den entsprechenden Support.
- Eine Zeitreise durch die Oracle-Geschichte
Oracle ist das Werk von Ellison, und es passt zu dem ehrgeizigen und charismatischen Gründer, dass er sein Hobby, das Segeln, professionalisiert. Mit Erfolg: Das Team gewann 2013 den America´s Cup. - Oktober 2015: Erster Oracle-Sparc kommt heraus
Auf der Kundenkonferenz OpenWorld stellt Larry Ellison mit dem M7 die erste Sparc-CPU vor, die komplett unter der Ägide Oracles geplant und gebaut wurde. Mit speziell für den Prozessor entwickelten und tief in der Hardware verankerten Security-Funktionen will der Hersteller die Sicherheit von Anwendungen und Daten verbessern - vor allem in Cloud-Umgebungen. - Februar 2015: Neuer Deutschlandchef
Frank Obermeier wird neuer Country Leader von Oracle in Deutschland. Obermeier kommt von Hewlett-Packard und löst Jürgen Kunz ab, der künftig als Senior Vice President Northern Europe die Geschäfte von Oracle in Nordeuropa verantwortet. - September 2014: Ellisons Paukenschlag
Nach 37 Jahren an der Spitze von Oracle gab Larry Ellison überraschend seinen Rücktritt als Konzernchef bekannt. Gründe nannte der 70-jährige nicht, Ellison will aber weiterhin als CTO für das Unternehmen wirken. Die bisherigen Stellvertreter Mark Hurd und Safra Catz sollen als Doppelspitze das Ruder übernehmen. Zugleich kündigte Oracle Aktienrückkäufe über 13 Milliarden Dollar an. - 2011: Investition ins Cloud Computing
Hat Larry Ellison seine Spürnase für Erfolgstechnologien verloren? Ende 2011 hatte Oracle zwar den Cloud-CRM-Anbieter RightNow Technologies für 1,5 Milliarden Dollar gekauft, doch im Vergleich zu agileren Wettbewerbern wie Salesforce hängt das Unternehmen aus Redwood Shores hinterher. <br/><br/>Die „Computerwoche“ schreibt: „Nachdem Gründer und CEO Lawrence "Larry" Ellison noch vor wenigen Jahren über die IT-Wolke gelästert hatte und das Ganze als schnell vorübergehenden Hype abgetan hatte, muss er heute sehen, dass er nicht den Anschluss verliert“. Konkurrent SAP hatte sich 2011 für 3,4 Milliarden Dollar den Cloud-HR-Anbieter Successfactors einverleibt. Oracle legte mit der Übernahme von Successfactors-Wettbewerber Taleo an für 1,9 Milliarden Dollar nach. - 2010: Mark Hurd wechselt von HP zu Oracle
Nur einen Monat nach seinem unrühmlichen Ausscheiden als CEO bei Hewlett-Packard (HP) kommt Mark Hurd zu Oracle. Ellison hatte zuvor Hurds Rauswurf heftig kritisiert "Das war die dümmste Personalentscheidung, seitdem die Idioten im Apple- Verwaltungsrat vor vielen Jahren Steve Jobs gefeuert haben." <br/><br/>In der Folge gab es einen erbitterten Streit zwischen den beiden Unternehmen, wobei es nur vordergründig um den Wechsel von Hurd ging: Oracle hatte die Unterstützung von Intels Itanium-Chips durch die eigene Software beendet und damit den Verkauf von HP-Server mit diesen Chips geschadet. - 2009: Oracle kauft Sun Microsystems
Sun heißt jetzt Oracle. Der Datenbankspezialist hatte den Hardwarehersteller für 7,4 Milliarden Dollar eingekauft. Dabei ging es Ellison jedoch weniger um die etwas aus der Mode gekommene Hardware, sondern um die Software: Java und MySQL gehören jetzt Oracle. - 2008: Übernahme von Bea Systems
Das Siebel On Demand CRM Release 15 kommt auf den Markt und Oracle kauft weiter ein, größter Brocken ist BEA Systems, ein Anbieter für Sercive-oriented Architecture, für 8,5 Milliarden Dollar. (Im Bild: Bea-CEO Alfred Chuang) - 2007: Konsolidierung im BI-Markt
Der Markt für Business Intelligence ist auf Konsolidierungskurs, die großen Player werden geschluckt. Oracle macht im März den Anfang und kauft Hyperion für 3,3 Milliarden Dollar. Im Oktober schlägt SAP bei BusinessObjects zu und IBM im November bei Cognos. Der Kampf mit Rivale SAP spitzt sich zu: Oracle reicht in den USA eine Klage gegen wegen Urheberrechtsverletzung ein. Der Vorwurf: SAP habe Diebstahl geistigen Eigentums in großem Stil begangen und unerlaubt von einer Kundenbetreuungs-Web-Site „Tausende Softwareprodukte“ sowie anderes vertrauliches Material heruntergeladen. Erst in 2010 ist klar: SAP muss Oracle 1,3 Milliarden Dollar Schadensersatz zahlen. - 2005: Siebel, die nächste Großakquisition
Kundenbeziehungs-Management wird immer wichtiger und Oracle schnappt sich den CRM-Marktführer Siebel Systems. Für rund 5,85 Milliarden Dollar wechseln Anfang 2006 die 5.500 Siebel-Mitarbeiter zu Oracle. - 2004: Übernahme von Peoplesoft
Oracle übernimmt nach 18-monatigem erbitterten Widerstand Peoplesoft für 10,3 Milliarden Dollar und wird damit zum zweitgrößten Business-Software-Anbieter nach SAP. Erst 2003 hatte Peoplesoft den ERP-Hersteller J.D. Edwards für 1,7 Milliarden Dollar übernommen. - 2000: Oracle entdeckt Linux
Die Open-Source-Bewegung nimmt Fahrt auf: “Im Jahr 2000 haben wir ein Linux-Engineering-Team gebildet. Dessen Aufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass Linux ein Betriebssystem wird, das sich für unsere Kunden im Rechenzentrum eignet”, erinnert sich Ed Screven, Chief Corporate Architect bei Oracle. - 1998: Oracle Applications 11i
1998: Schon ein Jahr später geht der Hersteller in puncto Internet aufs Ganze: Oracle Applications 11i soll den Wandel von Client-Server- hin zu Internet-Computing einleiten, kurz darauf bekommt auch die Datenbank ein “i” für „Internet“ angehängt. “Wenn sich herausstellt, dass die Zukunft des Computings nicht im Internet liegt, sind wir erledigt. Aber wenn es die Zukunft ist, liegen wir goldrichtig“, sagte Ellison über die forsche Internet-Strategie von Oracle. - 1997: Java kommt
1997 stellt Larry Ellison die neue Version Oracle8 der Datenbank vor, die mit dem Network-Computer (NC) arbeitet und die Daten an Thin-Clients liefert. Mit dem Application Server 4.0 stellt Oracle eine Lösung vor, die das Management von Business-Software zentralisiert und damit effizienter machen soll. Vor allem aber schlägt die Stunde der Programmiersprache Java. Der Hersteller kündigt mit Oracle Applications Release 10.7 NCA die weltweit erste Enterprise-Applications-Suite an, die auf offenen Standards basiert. - 1995: Business Intelligence
1995 investiert der Datenbankriese in Business Intelligence und kauft die OLAP-Produktlinie (Express Server) von Information Resources Inc. für 100 Millionen Dollar. Außerdem beginnt das kalifornische Unternehmen nicht nur, seine Produkte über das Internet zu verteilen, sondern verkündet als einer der ersten Anbieter eine Internet-Strategie. Mit parallel queries lassen sich jetzt deutlich komplexere Datenbankabfragen gestalten. - 1990: CFO Henley kommt an Bord
Nachdem sich bisher der Umsatz jedes Jahr verdoppelt hatte, geriet das Unternehmen 1990 das erste Mal in schwereres Fahrwasser. Oracle baute sein Management-Team um und ernannte Jeff Henley zum CFO. Henley brachte das Unternehmen wieder auf Spur und blieb bis 2004 CFO, danach wurde er Vorstandsvorsitzender. 1991 stellt Oracle eine Datenbank vor, die auf MPP (massively parallel processing) basiert und mit der sich deutlich schneller und billiger in Datenbeständen suchen lässt als mit dem Mainframe. 1993 kam Oracles Cooperative Development Environment (CDE) auf den Markt. - 1989: Oracle zieht um
Neuer Firmensitz wird Redwood Shores. Ab jetzt unterstützt die Datenbank auch OLTP, Online Transaction Processing. Anders als zuvor bei der Batch-Verarbeitung ist die Echtzeit-Transaktionsverarbeitung Grundlage der modernen Geschäftsanwendungen, bei denen die Verarbeitung von Transaktionen direkt erfolgt. Zu sehen sind Bilder aus der Bauphase des Headquarters. - 1987: Entwicklung von Applikationen
1987 beginnt Oracle, eigene Enterprise-Applikationen zu entwickeln, die auf der Datenbank basieren. In der Folge setzt der Datenbankhersteller jedoch auf Übernahmen im Bereich der Business-Software und konzentriert sich auf deren Adaption für die eigenen DBMS-Produkte. (Im Bild "Oracle Financials"). - 1986: Der Börsengang
Am 15. März 1986 ging Oracle an die Börse. 450 Leute arbeiten für den Datenbank-Hersteller. Auf dem Bild feiern unter anderem Ellison (Mitte) und Charles Phillips (damaliger Co-President, rechts) das 20-jährige Listing von Oracle an der Nasdaq. - 1983: Die erste Datenbank
1982 benannte sich RSI nach seinem Produkt: Oracle. Ein Jahr später kam das neu in C programmierte Oracle V3 für Mainframes, Minicomputer und PCs auf den Markt. „Damals kamen die Datenbanken vom Hardware-Anbieter. Oracle bot als eines der ersten Unternehmen ein Datenbankmanagementsystem an, das auf unterschiedlichen Hardware-Plattformen und Betriebssystemen laufen konnte“, sagt Ken Jacobs, Vice President Product Strategy bei Oracle über die Anfänge. Als erstes DBMS unterstützt die Version 5.1 von 1986 verteilte Abfragen und läuft in Client-Server-Umgebungen. - 1977: Das erste Büro
Das allererste Büro hatte viel Ähnlichkeit mit Bill Gates Garage. 1979 benannte sich das Unternehmen kurz in Relational Software Inc. (RSI) um, Firmensitz wurde Menlo Park, Kalifornien. Zu den ersten Projekten gehörte eine Oracle-Datenbank für die Wright-Patterson Air Force Base. “Wenn du innovativ bist, musst du darauf vorbereitet sein, dass alle dir sagen, du spinnst”, sollte Larry Ellison später sagen. - 1977: Die Gründung
Im August 1977 gründen Larry Ellison, Bob Miner und Ed Oates Software Development Laboratories (SDL). Ellison hatte sich zuvor durch eine theoretische Arbeit von Edgar F. Codd über relationale Datenbanken daran gemacht, ein zu IBMs System R Database kompatibles System zu schaffen. SDL schuf die allererste Version des Datenbanksystems Oracle. Auftraggeber: der Geheimdienst CIA. 1978 feiern die Gründer ihren ersten Firmengeburtstag. Von links nach rechts: Ed Oates, Bruce Scott, Bob Miner und Larry Ellison.
Das Cloud-Business ist ein Marathon
CW: Sie sprachen das Cloud-Geschäft an. Oracle ist hier erst spät eingestiegen – warum?
Frank Obermeier: Für mich ist das Cloud-Business vergleichbar mit einem Marathon. Es geht nicht darum, schnell aus den Blöcken zu kommen und die Kunden schnell in die Cloud zu führen. Es geht darum, die gesamte Strecke in einer guten Zeit und gut trainiert zu bewältigen. Tatsache ist, dass unsere Kunden – ob groß oder mittelständische – natürlich die Flexibilität und die Möglichkeiten einer Cloud nutzen wollen.
Aber jeder steht bezogen auf sein On-Premise-Business vor einer individuell anderen Situation. Und genau darauf haben wir uns sehr gut vorbereitet. Wir bieten eine komplette Suite an. Diese Suite erlaubt es unseren Kunden, zwischen On-Premise und Cloud hin- und her zu manövrieren. Das erlaubt unseren Kunden absolute Flexibilität und Optimierung ihres Businesses.
CW: Wie wichtig ist das Cloud-Geschäft für Sie?
Frank Obermeier: Wir sind an dieser Stelle sehr gut unterwegs. Wie man in den Quartalsberichten sieht, zeigen wir schnelles Wachstum. Wir haben unsere Hausaufgaben sehr solide gemacht und sind breit aufgestellt – wir haben eine ganze Palette an Lösungen angefangen bei Finance, Marketing und Sales. Wir wollen unsere Kunden bei der Transformation nachhaltig und umfassend begleiten und nicht schnell vorne wegpreschen – sondern sauber vorbereitet.
CW: Ist die Situation hier in Deutschland hinsichtlich der Cloud eine besondere?
Frank Obermeier: Es gibt bestimmt Länder, in denen die Cloud-Adaption schneller passiert. Wir sind in Deutschland vorsichtiger, das gilt für die Kunden wie auch für unser Unternehmen. Wir schauen genau, ob das auch alles funktioniert, und man diesen Schritt gehen kann. Wenn wir diesen Schritt dann aber machen, dann gehen wir ihn auch richtig. Das sehen wir auch bei unseren Kunden.
CW: Die Cloud bedeutet auch eine Transformation für Oracle selbst – vor allem vom Business-Modell, das hier dahintersteckt. Von den Margen, die Oracle beispielsweise im Wartungsgeschäft erzielt, kann in der Cloud überhaupt keine Rede sein – ein Problem?
Frank Obermeier: Auch wenn Sie ein Business-Modell haben wie das Lizenz-Wartungs-Geschäft, das die vergangenen Jahre hervorragend funktioniert hat, müssen Sie sich dem Neuen stellen. Das heißt natürlich auch, dass sich mit dem Cloud-Geschäft unsere Geschäftsbasis verändern wird. Wir haben im vergangenen Jahr rund 1,5 Milliarden Dollar Umsatz in der Cloud gemacht. Ein Dollar im Cloud-Geschäft bedeutet aber auch, auf zehn Jahre gesehen, den zehnfachen Umsatz, weil es wiederkehrender Umsatz ist. Damit bauen wir auch unser Geschäft Schritt für Schritt um.
CW: In welchen Zeitdimensionen denken Sie hier – gerade auch vor dem Hintergrund der Sicherheitsdiskussionen?
Frank Obermeier: Ein Zeitrahmen ist nur schwer absehbar. Wir Deutsche werden uns das Thema sehr genau anschauen und dann Schritt für Schritt vorgehen. Aber ich glaube auch, dass uns die Anforderungen der Kunden an dieser Stelle überrollen werden. Das sehen Sie auch an den Wachstumsraten der reinen Cloud-Wettbewerber.
Trotz der aktuell heiß diskutierten Security- Thematik wollen die Unternehmen eher schneller in Richtung Cloud gehen. Ich glaube, dass die Private Cloud mehr als etabliert ist, die Hybrid Cloud ist auch da. Beim Thema Public Cloud gibt es einfach noch Bedenken. Was der IT Branche in Deutschland hilft, sind Statements wie beispielsweise von Bundesinnenminister Thomas de Maizière über die Entwicklung einer Bundes-Cloud.
CW: Für wie realistisch halten Sie das Szenario einer Bundes-Cloud? Die Bundesregierung hat sich zuletzt in Sachen IT-Sicherheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Frank Obermeier: Wenn verschiedene Ministerien in ihren Bereichen Cloud-Services anbieten, kann ich mir gut vorstellen, dass das Thema Cloud den Status des 'Neuen' bald überkommen wird und die Leute das immer mehr annehmen werden. In der Diskussion vergessen wir auch gerne eines: Die nachkommende Generation geht ganz anders mit diesen Services um.
Das sind junge Menschen, die diese Themen sehr schnell adaptieren und weniger in diesem Sicherheitsgedanken leben. In fünf bis zehn Jahren stehen diese Menschen mit ihrem Zugang zu Cloud, Big Data und Co. mitten im Leben. Ich davon überzeugt, dass das Ganze auch eine Generationsfrage ist.
CW: Und wie sieht es heute aus? Wo stehen aus Ihrer Sicht aktuell die Anwenderunternehmen mit dem Thema Cloud Computing?
Frank Obermeier: Meine Wahrnehmung aus den Gesprächen mit CIOs ist folgende: Es ist eine sehr individuelle Thematik für jede einzelne Firma. Es lässt sich nicht pauschal sagen: Diese Branche macht das, die andere Industrie geht so vor. Abhängig vom jeweiligen Setup der Firmen ist es meist eine Integration: Der Anspruch, die Cloud-Lösung schnell testen zu können – in wenigen Wochen live zu stellen und zu pilotieren, um zügig entscheiden zu können, wie die Lösung weiter skalieren soll. Eine Abhängigkeit zur Gesamtstrategie eines Unternehmens ist nicht von der Hand zu weisen.
Firmen, die viel akquirieren, sind meist sehr offen für Cloud-Lösungen, weil sie damit schnell skalieren können und keine langen Projekt-Vorlaufzeiten haben. Und es gibt die ganz jungen Unternehmen: Wenn sie in der Startup-Szene in Berlin unterwegs sind, reden Sie mit diesen Unternehmen nur über ganzheitliche Cloud-Lösungen. Die interessiert weniger, Server aufzustellen oder Lizenzabkommen auszuhandeln. Die sagen: Ich möchte das haben, wenn ich es brauche.
CW: Oracles Wurzeln liegen im Datenbankgeschäft. Werden denn Datenbanken als Cloud-Services nachgefragt?
Frank Obermeier: Absolut – was oft nachgefragt wird, sind Test- und Development-Umgebungen. Und hier gehört auch die Datenbank eindeutig dazu. Die Unternehmen wollen eine IaaS-Umgebung mit Compute und Storage, sie wollen einen Database-Layer as a Service. Optimalerweise noch Middleware as a Service, um in diesem Umfeld ganzheitlich entwickeln und pilotieren zu können.
CW: Gibt es denn über Test- und Entwicklungsumgebungen hinaus Bestrebungen, auch komplette Datenbanklandschaften inklusive geschäftskritischer Daten in eine Cloud zu verlagern?
Frank Obermeier: Es gibt Unternehmen, die kurz davorstehen, das in die Tat umzusetzen. Das ist zwar noch nicht referenzierbar, aber die Überlegungen gehen dort weit über Test und Development hinaus.